"Bayerns Beste Independent Bücher":Seitenweise Unterhaltung

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Breites Spektrum: Diese zehn Bücher aus bayerischen Independent-Verlagen hat eine Branchen-Jury für die Besten-Liste 2020 ausgewählt. Weitere zehn Publikationen, mit je 5000 Euro gefördert, werden im Laufe dieses Jahres erscheinen. (Foto: Leo von Kann)

Mit zwei neuen Auszeichnungen unterstützt der Freistaat jetzt die unabhängigen Verlage. Diese zehn Bücher haben es auf die Hotlist "Bayerns Beste Independent Bücher" geschafft.

Von Antje Weber

Es gab ja nicht nur schlechte Nachrichten im vergangenen Jahr. Die unabhängigen bayerischen Verlage zumindest hatten, bei aller Unbill in Pandemiezeiten, doch auch einigen Grund zur Freude. Erstmals hat der Freistaat zum Jahresende hin zwei neue Auszeichnungen vergeben: Zum einen würdigte eine Hotlist zehn Bücher aus dem Jahr 2020 als "Bayerns Beste Independent Bücher"; dafür gab es zwar kein Geld, doch einiges an Ehre. Zum anderen erhielten zehn Verlage je 5000 Euro für Publikationsvorhaben. Und Kunstminister Bernd Sibler konnte zu Recht betonen, dass der Freistaat damit "ein wichtiges Signal für die Unterstützung der Indies in der Verlagsszene" setze.

Die zehn Bücher der Hotlist stellen wir hier vor - sie zeigen die enorme Vielfalt von sehr verschieden ausgerichteten Verlagen. Die Jury aus ebenfalls sehr unterschiedlichen Buchbranchen-Spezialisten zeigte sich "begeistert" über die große Bandbreite an Einreichungen, die von bayerischen Themen in traditionsbewusster wie auch origineller Form bis zu experimentellen Formaten gereicht habe. Die neue Auszeichnung zeige die "hohe Professionalität und Diversität unabhängiger Verlage wie auch ihren Mut, besondere Themen zu fokussieren, sich politisch zu positionieren und nicht zuletzt unternehmerisches Wagnis einzugehen".

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Für diese Würdigung ihrer Arbeit hatten sich etliche Verleger in den vergangenen Jahren immer wieder eingesetzt. Nach der Entscheidung des Freistaats 2018, den zuvor zehn Jahre lang verliehenen "Bayerischen Kleinverlagspreis" nur noch alle zwei Jahre zu vergeben, hatte es einigen Aufruhr in der Szene gegeben, der schließlich in einen "Runden Tisch" im vergangenen Jahr mündete. Die dabei gemeinsam entwickelten Ideen seien eine "wertvolle Grundlage" für die Ausgestaltung der neuen Auszeichnungen gewesen, heißt es aus dem Ministerium. Und es soll laut Sibler in diesem Jahr weitergehen: "Diesen Dialog wollen wir auch weiterhin führen."

Das ist ein gutes Signal für die Branche. Schön ist außerdem, dass man in diesem Jahr auch die Früchte der anderen Auszeichnung ernten wird. Denn nach und nach werden demnächst jene Bücher erscheinen, die als Projekte mit je 5000 Euro unterstützt wurden. Der Verlag Dölling und Galitz zum Beispiel wird ein Sachbuch über "Schmetterlinge" herausbringen. Bei Eisele wird Jemma Waynes Roman "Der silberne Elefant" über die Erlebnisse dreier Frauen während des Bürgerkriegs in Ruanda erscheinen. Der Homunculus Verlag finanzierte mit dem Preisgeld eine Erstübersetzung des Romans "Angeln nach dem kleinen Hecht" des finnischen Autors Juhani Karila durch Maximilian Murmann. Die Literaturzeitschrift Krachkultur wird für eine Ausgabe über die Umbrüche in der Arbeitswelt unterstützt, der Lichtung-Verlag für ein Flüsse-Lesebuch; Maro plant einen Gedichtband der Afro-Amerikanerin Wanda Coleman.

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Ganz andere Pläne hat der Verlag Mixtvision mit einem Bilderbuch, das seinen Ursprung in einem Computerspiel hat. Die Original Hersbrucker Bücherwerkstätte wiederum will eine Illustration eines Gedichts von Albert Ostermaier in manuellem Sieb- und Buchdruck herausbringen. Starfruit Publications wird mit einer Gesprächssammlung zu Herbert Achternbusch aufwarten, und der Volk Verlag gibt den Kriegs-Roman "Fuchsrot und Feldgrau" von Axel Lawaczeck heraus. Auf all diese Werke können sich die Leser vorfreuen - und in der Wartezeit zu den bereits erschienenen zehn Büchern der Hotlist greifen. Das Lesejahr 2021 sollte damit schon mal gerettet sein.

Das sind Bayerns zehn beste Independent-Bücher:

  • Nicht unterkriegen lassen - wie das trotz aller Probleme gelingen kann, schildert Max Lobes Roman Drei Weise aus dem Bantuland.
  • Franziska zu Reventlow zeigt sich im Hörbuch Das Logierhaus zur schwankenden Weltkugel ganz auf der Höhe ihrer - und sogar unserer ­- Zeit.
  • In dem erzählenden Sachbuch Warum Bayern ein orientalisches Land ist räumt der Kulturhistoriker Klaus Reichold mit subversivem Humor weiß-blaue Gewissheiten auf.
  • Aug in Aug mit der Natur: Im Bildband Aves | Vögel präsentiert der Fotograf Tom Krausz die Blaumeise & Co als schillernde Charakterköpfe.
  • Keine Angst vor Poesie: Der multilinguale und -mediale Gedichtband Leipzigijjât des kurdischen Dichters Xoşewîst lädt die Leser zum Mitmachen ein.
  • Von Beethoven bis Grindcore: In der neuen Ausgabe der Literatur-Zeitschrift Krachkultur gibt es seitenweise Musik aus allen Genres.
  • Yvonne Herganes Debüt Die Chamäleondamen ist ein rasantes Sprachexperiment auf 238 Seiten über eine Zeitspanne von 120 Jahren.
  • Franz Doblers Gedichtband Ich will doch immer nur kriegen was ich haben will hat die Kraft, auch Menschen zu begeistern, die bis jetzt ihre poetische Ader noch nicht entdeckt haben.
  • Tiere einmal anders: Im Kindersachbuch Nette Skelette erfährt man lustige Details von Insekten, Fischen oder Säugetieren.
  • Federleichte Sprache, schwermütiger Inhalt: Die aus dem Iran stammende Autorin Ayeda Alavie fasziniert mit ihrem Erzählband Ein Bild von mir.
© SZ vom 21.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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