Coronavirus:Impfzentren warten auf Kundschaft - und kosten dabei viel Geld

Coronavirus - Memmingen

Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) hält bei seinem Besuch des Impfzentrums Memmingen ein leeres Fläschchen Impfstoff.

(Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Wenig Vakzin, wenig Publikumsverkehr: Etwa 100 Einrichtungen halten Bayerns Kommunen derzeit vor. Sie sind alles andere als ausgelastet - aber verursachen hohe Fixkosten.

Von Dietrich Mittler

Das Straubinger Corona-Impfzentrum sticht zweifellos aus allen anderen Impfzentren in Bayern heraus, werden dort doch die Werke lokaler Künstler ausgestellt. Gleichwohl, der Publikumsverkehr hält sich in Grenzen. So wie der Impfstoff, der - wie derzeit überall in Bayern - auch im niederbayerischen Straubing nur in einer sehr überschaubaren Menge eintrifft. "Selbst wenn unser Impfzentrum fortlaufend in Betrieb ist, sind wir bei Weitem nicht in der Auslastung, die wir leisten könnten", sagt Oberbürgermeister Markus Pannermayr (CSU). Augenblicklich sind vor allem die mobilen Impfteams in den Pflege-Einrichtungen unterwegs. Dort stehen jetzt die Zweitimpfungen an.

Straubings Impfzentrum, und da ist sich der OB sicher, könnte wahrscheinlich das Vierfache leisten, wenn das von Stadt und Landkreis gemeinsam betriebene Zentrum auch abends geöffnet wäre. Aber, in der momentanen Situation lässt sich daran nicht deuteln: Auch wenn mangels Impfstoff längst nicht die erhoffte Anzahl an Menschen geimpft werden kann, laufen die Kosten weiter. Ein landesweites Problem. Aus dem Gesundheitsministerium in München heißt es dazu: "Eine Bezifferung der bisher angefallenen Kosten ist noch nicht möglich. Insgesamt hat der Freistaat für seine Impfstrategie zunächst Mittel in Höhe von 100 Millionen Euro eingeplant." Nach der Coronavirus-Impfverordnung des Bundes erhalte der Freistaat die Hälfte der Kosten rückerstattet.

Mit seinen schlichten Trennwänden kann das Dasinger Impfzentrum des Kreises Aichach-Friedberg in puncto Schönheit nicht mit dem Straubinger mithalten, wohl aber bezüglich der dort vorhandenen Leistungsbereitschaft. Doch auch in Dasing mangelt es an Impfstoff. Der Sprecher des Landratsamtes in Aichach beziffert die allein hier dem Freistaat entstehenden Kosten auf netto "15 500 Euro täglich, unabhängig vom Betrieb, da die Leistungen ja vorgehalten werden müssen". Netto deshalb, weil die Mietkosten für die Halle nicht berücksichtigt sind.

So wie Straubing oder der Kreis Aichach müssen nun viele Kommunen eine Einrichtung vorhalten, die bislang kaum frequentiert wird. Mitte Dezember 2020 bestand noch die Aussicht, viele Menschen endlich bald von ihrer Angst erlösen zu können, sich mit dem Erreger Sars-CoV-2 zu infizieren. Am 15. Dezember sprach Christian Bernreiter (CSU) als Präsident des Bayerischen Landkreistages von der "Hoffnung auf die Wiedererlangung unseres gewohnten Lebens". Bernreiter fasste da in Worte, was zu dieser Zeit viele dachten. Doch das scheint in Vergessenheit zu geraten.

Mittlerweile steht zwischen den Zeilen gar die Frage im Raum, ob der Freistaat die nun 100 bayerischen Impfzentren nicht später hätte öffnen sollen. Als Gegenbeispiel wird Nordrhein-Westfalen genannt, dessen 53 Impfzentren erst am 8. Februar ihren Betrieb aufnehmen. Bernreiter kann diesem Vergleich nichts abgewinnen. Er spricht von einer "postfaktischen Diskussion" - sprich: Im Nachhinein lasse sich klug daherreden.

Nahezu wortgleich äußert sich Ruth Waldmann, gesundheitspolitische Sprecherin der Landtags-SPD: "Man stelle sich das Geschrei vor, wenn jetzt der Impfstoff da wäre, und die Impfzentren wären immer noch nicht fertig." Am 9. November 2020 hatte das Gesundheitsministerium in München - den Vorgaben des Bundes entsprechend - den Kommunen den Auftrag erteilt, bis zum 15. Dezember ihre Impfzentren bereitzustellen. Waldmann meint sogar: "Mit diesem Vorhaben hätte man weit früher beginnen können. Schon, um diese Aufgabe nicht überstürzt bewältigen zu müssen."

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