Das Wort "Bitte" springt gleich ins Auge bei der ganzseitigen Annonce, auch "impfen" ist dick und fett geschrieben sowie der Leitgedanke: "Gemeinsam gegen Corona". Die Anzeige, die auf Initiative des Regierungspräsidenten neulich in Oberpfälzer Zeitungen erschienen ist, warnt vor der vierten Welle: Zwar liege die Impfentscheidung bei jedem Einzelnen, doch erbeten sei Solidarität. Für ihre Unterstützung angefragt wurden alle Landräte in der Oberpfalz, da stehen sie jetzt samt Foto und Unterschrift, aus Cham, aus Tirschenreuth und so weiter. Nur eine fehlt: Tanja Schweiger (Freie Wähler), Landrätin des Landkreises Regensburg. Und Partnerin von Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger, dessen Impfskepsis zuletzt viel Rummel auslöste. Zumal wegen seiner Aussage, er beuge sich nicht dem "politischen Establishment".

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Hat Tanja Schweiger ähnliche Befürchtungen wie Aiwanger bei der Qualität der Vakzine, ist sie schlichtweg mit ihm solidarisch? Schweiger ist gerade im Urlaub, ihr Landratsamt teilt auf Anfrage der SZ mit: Die Gemeinschaftsanzeige habe "keinen erkennbaren Mehrwert für die Bürgerinnen und Bürger des Landkreises dargestellt", was jedoch "weder den absoluten Sinn eines Impfaufrufes noch die Vorgehensweise in Frage" stellen solle. Die Impfung im Landkreis schreite über klassische Kommunikationswege voran, über die "bürgernahe Impfzentrumsstruktur" und aktuelle Aktionen - alles unterstützt und bewirkt von der Landrätin. Ob und wann sich jemand impfen lasse, sei und bleibe aber "eine höchstpersönliche Entscheidung". Eben das war Aiwangers Tenor, bevor er sich - wohl beflügelt durch den Bundestagswahlkampf - arg vergaloppierte bei dem Thema. Die Reaktionen im Netz auf Schweiger gleichen derweil denen in der Aiwanger-Debatte. Geteiltes Echo, von "Tolle Frau, Hut ab!" bis zu "verantwortungslos, nicht wählbar".
Apropos Wahl. Aiwanger wollte sich zuletzt kaum noch zu seiner Impfung äußern beziehungsweise rüstete er rhetorisch ab. Das soll ihm übrigens manch hochrangiger FW-Kollege tunlichst empfohlen haben. Aiwanger ist dieser Tage in Deutschland unterwegs, bei einer Visite in Thüringen wurde er überschwänglich dafür gelobt, "ein wissenschaftlich sehr interessierter Mensch" zu sein. Es ging dort aber um eine Wasserstofftankstelle.