Nachtfahrverbot gefordert:Warum Mähroboter eine große Gefahr für Igel sind

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Ein Igel läuft durch das Laub in einem Garten. Den Kleinsäugern droht zunehmend Gefahr durch die vielen Mähroboter. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Nicht immer können die Maschinen in der Dunkelheit rechtzeitig Hindernisse erkennen, die die stacheligen Kleinsäuger für den großen Mähroboter darstellen. Fast die Hälfte der Igel stirbt nach solchen Zusammenstößen – das wirkt sich auf die Population aus.

Von Christian Sebald

Mähroboter in den Gärten können eine tödliche Gefahr für Igel sein. So kann man es beispielsweise auf der Homepage des bayerischen Artenschutzzentrums am Landesamt für Umwelt nachlesen. Denn bei Zusammenstößen fügen die scharfen Klingen der Geräte den Kleinsäugern oft tiefe Schnittwunden zu. Wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge sterben beinahe die Hälfte der Igel an den Verletzungen, die sie dabei erleiden, oder deren Folgen oder müssen eingeschläfert werden. Denn oft entzünden sich die Wunden.

Solche Unfälle sind ein Grund für das Schrumpfen der Igel-Population, sagen Fachleute. Andere Gründe sind das Artensterben generell und der viele Straßenverkehr. In Bayern werden die Tiere seit einiger Zeit auf der Vorwarnliste der Roten Liste geführt. Und diesen Oktober hat sie die Weltnaturschutzorganisation IUCN als „potenziell gefährdet“ in ihre Liste der gefährdeten Tierarten aufgenommen.

ÖDP und Grüne wollen jetzt bayernweit gegen das Igel-Sterben in Gärten mobilisieren. Die beiden Parteien haben angekündigt, landauf landab Anträge für Nachtfahrverbote für Mähroboter in Stadträte, Gemeinderäte und Kreistage einbringen. Der Grund: Immer mehr Gartenbesitzer lassen ihre Geräte rund um die Uhr und ohne Kontrolle laufen, auch nachts – wenn die nachtaktiven Igel unterwegs sind. Damit sind Zusammenstöße gleichsam programmiert. Denn Igel laufen bei Gefahr nicht davon. Sondern sie rollen sich im Vertrauen auf ihre Stacheln ein. Gerade kleine Igel können so sehr leicht überfahren und geschnitten werden.

Hintergrund der Initiative ist bei der ÖDP der große Erfolg ihres Vorstoßes für ein solches Nachtfahrverbot in der Landeshauptstadt München. „Wir haben überhaupt nicht damit gerechnet, dass unsere Forderung dort auf so große Zustimmung stößt“, sagt ÖDP-Landeschef Tobias Ruff, der auch ÖDP-Fraktionschef im Münchner Stadtrat ist. „Deshalb werden unsere Stadt- und Gemeinderäte in anderen Kommunen nun mit dem Antrag nachziehen.“ In München hatten die großen Fraktionen SPD/Volt, Grüne/Rosa Liste und CSU/Freie Wähler sofort nach Bekanntwerden des ÖDP-Vorstoßes ihre Zustimmung dazu erklärt.

Auch die Grünen bereiten entsprechende Anträge in den Kommunen vor. Federführend ist die Grünen-Landtagsabgeordnete Mia Goller. Sie ist außerdem Grünen-Kreischefin im niederbayerischen Rottal und war dort im Frühjahr von Tierschützern auf das Igel-Sterben in den Gärten angesprochen worden. Goller war nach eigenen Worten so betroffen von dem Tierleid, dass sie sofort per Antrag an den Landtag ein Nachtfahrverbot für Mähroboter forderte. „Das wäre eine sehr einfache und effektive Maßnahme, die zudem eine große aufklärerische Wirkung hätte“, sagt sie heute. „Deshalb war ich fest davon überzeugt, dass mein Antrag die Zustimmung der Regierungsfraktionen bekommt.“

Die Stadt Köln hat ein Nachtfahrverbot für Mähroboter erlassen

Doch weit gefehlt. CSU und Freie Wähler lehnten Gollers Vorstoß ab. „Wir halten es für zu bürokratisch und nicht kontrollierbar“, sagte die FW-Abgeordnete Marina Jakob in der BR-Sendung Quer zu dem geforderten Verbot. „Sollen die Polizisten nachts durch die Gärten streifen und kontrollieren.“ Jakob verwies darauf, dass der Igel bereits unter Artenschutz stehe. Sie plädierte für Appelle, „zu sagen, hey passt auf, da droht Gefahr, lasst den Mähroboter nicht fahren, wenn es Nacht wird“.

Bislang gibt es Nachtfahrverbote für Mähroboter nur in ganz wenigen Gemeinden. Ein Grund mag sein, dass viele Tierschützer auf das neue Tierschutzgesetz hofften, das die Ampelregierung erlassen wollte. Es sollte eine entsprechende Regelung enthalten. Mit dem Scheitern der Ampel dürfte aber auch das neue Tierschutzgesetz obsolet sein. Was unter der neuen Bundesregierung wird, ist ungewiss.

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Der Igel in Bayern könnte bald aussterben. Weil die Gärten zu ordentlich sind. Zeit für ein bisschen Verwahrlosung. Und so ein Winterschlaf wäre gerade auch nicht verkehrt.

Glosse von Deniz Aykanat

Die nordrhein-westfälische Großstadt Köln erregte Anfang Oktober ein gewisses Aufsehen, als sie ein Nachtfahrverbot für Mähroboter erließ, und jetzt eben die Initiative der Münchner ÖDP. Beim Städtetag und beim Gemeindetag, bei dem man die Vorstöße der beiden Parteien mit einer gewissen Sympathie sieht, wissen sie aber von keiner Kommune in Bayern, die so ein Nachtfahrverbot hätte.

Der Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) und der Bund Naturschutz (BN) unterstützen die Vorstöße. Beide Verbände machen sich schon seit geraumer Zeit für Einschränkungen für Mähroboter stark. „Natürlich wissen wir, dass nicht alle offen sind für so ein Verbot und dass es nicht hundertprozentig durchgesetzt werden könnte“, sagt LBV-Chef Norbert Schäffer. „Auf der anderen Seite hätte es eine ungeheure aufklärerische Wirkung. Denn die Leute wüssten dann ja gleichsam automatisch, dass nächtliche Ungestörtheit in den Gärten lebenswichtig ist für die Kleintiere dort.“ Bisher sei das vielen nämlich nicht klar. Ein Grund: Igel, die von einem Mähroboter verletzt worden sind, ziehen sich zurück, wenn sie an ihren Wunden sterben, tun sie das zumeist im Verborgenen. „Man bekommt ihre Leiden oder gar Sterben meist nicht mit“, sagt Schäffer.

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