Im Herbst sind Igel besonders aktiv: Vor allem junge Tiere und deren Mütter müssen sich nun ordentlich Speck für den Winterschlaf anfuttern. „Jetzt ist die Zeit, in der man viele Igel herumlaufen sieht“, sagt Angelika Nelson vom Naturschutzverband LBV. Allerdings seien Igel normalerweise nachts oder in der Dämmerung aktiv. Treffe man tagsüber auf ein Stacheltier, könne das ein Alarmsignal sein.
Die Expertin rät: erst einmal abwarten und beobachten. Oft seien es sehr junge Igel, die noch zu wenig Fettreserven hätten und deshalb verzweifelt nach Futter suchten. „Die Leute sehen so einen Jungigel im Garten herumlaufen und bringen ihn dann zu einer Auffangstation. Aber das ist nicht jedes Mal notwendig.“ Hilfe bräuchten nur kranke oder verletzte Tiere, erläuterte Nelson. „Jedes Jahr im Herbst sind die Stationen deshalb überfordert.“
Die Igelhilfe im Passauer Land kann schon jetzt keine Tiere mehr aufnehmen. „Wir sind voll“, sagte Organisatorin Monika Lüdtke. Dabei komme der eigentliche Ansturm erst in den nächsten Wochen. Seit August päppelt Lüdtke 75 verwaiste Igeljunge auf. Deren Mütter seien zum Beispiel überfahren oder von Mährobotern tödlich verletzt worden, erläuterte Lüdtke. Auch von anderen Tierstationen habe sie gehört, dass diese bereits ausgelastet seien. Deshalb appelliert sie an Menschen, die einen jungen Igel finden, sich selbst um diesen zu kümmern.
LBV und Bund Naturschutz warnen allerdings davor, scheinbar hilfsbedürftige Igel gesund pflegen zu wollen. „Die Sterblichkeit bei jungen Igeln ist sehr hoch. Viele überleben den ersten Winter nicht“, sagte Nelson. Das sei natürlich traurig, gehöre aber zur natürlichen Auslese dazu.
Wer einen untergewichtigen Igel im Spätherbst in seinem Garten entdeckt, kann diesem den Fachleuten zufolge eine Mischung aus Katzenfutter, Igeltrockenfutter und ungewürztem Rührei in einem Futterhäuschen anbieten. Kranke und verletzte Tiere sollten dagegen zu einem Tierarzt gebracht werden.
Noch wichtiger sei aber, seinen Garten igelfreundlich zu gestalten, sagte Nelson. „Igel kommen vermehrt im Siedlungsraum vor, weil sie wegen der intensiven Landwirtschaft ihre Lebensräume verloren haben.“ Laubhaufen, Holzstapel, Hecken oder Büsche können ihnen als Unterschlupf dienen. Außerdem sollte man auf Pflanzen achten, die Insekten anlocken und Totholz liegenlassen, in dem sich Käfer verstecken können, damit Igel Nahrung finden.