Wer vorab die Zukunft des Zugfahrens auf bayerischen Gleisen sehen wollte, musste nach Berlin fahren. Vergangene Woche fand dort die "InnoTrans" statt, ein Branchenereignis mit viel von dem, was mal das Morgen im Schienenverkehr sein könnte. Dieses Morgen wiederum wurde für Bayern in Form eines lebensbejahend graulackierten Doppelstockwagens präsentiert, von außen einer gewöhnliche Regionalbahn durchaus ähnlich. Aber innen? Huch!
Tatsächlich könnte der "Ideenzug" häufiger für Staunen sorgen, sobald er das Messegelände erst verlassen hat. Von März 2023 an wollen Freistaat, Deutsche Bahn und Südostbayernbahn den ungewöhnlichen Wagen im täglichen Betrieb zwischen Mühldorf und München testen; er dient als eine Art rollendes Labor, das unterschiedliche Bedürfnisse der Reisenden bedienen und sie bestenfalls vom Umstieg auf den öffentlichen Nahverkehr überzeugen soll.
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Gegliedert ist der "Ideenzug" dazu in mehrere modern designte Module. Das Büromodul etwa bietet Schreibtisch-Kabinen für ungestörtes Arbeiten. Im Modul "Neues Sitzen" warten ergonomische Sessel, im Familienmodul herrscht Platz. Und dann gibt es noch das Stammtischmodul. Von dem zeigte sich Verkehrsminister Christian Bernreiter als Niederbayer "besonders angetan", so steht es zumindest in einer anlässlich der "Ideenzug"-Vorstellung verschickten Pressemitteilung.
Gemütlich wie im Wirtshaus soll es sich da an einem langen Tisch vor einem großen Bildschirm beisammensitzen lassen. Einen Zapfhahn wie im Wirtshaus sucht man allerdings vergebens, vielleicht aus Sorge, er könnte bei Verspätungen übermäßig beansprucht werden.
Auch sonst könnten Bahnpendler noch die eine oder andere Idee vermissen. So lässt sich das Abteil mit den Spinning-Rädern zwar als Entwurf im Netz bewundern - für die Praxis aber wurde es laut Medienberichten wegen fehlender Duschen wieder verworfen. Lange werden Fahrgäste auch nach dem ihnen gerüchteweise wichtigsten Feature mit dem exotischen Namen "Pünktlichkeit" suchen. Dass es nicht standardmäßig verbaut wurde, sollte man aber den "Ideenzug"-Entwicklern nachsehen. Angesichts des jüngsten, von Infrastrukturmängeln geprägten Chaossommers auf der Schiene wäre so etwas wie Verlässlichkeit wohl zu viel der Zukunftsutopie geworden.