Artenvielfalt:Auf der Suche nach den Hummeln

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In Bayern gelten 41 verschiedene Hummelarten als heimisch. Aber nur sieben kommen häufig in den Gärten und Parks hierzulande vor. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Naturschützer starten eine Hotline, mit deren Hilfe man die pelzigen Insekten bestimmen kann.

Von Christian Sebald, München

Hummeln zählen zu den bekanntesten Insekten - allein schon wegen ihrer Größe, dem dichten, mehrfarbig gestreiften Pelz und dem Brummen, mit dem sie jetzt im Frühjahr wieder herumschwirren. Wegen ihres Stachels werden sie außerdem von vielen gefürchtet. Dabei sind sie eigentlich harmlos. Sonst wissen die meisten Menschen eher wenig über die Art. Der Musiker Willy Astor etwa fragt in seinem Lied "Hummelhonig": "Warum gibt es nur so wenig Hummelhonig? Hummelhonig gibt es kaum - warum?" Der Bund Naturschutz und das Institut für Biodiversitätsinformation (IfBI) wollen jetzt über Hummeln informieren.

Bis Ostermontag haben beide Organisationen ihre Hummelhotline geschaltet. Per Whatsapp können Interessenten Fotos von Hummeln mit Postleitzahl und Funddatum an die 0151/18460163 schicken. Experten rund um den Hummel-Fachmann und IfBI-Chef Klaus Mandery bestimmen umgehend die jeweilige Art und schicken die Information dann an den Absender zurück. Bei der Aktion 2021 landete die Erdhummel klar auf Platz eins. Auf den Rängen zwei und drei folgten die Ackerhummel und die Steinhummel.

Hummeln zählen zu den Wildbienen. Sie sind vor allem auf der nördlichen Erdhalbkugel verbreitet. Weltweit gibt es 250 Arten. In Deutschland und damit in Bayern gelten 41 als heimisch. Aber nur sieben kommen häufig in den Gärten und Parks hier vor, unter ihnen sind natürlich vor allem die oben genannten drei. Ungefähr zwei Drittel der Hummelarten stehen auf der roten Liste, sagt Mandery, "die Obsthummel und andere sind bereits ausgestorben". Aber auch die Zahl der häufigen Hummelarten schrumpft dramatisch. Vor nur 15 Jahren zählten noch zwölf Arten zu dieser Kategorie. Der Grund für den Schwund ist wie bei vielen anderen Insektenarten vor allem die intensive Landwirtschaft. Durch sie gibt es auch für Hummeln immer weniger Lebensräume.

Wie Bienen sind Hummeln sozial organisierte Tiere. Sie bilden Staaten mit Arbeiterinnen, Drohnen und einer Hummelkönigin. Allerdings lebt so ein Hummelvolk nur einen Sommer lang und stirbt im Herbst ab. Nur die begatteten Jungköniginnen überwintern und beginnen im zeitigen Frühjahr mit dem Nestbau und der Gründung eines neuen Staates. Sie sind es denn auch, die man jetzt gut beobachten kann. Denn die Hummelköniginnen fliegen bereits ab Außentemperaturen von zwei Grad Celsius aus, Bienen dagegen erst bei mindestens zehn Grad.

Und was hat es mit dem "Hummelhonig" von Willy Astor auf sich? Auch Hummeln produzieren Honig, als Futter für sich und vor allem für ihre Larven. Anders als Bienenvölker, die den vielen Honig ja eigentlich als Wintervorrat herstellen, legen Hummeln aber kaum Vorräte an. Denn einen Honigvorrat für den Winter, den dann die Imker abschöpfen könnten, braucht so ein Hummelvolk ja nicht. Es geht im Herbst zu Grunde. Also produzieren Hummeln sehr viel weniger Honig als Bienen. Und den, so singt es auch Willy Astor, den fressen die Hummeln selber.

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