Süddeutsche Zeitung

Höllentalklamm in Grainau:Suche nach vermisster Person abgebrochen

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Nachdem auf Drohnenvideos Schatten gesichtet worden waren, hatten Feuerwehr, Berg- und Wasserwacht Teile der Höllentalklamm nochmals punktuell abgesucht. Die am Dienstag tot aufgefundene Frau stammt wohl aus Lichtenfels.

Von Viktoria Spinrad, Grainau

Die nach einer Flutwelle in der Höllentalklamm weiterhin vermisste Person lebend zu finden, wird immer unwahrscheinlicher. Am Mittwoch stellten Trupps aus Feuerwehr, Bergwacht, Wasserwacht und Polizei die fünfstündige Suche am frühen Nachmittag ein. Nachdem auf Drohnenvideos Schatten gesichtet worden waren, hatten sie Teile der Klamm nochmals punktuell abgesucht.

Derweil zeichnet sich ab, dass es sich bei der am Dienstag gefundenen Frau aller Wahrscheinlichkeit nach um eine 33-Jährige aus dem Landkreis Lichtenfels in Oberfranken handelt. Sicherheit soll eine rechtsmedizinische Obduktion im rechtsmedizinischen Institut in München bringen. Diese soll an diesem Donnerstag stattfinden. Parallel dazu wurden DNA-Analysen durch das Landeskriminalamt in Auftrag gegeben. "Wir wollen sichere Ergebnisse hinsichtlich der Identität haben", sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd am Mittwoch.

Am Montag wurden die Frau und eine weitere Person, möglicherweise ihr Begleiter, von einer Flutwelle im Zugspitz-Massiv mitgerissen. Sie sind seitdem vermisst worden. Daraufhin durchforsteten Spezialkräfte das Gebiet mit Canonying-Einsatzkräften und Drohnen. Am Dienstagmorgen fanden sie den leblosen Körper der Frau - er hatte sich in einem Stein verkeilt. Die Suche nach der zweiten Person ging mithilfe vieler Ehrenamtlicher noch bis zum späten Nachmittag weiter. Helfer suchten den gesamten Lauf der Loisach ab, der Fluss wurde bis zum Kochelsee per Hubschrauber abgesucht. Auf dabei entstandenen Drohnenvideos fanden die Helfer verdächtige Schatten, weshalb die Suche am Mittwoch fortgesetzt wurde.

Eine kleinere Zahl von Helfern der Feuerwehr Partenkirchen, der Bergwacht Grainau, der Grainauer Wasserwacht und der Polizei suchte bestimmte Punkte zwischen dem Eingangsbereich der Höllentaler Klamm und der anliegenden Hütte ab. Die Suche blieb ebenfalls ohne Erfolg: Am frühen Nachmittag brachen die Helfer die Aktion ab.

Am Mittwoch verteidigte der Deutsche Alpenverein, der für die Klamm und die oberhalb liegende Brücke zuständig ist, die leichte Zugänglichkeit des Geländes. Dass das Drehkreuz am Eingang durchgängig geöffnet ist, sei "sinnvoll", sagte der DAV-Pressesprecher Thomas Bucher am Rande der jährlichen Vorstellung der Unfallstatistik. Die Klamm sei nicht nur Besichtigungsobjekt, sondern eben auch ein Zugang zur hochalpinen Gegend. "Wer hoch will, muss früh unterwegs sein", so Bucher. Dass man an den Ausgangspunkten nicht vor schlechtem Wetter gewarnt würde, sei normale Praxis in den Alpen. "Wir bedauern sehr, was passiert ist." Es sei "furchtbar", wenn Menschen zu Tode kommen - was Gott sei Dank relativ selten passiere.

Er stellte klar, dass die Holzbrücke oberhalb der Höllentalklamm eigens so konstruiert war, dass sie maximalen Wassermassen nicht standhält. Andernfalls sammele sich Treibgut, das Wasser staue sich - mit der Gefahr einer noch größeren Flutwelle, so Bucher. Ob die Suche nach der vermissten Person am Donnerstag fortgesetzt werden soll, war am Mittwoch noch offen.

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SZ vom 19.08.2021
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