Flutwelle in Höllentalklamm:Frau tot aus dem Wasser geborgen

Lesezeit: 2 min

Nach der Flutwelle in der Höllentalklamm bei Garmisch-Partenkirchen ist eine Person tot aufgefunden worden. Eine weitere wird vermisst. Die Polizei nahm die Suche am Mittwoch wieder auf, die Rettungskräfte wollen nun nur noch gezielt einzelne Stellen absuchen.

Von Sebastian Beck, Grainau

Sie ist eine der am meisten begangenen Wanderrouten in Bayerns Alpen: die Höllentalklamm zwischen Alpspitze und Waxenstein. Durch sie führt der Weg hinauf zur Zugspitze, Deutschlands höchstem Berg. Bis zu 70 000 Ausflügler kommen jedes Jahr durch das Nadelöhr oberhalb von Grainau. Nun ist die enge Schlucht zu einer tödlichen Falle geworden. Rettungskräfte bargen am Dienstagmorgen eine tote Frau aus dem Fluss, teilte die Polizei in Rosenheim mit. Eine weitere Person wird vermisst. Am Dienstagabend stellte die Polizei die Suche nach ihr vorerst ein und nahm sie am Mittwoch in kleinerem Umfang wieder auf.

Zu dem Unglück kam es, als am Montag gegen 15.45 Uhr der Hammersbach nach heftigen Regenfällen plötzlich stark anschwoll. Nach Angaben der Polizei hat eine regelrechte Flutwelle am oberen Ende der Klamm eine Brücke mit sich gerissen - und mit ihr zwei Wanderer, die darauf standen. Danach lief eine große Rettungsaktion an, an der mehr als hundert Feuerwehrleute, Rettungskräfte der Wasserwacht und der Polizei beteiligt waren. Auch speziell ausgebildete Canyonretter der Bergwacht waren im Einsatz.

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(Foto: Sebastian Beck)

Einsatzkräfte der Feuerwehr aus Grainau beobachten am frühen Montagabend den Hammersbach, um im Notfall Opfer der Flutwelle in der Höllentalklamm retten zu können.

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(Foto: Sebastian Beck)

Offiziell war die Höllentalklamm am Montag geöffnet und zugänglich. Inzwischen ist der Weg gesperrt.

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(Foto: Sebastian Beck)

Der Hammersbach rauscht am Weg vorbei.

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(Foto: dpa)

Auch mit Hubschraubern und Tauchern haben sie am Montag bis 20.30 Uhr nach den beiden Vermissten gesucht - ohne Ergebnis. Am Dienstagmorgen wurde eine Frau tot aus dem Wasser geborgen.

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(Foto: Peter Schickert/imago images)

Die Klamm ist eine der am meisten begangenen Wanderrouten in Bayerns Alpen. Bis zu 70 000 Ausflügler kommen jedes Jahr durch das Nadelöhr .

Sie konnten insgesamt acht Wanderer in Sicherheit bringen, die von den Wassermassen zwischenzeitlich eingeschlossen waren. Ein Murenabgang am Eingang der Klamm erschwerte den Einsatz noch zusätzlich. Die Gruppe von sechs Personen am oberen Ende der Klamm hatte das Unglück beobachtet. Zunächst widersprachen sich die Angaben über die Zahl der Vermissten. Am Abend stand jedoch fest, dass es zwei Menschen waren, für die keine Überlebenschancen mehr bestanden.

Die Suche nach ihnen wurde am Dienstagmorgen fortgesetzt. Gegen 8.30 Uhr entdeckten Einsatzkräfte der Canyoning-Gruppe eine leblose Person im Wasser und zogen sie an Land. Sie war bereits tot. Die Suche nach der zweiten Person dauerte zunächst an. Am Abend sagte ein Polizeisprecher, alle relevanten Bereiche seien mehrfach abgesucht worden, jedoch ohne Erfolg. Sollte sich die Person noch in der Klamm nahe Grainau im Landkreis Garmisch-Partenkirchen befinden, gebe es angesichts der seit dem Unglück verstrichenen Zeit und der großen Wassermassen wenig Hoffnung, sie lebend zu finden.

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Am Mittwoch setzten die Einsatzkräfte die Suche fort. Der Einsatz werde allerdings in deutlich kleinerem Umfang ablaufen als die beiden Tage davor, sagte eine Polizeisprecherin. Die Rettungskräfte haben die Schlucht demnach mit Hilfe von Drohnen von der Luft aus gefilmt und fotografiert. Dabei seien zum Beispiel einige Schatten gesichtet worden, denen man nun nachgehen wolle. Die Klamm soll an diesen Stellen punktuell abgesucht werden, so die Sprecherin. Dazu seien aber weniger Einsatzkräfte notwendig als bislang.

Der Weg durch die Schlucht ist nicht ohne Risiken

Unklar ist, wie es zu dem folgenreichen Unglück kommen konnte und warum die Klamm trotz der heftigen Regenfälle am Montag nicht gesperrt war. Der Weg durch die Schlucht ist nicht ohne Risiken. Es war nicht zum ersten Mal, dass der Bach plötzlich anschwoll.

Im Juni 2020 stieg das Wasser plötzlich so stark an, dass im Grainauer Ortsteil Hammersbach nachts 250 Anwohner und Urlauber in Sicherheit gebracht werden mussten. Weil wegen des Unwetters auch der Weg durch die Höllentalklamm unpassierbar war, saßen Wanderer und Hüttenpersonal auf der Höllentalangerhütte fest. 60 Menschen mussten daraufhin mit Hubschraubern ausgeflogen werden.

Der Weg durch die gut einen Kilometer lange Schlucht ist zwischen 1902 und 1905 mit großem Aufwand in den Fels gesprengt worden, auf 448 Meter Länge verläuft er durch zehn Tunnel und muss immer wieder aufwändig hergerichtet werden. Gerade im Frühjahr herrscht hier Steinschlaggefahr. Vor einigen Wochen erst starb ein 81-jähriger Mann in der Klamm: Er beugte sich über den Abgrund, verlor das Gleichgewicht und stürzte in den Hammersbach.

Nun ist der Weg durch die Klamm bis auf Weiteres gesperrt. Am Dienstagmorgen begleiteten Einsatzkräfte der Bergwacht 108 Menschen von den oben gelegenen Hütten ins Tal.

Die Staatsanwaltschaft München II leitete Vorermittlungen ein, sagte die Sprecherin der Behörde, Andrea Mayer, der Deutschen Presse-Agentur. Im Raum stehe der Verdacht der fahrlässigen Tötung.

© SZ.de/sonn/infu/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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