Hochwasser in Bayern:Eine Chronologie der Fluten

Lesezeit: 2 Min.

Im Jahr 2016 richtete ein Hochwasser im niederbayerischen Landkreis Rottal-Inn in Simbach hohe Schäden an. Sieben Menschen starben in den Wassermassen. (Foto: Bayerisches Innenministerium/dpa)

Spätestens nach dem Pfingsthochwasser 1999, von dem Neustadt an der Donau besonders stark betroffen war, wurde im Freistaat mehr in den Hochwasserschutz investiert. Dennoch gab es immer wieder verheerende Überschwemmungen.

Von Christian Sebald

Die Bewältigung der aktuellen Hochwasserkatastrophe steht noch bevor, in den betroffenen Regionen laufen die Aufräumarbeiten weiter auf vollen Touren. Auch in den kommenden Tagen sind Zehntausende Helfer im Einsatz. Deshalb ist es für eine erste Bilanz oder auch nur eine grobe Abschätzung der Schäden noch viel zu früh. „Die Lage ist weiterhin angespannt, die Dimension des Hochwassers ist gewaltig“, sagt Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler). „Eine abschließende Einschätzung ist noch nicht möglich.“ Fest steht nur, dass die aktuelle Hochwasserkatastrophe zu den schlimmsten ihrer Art in Bayern zählen wird. Und zwar nicht allein wegen der bisher vier Todesopfer, die zu beklagen sind. Sondern allein schon wegen der Riesenfläche, die es getroffen hat – weite Teile Schwabens südlich der Donau und das westliche Oberbayern sowie im weiteren Verlauf die Donauregion mit den Hotspots Regensburg und Passau.

Mancher fühlt sich dieser Tage an das Pfingsthochwasser 1999 vor ziemlich genau 25 Jahren erinnert. Nach tagelangen Regenfällen in Oberbayern und im Allgäu haben damals erst die Donauzuflüsse aus den Alpen, dann die Donau selbst Dämme und Deiche überflutet. Besonders schlimm traf es Neustadt an der Donau. Auch Neu-Ulm und Teile von Augsburg wurden überschwemmt, dazu kleine Orte wie Sonthofen oder Weilheim. Bayernweit starben fünf Menschen in den Fluten, 100 000 waren direkt betroffen, der Schaden betrug eine Milliarde Euro, insgesamt standen 40 000 Hektar Land unter Wasser. Das Pfingsthochwasser 1999 ist die Zäsur im Hochwasserschutz in Bayern. Seither hat die Staatsregierung Milliarden Euro in einen modernen Hochwasserschutz entlang der großen Flüsse investiert. Das Programm wird fortgesetzt.

Gleichwohl sind seither weitere Katastrophen gefolgt, die überregional Schlagzeilen gemacht haben. Das Landesamt für Umwelt (LfU) dokumentiert sie auf seiner Internetseite. So das August-Hochwasser 2005. Im letzten Drittel des August 2005 gab es in den bayerischen Bergen außergewöhnlich heftige Niederschläge. An einzelnen Messstellen fielen mehr als 200 Liter Regen pro Quadratmeter. Deshalb hat das August-Hochwasser 2005 an einzelnen Flussabschnitten von Iller, Lech, Loisach und Isar sogar das Pfingsthochwasser 1999 übertroffen. Ein Beispiel dafür war die kleine Ortschaft Eschenlohe im Landkreis Garmisch-Partenkirchen. Insgesamt freilich blieb die Schadensbilanz mit 28 000 Hektar überschwemmten Land und beinahe 200 Millionen Euro Schaden deutlich unter der von Pfingsten 1999.

Dieser Tage ist viel von der Gelassenheit die Rede, mit der die Feuerwehrler und anderen Einsatzkräfte in Passau das aktuelle Hochwasser in ihrer Stadt bewältigen. Ein Blick auf das Juni-Hochwasser 2013 erklärt ihre Haltung. Am Abend des 3. Juni 2013 wurden am Pegel Passau ein Wasserstand von 12,89 Metern gemessen. Die hochwassererprobte Stadt erlebte die schwerste Überschwemmung seit 500 Jahren. Vorangegangen waren wieder tagelange starke Regenfälle vor allem im südöstlichen Bayern und im Donauvorland. In Deggendorf ging der Ortsteil Fischerdorf nach einem Dammbruch in den braunen Fluten unter. Das LfU beziffert den Gesamtschaden des Juni-Hochwassers 2013 auf 1,3 Milliarden Euro. Ein besonderes Problem war das viele Heizöl, das wegen der Fluten aus den Tanks in Wohnhäusern auslief und sich nicht nur in den Gebäuden, sondern in der Umwelt insgesamt ausbreitete.

SZ PlusBilder aus Hochwasser-Gebieten
:Die Flut und die Folgen in Bayern

Während die einen wie in Passau noch auf den Höchststand der Flüsse warten, versuchen andere zu retten, was nach dem Hochwasser zu retten ist. Eindrücke aus den Unwettergebieten.

Die Sturzfluten, die Bayern im Mai und im Juni 2016 trafen, sind zwar genauso schlimm wie die Hochwasserkatastrophen bis dahin. Aber sie sind etwas anders gelagert. Denn sie waren lokal eng begrenzt. Zugleich waren die Böden wegen der langen Dauer der Schlechtwetter-Periode so mit Wasser gesättigt, dass vor allem kleine Bäche bei neuerlichem Starkregen schlagartig und ohne Vorwarnzeit über die Ufer traten und lokal zu einem extremen Hochwasser führten. Unvergessliches Beispiel ist der Simbach, der am 1. Juni 2016 nach sintflutartigen Regenfällen die gleichnamige Ortschaft Simbach am Inn verwüstete. Allein im niederbayerischen Landkreis Rottal-Inn, wo Simbach liegt, hinterließen die Sturzfluten 2016 einen Schaden von 1,25 Milliarden Euro. Außerdem starben dort sieben Menschen in den Wassermassen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusFlutkatastrophe in Bayern
:Der Retter, der das Wasser kennt

Ohne all die ehrenamtlichen Kräfte ginge nichts – wie Stefan Gut, den Einsatzleiter, der die Suche nach dem gekenterten Feuerwehrmann in Offingen koordinierte.

Von Nina von Hardenberg

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: