Süddeutsche Zeitung

Hochwasser:Land unter in Oberbayern

Erst bei Tageslicht zeigt sich, wie schwer das Hochwasser Oberbayern getroffen hat. Zwei Menschen sind ums Leben gekommen, Häuser eingestürzt. Die Aufräumarbeiten dauern.

Auch in Teilen Oberbayerns hat der Starkregen ganze Orte überschwemmt. In Bischofswiesen nahe der österreichischen Grenze floss das Wasser über einen Platz vor einem Haus. Im Landkreis Berchtesgadener Land kam es zu großen Überflutungen, Häuser stürzten ein. Das zuständige Landratsamt hat den Katastrophenfall ausgerufen.

Sintflutartige Regenfälle hatten am Samstagabend die Berchtesgadener Ache über die Ufer treten und Hänge abrutschen lassen. Zwei Menschen starben. Ein Opfer sei an einer natürlichen Ursache verstorben, sagte Landrat Bernhard Kern (CSU) auf einer Pressekonferenz in Bad Reichenhall am Sonntagmorgen. Aber auch das könne mit dem Unwetter zusammenhängen.

Der berühmte Postkartenblick auf die Kirche Sankt Sebastian in der Ramsau, neben der die Ache sonst gemächlich dahin fließt, hat im Moment nichts Romantisches mehr.

An der Ortseinfahrt von Berchtesgaden ist beim Hauptbahnhof ein Teil der Straße weggebrochen. Nebendran fließt die nun reißerische Ramsauer Ache.

Am Tag nach dem Regen regnet es zwar auch noch, aber die Menschen sind vorwiegend mit Aufräumarbeiten beschäftigt, wie hier in Marktschellenberg. Das THW ist mit Besatzungen aus München, Straubing und Bad Tölz angerückt, auch die bayerische Bereitschaftspolizei und die Bundespolizei stellen größere Helferkontingente.

Ein Schock inmitten der Arbeiten: Ein Fahrzeug des Technischen Hilfswerks ist umgekippt, zwei der Helfer eingeklemmt. Einer von ihnen wird mit schweren Verletzungen per Hubschrauber in eine Klinik geflogen.

Die "Beeinträchtigungen im Zugverkehr" werden wohl etwas länger andauern - und wer die Bilder sieht, ahnt warum. Gleich mehrere Verbindungen in Oberbayern und auch Richtung Österreich sind gesperrt.

Überschwemmt und unterspült: Das Ausmaß der Schäden ist noch unklar.

Die Aufräumarbeiten haben begonnen. 890 Personen sind im Landkreis Berchtesgadener Land im Einsatz. Betroffen waren vor allem die Orte Berchtesgaden, Bischofswiesen, Schönau am Königssee, Marktschellenberg und Ramsau im äußersten Südosten Bayerns. Feuerwehr und andere Hilfskräfte mussten zu bis zu 500 Einsätzen ausrücken - auch um Menschenleben zu retten.

Die Innenstadt von Berchtesgaden ist überflutet. Häuser mussten geräumt werden, weil sie vom Einsturz bedroht waren. Bis zu 135 Menschen wurden im ganzen Landkreis in Sicherheit gebracht, darunter 80 aus einer Siedlung in Schönau am Königssee. Unklar ist noch, ob die Siedlung länger gesperrt werden muss. Auch der Bahnverkehr zwischen Bad Reichenhall und Berchtesgaden ist eingestellt, Straßen sind zum Teil gesperrt.

Am Sonntagmorgen reicht das Unwettergebiet bis nach Passau. Vorsorglich wurden Sandsäcke in Gassen der Innenstadt gestapelt. Auch im Bayerischen Wald stiegen die Wasserstände.

Nach dem Starkregen bleibt auf den Straßen Matsch und Geröll. Die Lage ist angespannt, denn die nächste Regenfront ist bereits angekündigt. Mit Sorge blickt man auf die Wetterprognosen.

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