Hochschulpolitik in Bayern:Zahl der Studierenden auf "Rekord-Hoch"

Hochschulpolitik in Bayern: Knapp drei Prozent mehr junge Menschen sind im Vergleich zum Wintersemester 2018/2019 im Freistaat eingeschrieben, aktuell rund 403 400.

Knapp drei Prozent mehr junge Menschen sind im Vergleich zum Wintersemester 2018/2019 im Freistaat eingeschrieben, aktuell rund 403 400.

(Foto: Peter Kneffel/dpa)

Der Wissenschaftsstandort Bayern entwickele sich rasant weiter, sagt Wissenschaftsminister Blume - dank tausender Professuren und Investitionen in Milliardenhöhe.

Von Johann Osel

Mehr Studierende, mehr Professuren, mehr Geld - die bayerische Hochschullandschaft hat aus Sicht der Staatsregierung in den vergangenen fünf Jahren eine "Rekordentwicklung" genommen. Das teilte Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) am Dienstag nach einer Sitzung des Kabinetts mit, in der er eine Bilanz der Investitionen in Forschung und Lehre vorgestellt hat. Anlass war das Auslaufen des jüngsten "Innovationsbündnisses" von 2018 bis 2022. Solche Pakte werden regelmäßig zwischen dem Freistaat und den Einrichtungen geschlossen, sie beschreiben hochschulpolitische Zielsetzungen. Es ist quasi ein Steuerungsinstrument, das den strategischen Rahmen vorgibt und dabei den Leitungen und Gremien der Hochschulen möglichst Freiheiten lässt. Ein Nachfolgebündnis wurde im Kabinett beschlossen, es soll nun dem Landtag zugehen. "Es waren fünf gute Jahre, weil da die Weichen für die Zukunft gestellt wurden und die Erfolge unmittelbar ablesbar waren", sagte Blume. Der Wissenschaftsstandort Bayern entwickele sich in allen Teilen des Freistaats rasant weiter.

Konkret: Die Zahl der Studierenden befindet sich demnach auf "Rekord-Hoch". Knapp drei Prozent mehr junge Menschen sind im Vergleich zum Wintersemester 2018/2019 im Freistaat eingeschrieben, aktuell rund 403 400. Sie profitieren "von einer bisher nie da gewesenen Zahl" an Professorinnen und Professoren: 8000, ein Anstieg um 20 Prozent seit 2018. Ebenfalls auf Rekordniveau rangieren laut Kabinettsbericht die Investitionen: Sieben Milliarden Euro bedeuteten 34 Prozent mehr als 2018. Die Beratungen dieser Tage im Haushaltsausschuss des Landtags, so Blume, zeigten, dass der Freistaat auch in schwierigen Zeiten dabei bleibe; angesetzt sei im neuen Etat ein Plus von 3,6 Prozent zum Vorjahr. Hinzu kämen zahlreiche Erfolgsmeldungen wie Top-Platzierungen für Hochschulen in Rankings und Auszeichnungen für Wissenschaftler. Namentlich nannte Blume in der Pressekonferenz die beiden großen Münchner Universitäten. Allein 25 Prozent der renommierten Leibniz-Preise seit 2018 seien nach Bayern gegangen.

Kritik kam am Dienstag aus der Opposition. Verena Osgyan (Grüne) kommentierte: Der Wissenschaftsminister "scheint einmal mehr vergessen zu haben, dass die bayerische Hochschullandschaft nicht nur aus dem Standort München besteht"; denn auf die Landeshauptstadt konzentrierten sich dessen Erfolgsmeldungen. "Es ist aber Aufgabe der Staatsregierung, dafür zu sorgen, dass Spitzenforschung nicht nur in München, sondern in ganz Bayern Fuß fassen kann." Für Christian Flisek (SPD) wäre es "wichtig, nicht nur Projekte mit klingendem Namen zu feiern, sondern die Qualität von Lehre und Forschung dauerhaft zu sichern." Dazu benötigten die Hochschulen eine bessere finanzielle Grundausstattung. Seine SPD, so Flisek, fordere zudem zum Beispiel die Sanierung maroder Hochschulbauten, Sofortprogramme für die überfällige Digitalisierung und feste Stellen für bislang benachteiligte Lehrbeauftragte. All das lehne Blume "bislang kategorisch ab".

Staatsregierung fordert neues Baukindergeld für Familien

Das Kabinett von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat sich auch mit dem Thema Bauen beschäftigt. Der Freistaat will die Bundesregierung zu weiteren Maßnahmen für die Ankurbelung des Wohnungsbaus drängen. In einer Bundesratsinitiative fordert die Staatsregierung unter anderem neue steuerliche Anreize, eine Fortführung und Erhöhung von Förderungen der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) sowie ein neues Baukindergeld für Familien. Auch müsse das bestehende Bundesgesetz zur Mobilisierung von Bauland erweitert werden, sodass auch Kommunen Eingriffe auf dem örtlichen Grundstücksmarkt vornehmen dürfen, die nicht als angespannte Wohnungsmärkte gelten. In aktueller Fassung, sagte Bauminister Christian Bernreiter (CSU), hätten nur 56 der mehr als 2000 bayerischen Städte und Gemeinde derlei Spielräume etwa gegen Immobilienspekulation. Bayern sei beim Wohnungsbau "gut unterwegs", jetzt müsse auch der Bund liefern. In der Ampel wittert Bernreiter indes "eine Verteufelung des Eigenheims".

Der Minister wehrte sich erneut gegen den Vorwurf der Opposition, Söder habe beim Wohnungsbau vor allem über die 2018 gegründete Bayernheim-Gesellschaft zu große Versprechungen gemacht. Wie eine Recherche der SZ zum Jahresbeginn gezeigt hatte, dürfte die Zielmarke von 10 000 fertigen Bayernheim-Wohnungen bis zum Jahr 2025 schier unmöglich zu erreichen sein. Und Mieter wohnen bisher nur in wenigen zugekauften Einheiten. Neulich empörte sich die Opposition im Landtag wieder mal über den "Rohrkrepierer" und eine Baugesellschaft, die bis dato nichts gebaut hat. Bernreiter sagte am Dienstag, die Bayernheim habe derzeit 48 Projekte mit 4600 Wohnungen in Bau, Planung und Entwicklung; und sie stehe in Dutzenden Fällen in Verhandlungen. Nahezu täglich kämen Bitten selbst von "großen Playern", ob die Bayernheim in Projekte mit einsteigen möge. "Wir sind sehr gut am Markt unterwegs."

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