Unter Bayern:Die Heimat des Kleingelds

Unter Bayern: Ein Aufkleber "Mia redn Boarisch" klebt an einem Fahnenmast im oberbayerischen Schleching.

Ein Aufkleber "Mia redn Boarisch" klebt an einem Fahnenmast im oberbayerischen Schleching.

(Foto: Sonja Marzoner)

Bayerns Finanzministerium lässt das Staatsvolk seine Mundarten erraten. Na dann: Welcome dahoam!

Glosse von Matthias Köpf

Was jetzt genau die Heimat ist, das wollten schon viele ergründeln. Oft tauchen sie dann damit wieder auf, dass sich die Heimat eher spüren lasse als definieren. Vielleicht ist die Heimat ja näherungsweise dort, wo es nicht (Achtung, laut Duden jetzt "besonders süddeutsch":) allerweil nur ums Geld geht. Oder ums Göld, ums Goid, ums Gäid oder um die Gohle. Innerhalb der bayerischen Staatsregierung, die für die Heimat ja einen eigenen Geschäftsbereich unterhält, ist dieses Heimatministerium nebenbei trotzdem noch für die Finanzen zuständig.

Sein ebenfalls bestimmt nicht zufällig so konstruierter Name "Staatsministerium der Finanzen und für Heimat" wird wohl darauf hindeuten, dass die Finanzen für die Heimat da sind und nicht die Heimat fürs politische Kleingeld. Das Ministerium jedenfalls hat neulich mitgeteilt, dass das seit mehr als 860 Jahren einschlägig tätige Bayerische Hauptmünzamt soeben die zweite Ausgabe der Serie "Rückkehr der Wildtiere" geprägt habe, nämlich die Goldmünze "Steinbock" zum Nominalwert von 20 Euro und zum Ausgabepreis von 268 Euro und 71 Cent.

Was die Wildtiere insgesamt betrifft, so dürfen zwar gewisse Rückkehrer in Bayern gerade eher mit Bleikugeln rechnen als damit, bald in Gold geprägt zu werden. Aber die Steinböcke an der Benediktenwand haben jüngst Gesellschaft von frischen Schweizer Artgenossen erhalten, damit der König der Berge genetisch nicht jenes Schicksal teilt, das die gescherten Untertanen einst dem menschlichen Hochadel angedichtet haben.

Der Steinbock könnte jedenfalls auch eine Rolle im "Dialektquiz Bayern" spielen, einer weiteren aktuellen Neuvorstellung des Heimatministeriums. Das erste Münzmotiv aus der "Rückkehr der Wildtiere" passt dazu leider weniger, auch wenn man die Kegelrobbe in Franken vermutlich Keeechlrobbm ausspräche. Bei den vielen Sprachproben, die da regional zugeordnet werden sollen, könnte es im Dialektquiz auch gut einmal ums Göld, Goid oder Gäid gehen. Als Gewinn lobt das Ministerium aber Sachpreise aus. Eine 268,71-Euro-Münze wird kaum dabei sein.

Üben lässt sich fürs Quiz übrigens auch auf der regierungseigenen Internetseite "Welcome dahoam", von der es noch eine englischsprachige Version gibt, die genauso heißt. Dort finden sich etwa die Dialektbeispiele Nummer acht, drei und fünf: Bast scho, dankschee, pfiat di.

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