Lehrermangel in Bayern:Numerus clausus für Grundschullehramt wird wohl wegfallen

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  • In Bayern fehlt es an Grundschullehrer. Ministerpräsident Söder nennt das Vorhandensein eines Numerus clausus bei gleichzeitigem Lehrermangel "absurd".
  • Die bayerische Staatsregierung möchte 300 neue Studienplätze schaffen. Dadurch wird vermutlich die Zulassungsbeschränkung für das Studium wegfallen.

Von Anna Günther und Wolfgang Wittl, Seeon

Um dem Lehrermangel an Grundschulen entgegenzuwirken, will die bayerische Staatsregierung weitere 300 neue Studienplätze schaffen. Nach Berechnung der zuständigen Ministerien werde der Numerus clausus, die Zulassungsbeschränkung für das Studium, dann vermutlich wegfallen, sagte Ministerpräsident Markus Söder am Dienstag bei der Klausur der CSU-Landtagsfraktion in Seeon. "Im Moment haben wir die absurde Situation, dass wir einen Bedarf an Lehrern haben und zugleich einen Numerus clausus", sagte Söder. Dieses Defizit gelte es zu beheben.

Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) hatte vergangene Woche als Maßnahme gegen Unterrichtsausfälle angekündigt, dass Grundschullehrer in den kommenden fünf Jahren eine Stunde pro Woche mehr unterrichten sollen. Diese Zeit solle auf ein Konto gutgeschrieben und später wieder abgebaut werden. Verbände und Opposition kritisierten die Anhebung der Arbeitszeit scharf. Söder stellte sich am Dienstag demonstrativ hinter Piazolo. Er habe Respekt vor dieser Entscheidung, der Kultusminister mache das "sehr, sehr gut", sagte Söder: "Unsere Sorge ist einfach: Würden wir nicht diese Maßnahme treffen, dann droht Unterrichtsausfall zum Schuljahresbeginn oder riesige Klassen." Das könne niemand wollen. Durch die 300 weiteren Studienplätze soll sich die Zahl insgesamt auf 1000 neue erhöhen.

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Eine Stunde zusätzlich, später in den Ruhestand, kein Sabbatjahr mehr - so will Kultusminister Michael Piazolo die Folgen des Lehrermangels abfedern. Die Maßnahmen sollen aber nur vorübergehend sein.

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Piazolo hatte am Montag erklärt, dass die Mehrzahl der Lehrer von der Stundenerhöhung im kommenden Schuljahr gar nicht betroffen sei. Die Maßnahme werde in vier Abschnitten vollzogen, beginnend mit 20 Prozent der Lehrer im nächsten Jahr. Zudem seien alle Lehrer mit 58 Jahren oder älter davon ausgenommen. Forderungen der Opposition, generell das Einstiegsgehalt von Grundschullehrern zu erhöhen, lehnt Söder weiter ab. Das führe "in der gesamten Beamtenschaft zu Diskussionen" über Gerechtigkeit. Stattdessen seien 2000 Grundschullehrer befördert worden - "ein enormer Schritt voran".

Ob dies ausreicht, um mehr Grund- und Mittelschullehrer zu bekommen, bezweifelt offenbar sogar der Kultusminister. Piazolo hält ein höheres Einstiegsgehalt für sinnvoll. In einem sechsseitigen "Argumentationsleitfaden" von ihm für die FW-Klausur hieß es, die höhere Besoldungsstufe A 13 werde "angestrebt". Von der CSU verschickt wurde er dann aber mit der Anmerkung, Piazolos Ziel entspreche "nicht der Beschlusslage der Staatsregierung und der Regierungsfraktionen".

© SZ vom 15.01.2020 / angu, wiw - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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