Influenza-Virus:Die Grippe kommt nach Bayern

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Forscher verfolgen verschiedene Ansätze, einen wirksamen Impfstoff gegen das Coronavirus zu entwickeln. (Foto: Stephan Jansen/dpa)
  • In Bayern werden immer mehr Patienten positiv auf Influenza-Viren getestet.
  • Insgesamt sind im Freistaat in dieser Grippesaison seit dem vergangenen Oktober bereits 3061 Menschen erkrankt.
  • Der Höhepunkt der Grippewelle ist allerdings erst in einigen Wochen zu erwarten.

Von Anna Günther, München

Die Grippewelle hat Bayern erreicht. Seit Weihnachten steigt die Zahl der Erkälteten deutlich an, das ist im Winter kaum verwunderlich. Nun aber meldet das Robert-Koch-Institut (RKI), dass auch in Bayern immer mehr Patienten positiv auf Influenza-Viren getestet werden. Der Höhepunkt der Grippewelle ist allerdings erst in einigen Wochen zu erwarten. Mehr als ein Drittel aller Laborproben waren laut RKI in der zweiten Januarwoche positiv. 532 Fälle meldete das bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit.

In der dritten Januarwoche, waren es sogar 1106 Influenzafälle. Insgesamt sind im Freistaat in dieser Grippesaison seit dem vergangenen Oktober bereits 3061 Menschen erkrankt. Das sind fast doppelt so viele wie im gleichen Zeitraum 2019. Die Hälfte aller Influenzafälle wurde in Oberbayern gemeldet, 377 sind es in Niederbayern. Die mit 87 wenigsten Fälle gab es in Unterfranken. Im Landkreis Starnberg und in Bamberg mussten dagegen sogar kurzzeitig drei Grundschulen schließen, weil so viele Kinder erkrankt waren.

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Grippe dürfe man nicht unterschätzen, sagt auch Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU). Im schlimmsten Fall könne Grippe sogar zu einer Herzmuskel- oder Lungenentzündung führen. "Wer geimpft ist, schützt daher nicht nur sich, sondern auch andere Menschen", sagt Huml, die selbst Medizinerin ist. Ob diese Grippesaison wirklich schlimmer ausfällt als die in den vergangenen Jahren, will ein Ministeriumssprecher nicht sagen. Die Saison dauert in der Regel bis Mitte Mai. Und sie habe im vergangenen Herbst etwas später begonnen, sagte der Sprecher. Wie stark die Grippewelle ausfalle, hänge auch davon ab, wie immun die Bevölkerung gegen das Virus sei und ob der Impfstoff die aktuellen Varianten des Virus abdeckt.

Im Kultusministerium ist man noch vergleichsweise entspannt. Bisher seien nur diese drei Schulen bekannt, die kurzzeitig schließen mussten, und die mobile Reserve sei auch noch nicht komplett verplant, sagte ein Sprecher. Diese 2500 Lehrer springen an Grund- und Mittelschulen sowie an Gymnasien ein, wenn Lehrer kurzfristig krank werden. Die Grundschule Bamberg-Hain bleibt noch bis zum Dienstag geschlossen. Dort waren Ende der vergangenen Woche 41 von 125 Kindern krank, mindestens eines hatte Grippe.

Im Landkreis Starnberg sollen an diesem Montag beide Standorte der Grundschule Weßling und auch der dazugehörige Hort wieder öffnen. Dort waren 56 von 199 Kindern erkrankt. Vier Kinder und eine Betreuerin des Hortes seien mittlerweile positiv auf Influenza getestet worden, sagte der Leiter des Gesundheitsamtes Starnberg, der Mediziner Lorenz Schröfl. Die Schulen und der Hort waren seit dem vergangenen Mittwoch geschlossen. In der Zwischenzeit seien die Gebäude intensiv desinfiziert worden. Schröfl geht davon aus, dass die aktuelle Krankheitswelle abgeklungen ist.

Wer Grippe hat, ist fünf bis sechs Tage ansteckend, übertragen werden die Viren über Tröpfchen, etwa beim Niesen oder Husten. Anders als eine Erkältung beginnt eine echte Grippe plötzlich mit Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen. Oft kommt Reizhusten dazu. Aber laut RKI hat nur ein Drittel der Grippekranken diese Symptome. Ein weiteres Drittel hat leichte Symptome vergleichbar mit einer Erkältung, die übrigen haben keine Symptome.

Den Höhepunkt der Grippewelle abzuwarten und solange daheim auszuharren, ist keine Option. Die Grippewelle rollt erst noch an, den Höhepunkt erwarten Experten in den kommenden Wochen. Weil die Saison im Herbst beginnt, gilt dieser auch als bester Zeitpunkt, um sich impfen zu lassen. Zu spät sei es aber noch nicht, heißt es aus dem Gesundheitsministerium. Eine Grippeimpfung könne auch jetzt immer noch Schutz bieten, sagte ein Sprecher. Aber lange sollten Zögerliche nicht warten: Es dauert zehn bis 14 Tage, bis der Impfschutz vollständig aufgebaut ist. Das RKI empfiehlt Impfungen besonders für Schwangere, Senioren, chronisch Kranke und alle, die mit vielen Menschen in Kontakt kommen.

Einen garantierten Schutz gibt es jedoch nicht, der Impfstoff wird vor der Saison konzipiert. Wissenschaftler unterscheiden mehrere Virus-Typen, für Menschen besonders relevant sind die saisonal auftretenden Influenza A- und B-Viren. Weil Grippeviren sich aber ständig genetisch verändern, kann es sein, dass die Impfung keinen umfassenden Schutz bietet. Der Chef des Starnberger Gesundheitsamtes glaubt zum Beispiel, dass nicht alle Viren vom aktuellen Impfstoff abgedeckt sind. Eines der Grundschulkinder wurde positiv auf Influenza getestet, obwohl es geimpft war. "Eine Impfung hilft trotzdem, auch wenn der Impfstoff nicht zu 100 Prozent passt", betont der Sprecher des Gesundheitsministeriums. Durch die Impfung sei ein schwächerer und kürzerer Verlauf zu erwarten.

© SZ vom 27.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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