Geschichte:Wie sich die Grenzen Bayerns historisch verändert haben

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Ein Schild mit dem Wappen des Freistaats Bayern steht in Waidhaus am deutsch-tschechischen Grenzübergang. (Foto: Armin Weigel/dpa)

Die Entwicklung der bayerischen Landesfläche ist beeinflusst von Herrschern, Kriegen und Machtkämpfen. Ein Blick in die Geschichte.

Von Hans Kratzer

Mit einer Fläche von 70 550 Quadratkilometern ist der Freistaat Bayern das größte Land der Bundesrepublik Deutschland. Auch im europäischen Vergleich rangiert Bayern ziemlich weit vorne. Die Schweiz zum Beispiel, aber auch Länder wie die Niederlande, Dänemark, Belgien, Slowakei und Kroatien sind flächenmäßig deutlich kleiner als das deutsche Bundesland Bayern.

Erstaunlicherweise hat sich Bayerns Landesfläche in den vergangenen 200 Jahren kaum verändert. Die historischen Grenzen sind weitgehend stabil geblieben, obwohl Europa von vielen Kriegen heimgesucht wurde, die vielerorts Grenzverschiebungen nach sich zogen. Die größten Gebietsveränderungen in der jüngeren Geschichte Bayerns resultierten zum einen aus dem Beitritt des Freistaats Coburg im Jahr 1920.

Zum anderen erfolgte nach dem Zweiten Weltkrieg der Verlust der Rheinpfalz, also des linksrheinischen Gebiets um Speyer und Zweibrücken. Die Pfalz ist heute Teil des Bundeslandes Rheinland-Pfalz.

In west-östlicher Richtung erstreckt sich der Freistaat Bayern heute über maximal 260, in nord-südlicher Richtung über eine Distanz von knapp 370 Kilometer. Wer der bayerischen Landesgrenze zu Fuß, per Rad oder mit dem Auto komplett folgen will, sollte über eine große Ausdauer verfügen. Man muss in diesem Fall nämlich eine Strecke von 2705 Kilometer zurücklegen.

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Blickt man in die Frühzeit Bayerns zurück, also bis zum ersten Stammesherzogtum vor gut 1500 Jahren, fällt auf, wie häufig sich seitdem die Grenzen verschoben haben. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass es sichtbare Landesgrenzen im Mittelalter kaum gegeben hat. Damals, so erklären es Historiker, habe man noch keine geschlossenen Territorien gekannt, dafür aber eine starke Gemengelage verschiedener Herrschaftsrechte. Erst mit der sich verdichtenden Staatlichkeit in der Frühen Neuzeit wuchs auch die Bedeutung der Landesgrenzen.

Die ersten Bayernherzöge vom Stamm der Agilolfinger dehnten ihre Herrschaft bis nach Südtirol und bis an die Enns aus. Im 10. Jahrhundert reichte das weit ins heutige Österreich hinein lappende bayerische Herzogtum bis hinunter an die Adria.

Mit den Wittelsbachern kam der Territorialstaat

Nachdem die Wittelsbacher im Jahr 1180 an die Macht gekommen waren, vollzog sich der Übergang vom Stammesherzogtum zum Territorialstaat. Einen starken Machtzuwachs erlebte das Land dann in der Zeit der Gegenreformation im 16. und 17. Jahrhundert. Aus dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) ging Bayern nicht nur mit Gebietszuwächsen hervor. 1623 wurde es auch noch mit dem Aufstieg zum Kurfürstentum belohnt.

In der napoleonischen Zeit stand Bayern anfangs auf der Seite Frankreichs, das den Vasallen mit einer territorialen Ausweitung belohnte. Als das Kurfürstentum 1806 zum Königreich erhoben wurde, erreichte es seine größte Ausdehnung. Zu Bayern gehörten jetzt neben den neu dazugekommenen fränkischen und schwäbischen Gebieten auch Tirol und die Fürstentümer Brixen und Trient.

Durch den Wechsel auf die Seite der Gegner Napoleons konnte Bayern seinen Besitzstand weitgehend wahren. Zwar trat es 1816 das Hausruck- und Innviertel, Teile Tirols und einen Großteil des Fürstbistums Salzburg an Österreich ab, aber dafür erhielt Bayern die linksrheinische Rheinpfalz. Insgesamt war damit ein geschlossenes bayerisches Staatsgebiet aus zwei Blöcken entstanden, das sogar noch etwas größer war als der heutige Freistaat. Der Minister Maximilian Graf von Montgelas (1759-1838) schuf darin die Grundlagen für ein modernes Staatswesen.

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