Glatteis in Bayern:Zahlreiche Unfälle und mindestens drei Tote auf den Straßen

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Ein Auto ist auf der spiegelglatten Autobahn 3 unter einen Lastwagen gerutscht. (Foto: Armin Weigel/dpa)

Blitzeis bringt Autofahrer ins Schleudern – mehrere Autobahnen müssen gesperrt werden. Mindestens drei Menschen sterben, weil sie Lastwagen nicht mehr ausweichen können.

Mindestens drei Tote, viele Verletzte und unzählige Blechschäden: Bei morgendlicher Glätte sind in Bayern Autofahrer, Fußgänger und Fahrradfahrer verunglückt. Besonders betroffen waren die fränkischen Regierungsbezirke sowie Niederbayern, die Oberpfalz und Schwaben.

An den Flughäfen sorgte der Winterdienst dafür, dass weitgehend alles planmäßig verlief. Mancherorts fiel der Präsenzunterricht in Schulen aus. Der Deutsche Wetterdienst sprach von Blitzeis. Im Tagesverlauf normalisierte sich die Lage auf den Straßen allmählich.

Nach einem Unfall auf der Autobahn bei Regensburg sind Helfer und Polizei im Einsatz. (Foto: Sebastian Pieknik/dpa)
Ein beschädigtes Fahrzeug steht auf der Autobahn A3 bei Regensburg. (Foto: Armin Weigel/dpa)
Der Winterdienst war in Bayern im Dauereinsatz. (Foto: Armin Weigel/dpa)

In den Morgenstunden verunglückten mindestens drei Menschen tödlich. Auf der A3 bei Regensburg ereigneten sich auf einer Strecke von zehn Kilometern mehr als zehn Unfälle. Dabei kam mindestens ein Mensch ums Leben. Der 59-Jährige aus dem Landkreis Schwandorf war nach Polizeiangaben mit seinem Wagen unter einen vorausfahrenden Lastwagen geraten. 

Auf der A92 Richtung Deggendorf gab es eine Sperre zwischen den Anschlussstellen Moosburg-Nord und Landshut West. Ein Autofahrer und eine weitere Person in dem Fahrzeug starben noch an der Unfallstelle und konnten von den Einsatzkräften der Moosburger Feuerwehr nur noch tot aus dem Wrack geborgen worden. Auf der A96 im Ostallgäu Richtung Lindau wurde bei einem Unfall mit vier Fahrzeugen mindestens ein Mensch verletzt, wie die Polizei in Kempten mitteilte. Ob Glätte oder ein Fahrfehler der Auslöser war, blieb zunächst unklar. 

Rutschpartien in Franken

Besonders rutschig war es auch in Franken. In Sommerhausen bei Würzburg prallte ein Linienbus gegen einen Torbogen. Sieben Menschen wurden verletzt, eine Frau schwer. Ein Sachverständiger soll klären, ob es ein technisches Problem mit dem Fahrzeug gab oder ein anderer Grund wie Glatteis für den Unfall infrage kommt. Mit dem Busfahrer zusammen saßen nach Polizeiangaben zwölf Menschen in dem Fahrzeug. Die Schadenshöhe lag nach ersten Erkenntnissen im mittleren fünfstelligen Bereich.

In Sommerhausen ist ein Bus gegen einen Torbogen geprallt. (Foto: Pascal H./dpa)

In Oberfranken registrierte die Polizei etwa 20 witterungsbedingte Einsätze - unter anderem verunglückten Fußgänger und Radfahrer auf glatten Wegen und Straßen. Bei Verkehrsunfällen gab es Leichtverletzte und Blechschäden. In Mittelfranken zählte die Polizei von Mitternacht bis 8 Uhr etwa 120 glatteisbedingte Unfälle, „meist im ländlichen Bereich und in den Nebenstraßen der Städte“, sagte ein Polizeisprecher. Ernsthafte Verletzungen zog sich nach bisherigen Erkenntnissen dort niemand zu.

Flugverkehr

An den Flughäfen im Erdinger Moos und in Nürnberg hatte der Winterdienst gut zu tun. Räumen, Streuen, Flugzeugenteisung - danach lief alles weitestgehend planmäßig, wie Sprecher mitteilten. 

In der Region Ingolstadt war der Rettungsdienst derart gefordert, dass vorübergehende der sogenannte qualifizierte Krankentransport entfallen musste - also der Transport eines Patienten zu einer Spezialuntersuchung in ein anderes Krankenhaus oder Ähnliches. Die Fahrzeuge des Krankentransportes wurden für die Notfallrettung benötigt, wie die Integrierte Leitstelle mitteilte. 

In einigen Gegenden fiel der Präsenzunterricht in den Schulen aus, etwa in den kreisfreien Städten Ansbach und Weiden in der Oberpfalz sowie in den Landkreisen Ansbach, Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim und Neustadt an der Waldnaab. Beim Zugverkehr gab es dagegen nach Angaben der Bahn keine witterungsbedingten Einschränkungen.

Blitzeis verwandelt Straßen zu Rutschbahnen

„Der Regen kommt runter, fällt auf den eiskalten Boden und ist sofort gefroren“, erklärte ein Meteorologe des Deutschen Wetterdienstes. Es entsteht unter anderem, wenn Schneekristalle auf dem Weg zum Boden durch eine warme Luftschicht fallen, schmelzen und am gefrorenen Boden in Sekundenschnelle zu Eis werden. 

Vielerorts verwandelten sich die Straßen in gefährliche Rutschbahnen (Archivbild). (Foto: Christophe Gateau/dpa-tmn)

Im Süden des Freistaats verwandelte sich der Regen im Laufe des Morgens in Schnee. Auch weiter nördlich sollte der Regen allmählich nachlassen. Für die kommenden Tage kündigte der Experte einen klassischen Wintermix an aus Nebel, Hochnebel und einigen Wolkenlücken, vor allem Richtung Alpen und in den Mittelgebirgen.

Glätte auch in Baden-Württemberg

Eine dicke Eisschicht hat am Morgen ein Auto überzogen. (Foto: -/dpa)

Der gefrierende Regen beeinträchtigte den Betrieb am Stuttgarter Flughafen. Es gebe große Verspätungen bei den Starts, sagte eine Sprecherin. Während der Winterdienst auf der Landebahn im Einsatz gewesen sei, könne kein Flugzeug landen oder starten. Inzwischen laufe der Flugbetrieb wieder. Zwei Maschinen, die in Stuttgart landen wollten, seien auf andere Flughäfen ausgewichen. Eine landete in Nürnberg und eine in Karlsruhe/Baden-Baden.

Auf den Straßen krachte es oft. Allein im Landkreis Ludwigsburg gab es am Morgen schon mehr als 200 Unfälle, wie die Polizei mitteilte. In Heilbronn und in Reutlingen kam es bisher zu jeweils mehr als 100 Unfällen, in Stuttgart waren es mindestens 75. In der Region Ulm waren es etwa 40 Glätteunfälle. Mehrere Menschen wurden verletzt. Die Straßen seien spiegelglatt, hieß es von der Polizei Heilbronn. Wer nicht müsse, solle sein Fahrzeug zunächst stehen lassen, rät die Polizei in Aalen.

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