Süddeutsche Zeitung

Gesundheitsversorgung:Das sind Bayerns medizinische Problemzonen

Die Kassenärztliche Vereinigung markiert Gebiete, in denen es zu wenige Ärzte gibt. Und hält mit Förderprogrammen und Anreizen dagegen.

Von Dietrich Mittler

So belebend die lachsfarbenen oder roten Farbflecken auf der Bayernkarte auch herausstechen, welche die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB) ins Internet gestellt hat - all diese Farbkleckse bedeuten Verdruss. Die lachsfarbenen etwa stehen für Regionen, in denen ärztliche Unterversorgung droht. Hierbei zu nennen ist etwa Ingolstadt. Dort mangelt es an Kinder- und Jugendpsychiatern. Auch Dinkelsbühl findet sich auf dieser Liste: Dort fehlen Hausärzte. Gerolzhofen oder Tirschenreuth geht es da nicht besser. Im Landkreis Lichtenfels sind es wiederum die HNO-Ärzte, bei denen aktuell eine Unterversorgung droht.

Die roten Flecken wiederum zeigen auf, dass dort zum Leidwesen der Patienten sogar schon eine Unterversorgung mit Ärzten besteht: in Eggenfelden Nord zum Beispiel, wo dringend ein Hausarzt gebraucht würde, oder im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, in dem Augenärzte mit Applaus begrüßt würden, wenn sie sich dort mit einer Praxis niederließen. Schon lange warten die Bürger auf diesen Moment.

Nun hat die KVB - verantwortlich für die Sicherstellung der vertragsärztlichen Versorgung - neue regionale Förderprogramme ausgeschrieben. "Um einem entsprechenden Ärztemangel entgegenzuwirken und die ambulante Versorgung sicherzustellen", wie ein Sprecher betonte. Die Förderprogramme kommen keine Minute zu früh: Mitte Mai hatte der Landesausschuss der Ärzte und Krankenkassen elf neue Regionen als "drohend unterversorgt" und eine Region gar als "unterversorgt" eingestuft. Es fehlt sowohl an Fach- als auch an Hausärzten. Mit ein Grund für den Mangel ist aus Sicht der KVB auch die Ende 2019 umgesetzte Reform der Bedarfsplanung. Dadurch sei "in einigen Regionen Bayerns ein erhöhter Bedarf an Ärzten sowie an Psychotherapeuten" entstanden.

In den neuen Problemzonen will die KVB nun die Niederlassung oder Praxisübernahme mit einer einmaligen Förderung von bis zu 60 000 Euro attraktiv für jene Ärzte machen, die entschlossen sind, sich dort eine Existenz aufzubauen. Und nicht nur das: "Zur Errichtung einer Zweigpraxis stellt die KVB bis zu 15 000 Euro bereit", hieß es. Noch attraktiver wäre es sogar, sich als Hausarzt im Planungsbereich Eggenfelden Nord niederzulassen. Für einen Praxisaufbau in dieser de facto mit Hausärzten unversorgten Region ist die Kassenärztliche Vereinigung sogar bereit, einen einmaligen Förderzuschuss in Höhe von 90 000 Euro hinzulegen. Interessenten finden die einzelnen Förderangebote unter www.kvb.de im Internet.

Dass die Förderprogramme durchaus fruchten, zeigen die grünen Farbflächen auf der Bayernkarte. Sie stehen für "drohende Unterversorgung abgewendet". Glücklich schätzen können sich demnach Lohr am Main, Bad Kissingen oder Wunsiedel. Oft liegen aber Freud und Leid dicht beieinander. Während die Patienten im Bereich Schweinfurt Nord aufatmen können, mangelt es in Schweinfurt Süd weiterhin an hausärztlichen Versorgungsangeboten.

Unterdessen laufen auch seitens des Gesundheitsministeriums mehrere Initiativen, um dem Ärztemangel auf dem Land entgegenzutreten. Vor Kurzem teilte Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) mit, dass das Auswahlverfahren für die bayerische Landarztquote abgeschlossen sei. Durch sie können auch jene Bewerber einen Medizin-Studienplatz bekommen, die kein Einser-Abitur vorweisen können. Bedingung: Sie müssen sich verpflichten, nach dem Studium mindestens zehn Jahre lang hausärztlich auf dem Land tätig zu sein.

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SZ vom 17.06.2020/vewo
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