GebirgsschützenBayern bekommt bewaffnete Trachtler

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Auch Ministerpräsident Markus Söder gewandet sich bei Gelegenheit gern als Gebirgsschütze, hier noch glattrasiert beim Patronatstag der bayerischen Gebirgsschützen am Tegernsee im Jahr 2023.
Auch Ministerpräsident Markus Söder gewandet sich bei Gelegenheit gern als Gebirgsschütze, hier noch glattrasiert beim Patronatstag der bayerischen Gebirgsschützen am Tegernsee im Jahr 2023. (Foto: Uwe Lein/dpa)

Die bayerischen Gebirgsschützen üben für den Freistaat schon seit langer Zeit nur noch vergleichsweise softe Power aus. Nach langer Stagnation haben sie gerade eine neue Kompanie dazubekommen.

Kolumne von Matthias Köpf

Jetzt nicht, dass es gleich wieder heißt: die Bayern in der Defensive! Gut, es geht ums Bewahren, um Tradition, Werte, Brauchtum und Kultur. Und das sind ja alles Dinge, mit denen es angeblich irgendwie immer schon dahingeht. Aber erst neulich sind dafür im Freistaat frische Verteidigungskräfte aufgestellt worden. Immerhin eine ganze Kompanie bewaffneter Trachtler hat man da ausgehoben. Es sind lauter Freiwillige, eine Dienstpflicht hat es dafür gar nicht gebraucht und erfreulicherweise auch kein sogenanntes Sondervermögen. Bayern hat seit Neustem eine 48. Gebirgsschützenkompanie.

Die Hauptleute der 47 anderen Kompanien haben die neue Einheit aus Valley im Landkreis Miesbach nun per Abstimmung in den Bund der Bayerischen Gebirgsschützen-Kompanien aufgenommen. Zuvor war von den Valleyern der Nachweis einer Schützentradition historischen Ausmaßes zu führen, vorzugsweise als verbriefte Teilnahme an der Sendlinger Mordweihnacht anno 1705. Gegründet hatte sich der neue Valleyer Traditionsverein erst im vergangenen Jahr, zwei Jahrzehnte nach der bisher jüngsten Neugründung in Raubling. Den ganzen Gebirgsschützenbund gibt es auch erst seit 1951, im Jahr 1975 hat er dann mit den Tiroler und den Südtiroler Gebirgsschützen die „Alpenregion der Schützen“ ausgerufen.

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Zum 50. Jubiläum dieses Zusammenschlusses gab es jüngst einen Empfang in der Münchner Residenz. Den dort jeweils Regierenden waren die Gebirgsschützen immer schon ein Wohlgefallen, außer vielleicht jener kurzzeitig kaiserlich-habsburgischen Obrigkeit, die in besagter Mordweihnacht Hunderte kurfürstentreuer Oberlandler niedermetzeln ließ. Im Bauernkrieg, der heuer genau 500 Jahre her ist, hatten Schützen aus Benediktbeuern und Umgebung den damaligen Herrschern jedenfalls auch recht gute Dienste geleistet in der Abwehr der aufständischen schwäbischen Bauern mitsamt deren frühen Forderungen nach Freiheitsrechten.

Eine Schützenscheibe zur Gründung der neuen Kompanie gibt es auch schon.
Eine Schützenscheibe zur Gründung der neuen Kompanie gibt es auch schon. (Foto: Facebook/Markus Söder)

Trotz ihres dauernden Hantierens mit irgendwelchen Schießeisen üben die derzeit rund 12 000 Gebirgsschützen beim Bewahren längst keine Waffengewalt mehr aus, sondern eine eher repräsentative Funktion für den Freistaat plus etwas, das Geostrategen gerne soft power nennen. Die inzwischen auch ganz ohne Bauernkrieg demokratisch gewählten Regierenden in Bayern danken es ihnen mit einem Dokumentationszentrum für die Geschichte der Gebirgsschützen in Benediktbeuern, das im Sommer eröffnet werden soll.

Eine Schützenscheibe zur Gründung gibt es schon, mit einem gemalten Ministerpräsidenten als aktuellem Gönner in der Mitte. Darauf wird hoffentlich nie geschossen, aber im Vergleich zu seiner sonstigen Ikonografie ist Markus Söder auf der Scheibe auch künstlerisch nicht allzu gut getroffen.

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