Bayern:Freising

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(Foto: Marco Einfeldt)

Neid zählt in der Theologie zu den sieben großen Lastern, doch darauf konnte Margarethe Stadlbauer leider keine Rücksicht nehmen. Als eine von 30 jungen Menschen stand die Vorsitzende der katholischen Landjugendbewegung in Freising Spalier, als der Papst in den Dom einzog. Also steckte Stadlbauer, damals 20, einen Stift ein - "rechte hintere Hosentasche" - und fragte: "Heiliger Vater, dadn Sie auf unserem Banner unterschreiben?" Es war wohl das einzige Autogramm, das der Papst auf seiner Reise einem Laienverband gab. "Wir waren voll happy, alle anderen waren voll neidisch." Doch was ist noch geblieben vom Papstbesuch außer einer Unterschrift? Außer einem Relief im Domhof, außer Büchern und Hinweisen bei Stadtführungen, auf welcher Straße Benedikt XVI. angekommen sei? Auch Prälat Walter Brugger, 87, der frühere Stadtpfarrer und heutige Kurat der Freisinger Wieskirche, erinnert sich an die menschlichen Momente. Wie der Papst auf das Protokoll pfiff und lieber schnurstracks einen alten Bekannten im Rollstuhl begrüßte. Wie er sein Redemanuskript im Dom zur Seite legte und stattdessen "aus dem Herzen" und trotzdem "wie immer druckreif" sprach. Brugger kannte schon die Eltern von Joseph Ratzinger, er hat bei ihm studiert, beide schreiben sich noch heute. Er sagt: Die Fulminanz eines derartigen Besuchs werde Freising nie mehr erleben.

Das Landjugendbanner hängt nun im Aufenthaltsraum der Freisinger Jugendstelle. Die Unterschrift ist ausgebleicht, nicht mehr schwarz, sondern leuchtend hell. Wie Stadlbauers Erinnerung. WIW

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