Zwei Pandemiejahre kämpfen inzwischen auch die Flughäfen um ihr Geschäft, nun kündigt der Airport Nürnberg innerhalb weniger Wochen einen zweiten großen Schritt an, um aus der Krise zu kommen. Von Ende März startet und landet British Airways am Albrecht-Dürer-Flughafen, erstmals nach London-Heathrow, zunächst viermal, ab Mai sechsmal wöchentlich. Damit sei Nürnberg an eines der weltweit wichtigsten Luftverkehrsdrehkreuze angebunden, sagte Flughafenchef Michael Hupe am Mittwoch. Zuletzt hatte der Geschäftsführer bekanntgegeben, dass Ryanair zwei Maschinen am Flughafen stationiere und ebenfalls Ende März das Streckenangebot erweitere.
Anders als der irische Billigflieger Ryanair soll British Airways viele Geschäftskunden anziehen. Heathrow ist beliebter Umsteigeflughafen und von Nürnberg sollen darüber künftig auch die USA deutlich besser erreichbar sein - New York etwa, Boston oder Chicago. Außerdem komme man mit guten Umsteigezeiten in Heathrow dann auch besser nach Santiago de Chile, São Paulo und Dubai, sagte Hupe. Oberbürgermeister Marcus König (CSU) lobte den Ausbau mit Blick auf das Nürnberger Messegeschäft.
Newsletter abonnieren:Mei Bayern-Newsletter
Alles Wichtige zur Landespolitik und Geschichten aus dem Freistaat - direkt in Ihrem Postfach. Kostenlos anmelden.
Weniger Abhängigkeit von starken Fluglinien
Heathrow war zuletzt vor mehr als 20 Jahren Direktziel ab Nürnberg. Danach mussten Reisende dorthin in Frankfurt oder Amsterdam umsteigen. British Airways selbst war aber schon in Nürnberg - wochenweise, wenn Charter vom kleineren Londoner Gatwick-Airport zum Christkindlesmarkt pendelten.
Mit dem offensiven Werben für den Airline-Ausbau will die Geschäftsführung offenkundig auch zeigen, dass sie aus der Vergangenheit gelernt hat. Früher hatte sich der Albrecht-Dürer-Flughafen auf Air Berlin fokussiert. Der einst zweitgrößte deutsche Fluganbieter war mal mit 58 Prozent Marktanteil der Player schlechthin in NUE und bescherte dem Flughafen Rekordzahlen. Als Air Berlin insolvent ging, scheiterte das Nürnberger Modell und der Airport musste sich völlig neu aufstellen. Von "Diversifizierung der Konnektivität" spricht daher Geschäftsführer Hupe immer wieder, mittlerweile sind die Marktanteile ausgewogener. Ryanair hält als größter Anbieter rund 30 Prozent am Passagieraufkommen, gefolgt von der türkischen Urlaubslinie Corendon mit etwa 23 Prozent.
Mit British Airways sind nun die drei großen Flugallianzen in Nürnberg vertreten: Star Alliance (unter anderem Lufthansa und Aegean), Sky Team (KLM) und, jetzt neu, Oneworld Alliance. Auch das soll die Standort-Attraktivität für Reisende steigern. Die Entscheidung von British Airways für Nürnberg kam mit nur etwa zwei Monaten Vorlauf relativ kurzfristig. Im kaum vorhersehbaren Pandemiegeschehen versuchen Airlines so, Lücken im eigenen Flugplan zu schließen. Wie lange die Briten bleiben, ist schwer zu sagen und abhängig von den Buchungszahlen. Fest steht, dass die Strecke zunächst bis März 2023 buchbar ist.
Unterdessen baut NUE das Angebot nach Osteuropa aus. Air Serbia fliegt ab Juni erstmals direkt nach Belgrad. Die Airline hatte zuvor Niš angeboten, sich aber pandemiebedingt zurückgezogen. Und an weiteren Zielen arbeitet man in Nürnberg: Wegen der großen russischen Community in der Region sind Flüge nach Moskau und St. Petersburg immer wieder im Gespräch.