Artenvielfalt:Luchs-Nachwuchs im Fichtelgebirge

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Luchse sind extrem selten in Bayern. Das Bild zeigt ein Weibchen mit Nachwuchs. (Foto: imago/imago)

Am Ochsenkopf ist Mitte Juli ein junger Luchs in eine Fotofalle getappt. Damit haben sich die Hoffnungen erfüllt, dass sich die Raubkatzen wieder in der Region etablieren. Die winzige Population im Freistaat wächst.

Von Christian Sebald, München

Im Juni 2020 haben Biologen des Landesamts für Umwelt (LfU) und Forstleute in den Wäldern am oberfränkischen Ochsenkopf das Luchsweibchen Julchen ausgewildert. Julchen war ein verwaistes Jungtier aus dem Bayerischen Wald, das zuvor aufgepäppelt worden war. Die Hoffnung der Luchs-Experten war groß, dass einmal ein Kuder in die Region zuzieht und Julchen Nachwuchs bekommt. In diesem Sommer war es so weit. Mitte Juli tappte ein junger Luchs am Ochsenkopf in eine Fotofalle. Damit haben sich die damaligen Hoffnungen erfüllt. Julchen hat mindestens ein Junges bekommen. Außer im Bayerischen Wald und im Steinwald in der Oberpfalz gibt es damit nun eine dritte, freilich winzig kleine Luchs-Population im Freistaat.

Luchse haben es schwer in Bayern. Die Raubkatzen waren einst weit verbreitet. Aber sie waren wenig gelitten. Die Jäger sahen sie als Konkurrenten, die Bauern fürchteten um ihre Nutztiere auf den Weiden. Also wurden die Luchse rücksichtlos gejagt. Mitte des 19. Jahrhunderts waren sie ausgerottet. Dabei zählen Luchse, die seit Langem streng geschützt sind, zu den faszinierendsten heimischen Tieren. Allein wegen ihres gelbbraun gefleckten Fells, das so individuell gezeichnet ist, dass Experten jeden Luchs daran identifizieren können. Aber auch wegen der kräftigen Haarpinsel an den Ohren und dem ausgeprägten Backenbart. Und dann ist da ihr feines Gehör, mit dem sie aus 50 Metern Entfernung das leise Rascheln einer Maus wahrnehmen können. Außerdem legen sie phänomenale Sprints hin. Wenn sie ein Reh oder ein anderes Beutetier jagen, können sie bis auf Tempo 70 beschleunigen.

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Der Vater des jungen Luchses am Ochsenkopf ist aus dem Steinwald zugewandert. Das kleine Mittelgebirge liegt nur etwa 30 Kilometer Luftlinie entfernt vom Fichtelgebirge. Er ist gute zwei Jahre alt und stammt aus dem ersten Wurf eines Luchs-Weibchens in der dortigen Region. Wie bei Luchs-Männchen üblich ist er als knapp einjähriges Jungtier von seiner Mutter und den Geschwistern abgewandert und hat sich ein eigenes Revier gesucht. Am Ochsenkopf wurde er fündig. Ebenfalls Ende Juli ist im Bayerischen Wald ein stark geschwächter Jungluchs aufgegriffen worden. Seine Mutter konnte nicht mehr ausfindig gemacht werden. Das Jungtier wird in einer Artenschutzstation aufgepäppelt, wenn es fit ist, soll es ausgewildert werden. Als neue Heimatregion für den Jungluchs bieten sich die nördliche Oberpfalz und das Fichtelgebirge an - damit sich die kleine Population dort festigt.

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