Süddeutsche Zeitung

Preise für FFP2-Masken:Der kleine Söder-Effekt

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Nach der Ankündigung zur FFP2-Maskenpflicht in Bayern sind die Preise in den Online-Shops teils rauf-, aber auch runtergegangen.

Von Michael Kläsgen, München

Jetzt erst mal tief durchatmen. War das wieder eine Aufregung, vor allem auf den leider oft als Empörungskanälen missbrauchten Social-Media-Plattformen. "Preisexplosion nach Söder-Anordnung!", war da zu lesen. Mit Screenshots unterlegt. Und wen trifft es wohl wieder: Klar, die Ärmsten.

Alice Weidel, die AfD-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, wusste jedenfalls unmittelbar nach der Ansage des bayerischen Ministerpräsidenten, wonach das Tragen von FFP2-Masken in ÖPNV und Einzelhandel zur Pflicht wird, dass alles ganz schlimm werden würde. "FFP2-Masken sind völlig ausverkauft und teuer", twitterte sie. "Kaum ein Bürger wird eine solche rechtzeitig erwerben können."

Das politische Kalkül dahinter muss nicht weiter erörtert werden. Aber entspricht das Schreckensszenario nicht auch einer gewissen ökonomischen Logik? Mit der Nachfrage steigen normalerweise auch die Preise. Daran hat sich seit Adam Smith und seiner unsichtbaren Hand nichts geändert. In der Wirtschaft sprechen die Fachleute vom Gleichgewichtspreis, wenn die Nachfrage gleich dem Angebot ist. Daher müsste nach der Ankündigung von Markus Söder eigentlich der Preis für FFP2-Masken gestiegen sein.

Zumindest einen kleinen Söder-Effekt kann die Amazon-Agentur Factor-A feststellen. "Wir sehen tatsächlich einen Anstieg der Preise und auch teilweise schon Lieferschwierigkeiten - aber bei weitem nicht so stark wie beim ersten Lockdown im Frühjahr", sagt Online-Handelsexperte Nils Zündorf. Danach sind die Durchschnittspreise der Top-20-Angebote für FFP2-Masken auf der Internetseite des US-Händlers zunächst gesunken und dann nach der Ankündigung Markus Söders um gut 35 Prozent gestiegen. Die Preisspanne bei Amazon liege im Moment zwischen 0,72 und 3,99 Euro pro Maske.

FFP2-Masken zählen bereits seit einigen Wochen zu den Top-25-Suchbegriffen

Im Online-Shop von dm waren die Masken "momentan nicht verfügbar", weder die teureren, noch die für zwei Euro das Stück. Christoph Werner, Chef der Drogeriemarktkette, spricht von einer "abrupt gestiegenen Nachfrage" in Bayern und fügt hinzu: "Wir haben jedoch sofort reagiert, unsere Beschaffung an FFP2-Masken ausgeweitet und die logistischen Prozesse entsprechend angepasst", damit das Angebot wieder ausreiche. Deutschlands größte Drogeriemarktkette bereitet sich zudem auf eine bundesweit erhöhte Nachfrage vor.

Beim Onlinehändler Idealo konnte man sich hingegen noch gut bedienen, zu nicht ersichtlich gestiegenen Preisen. Bei Idealo kann man oben rechts auf der Seite schauen, wie sich die Preise entwickelt haben. Und siehe da: Einige FFP2-Masken waren am Mittwoch sogar günstiger als vor wenigen Wochen, andere auch etwas teurer. Es ergibt sich also kein einheitliches Bild.

Laut der E-Commerce-Beratung Finc3 zählen FFP2-Masken bereits seit einigen Wochen zu den Top-25-Suchbegriffen im Internet. Allerdings waren sie in der Woche vor Weihnachten schon mal auf Platz 5 und in den vergangenen sieben Tagen bis Mittwoch einschließlich nur auf Platz 10 der meistgesuchten Begriffe.

Auf Platz 1 lagen hingegen Hula-Hoop-Reifen für Erwachsene - woraus man schlussfolgern könnte, dass Influencer, die diesen Fitnesstrend gezielt vorantreiben - jetzt die Luft anhalten -, die Märkte doch noch stärker bewegen als der Ministerpräsident Bayerns.

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SZ vom 14.01.2021
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