Immer wieder werden in Bayern Frauen und Mädchen aufgrund ihres Geschlechts getötet. Im vergangenen Jahr starben nach einer Auswertung des bayerischen Landeskriminalamts (LKA) 40 Mädchen und Frauen bei einem Femizid, der Großteil davon waren Frauen über 21 Jahren.
Als Femizide werden Gewaltverbrechen bezeichnet, bei denen Frauen aufgrund ihres Geschlechts getötet werden – also weil sie Frauen sind und aus Sicht der Täter als weniger wert gelten. In den meisten Fällen sind die Täter die Partner oder Ex-Partner der Frauen.
Die Fälle sind schockierend: So suchte die Polizei im vergangenen Jahr wochenlang nach einer 49-Jährigen aus dem mittelfränkischen Pommelsbrunn. Schließlich wurde ihre Leiche in einem Wald gefunden. Der Verdacht fiel schnell auf den Ehemann, von dem sich die Frau zuvor getrennt hatte. Inzwischen ist er wegen Mordes angeklagt. Weil er die Trennung nicht habe akzeptieren wollen, sei er nachts in das Haus der Frau eingedrungen und habe sie im Schlaf erdrosselt, so die Staatsanwaltschaft. Der Prozess soll voraussichtlich am 24. Juni vor dem Landgericht Nürnberg beginnen.

Mutmaßliches Gewaltverbrechen in Krailling:29-jährige Mutter tot aufgefunden – Ehemann unter Verdacht
Anwohner hatten die Polizei verständigt, nachdem sie den mutmaßlichen Täter blutend auf der Straße gesehen hatten. Die Frau hinterlässt sechs Kinder.
Das Verschwinden einer 33-Jährigen im vergangenen August in Oberfranken sorgte ebenfalls für Schlagzeilen. Von der Frau fehlt bis heute jede Spur. Dennoch ist die Staatsanwaltschaft überzeugt, dass der ehemalige Lebensgefährte sie getötet hat. Diese erhob im April Anklage gegen den 73-Jährigen.
Wegen Mordes an einer Bekannten ist auch ein 37-Jähriger aus Coburg angeklagt. Die Frau soll seine Annäherungsversuche wiederholt zurückgewiesen haben. Im vergangenen November soll er sie in seine Wohnung gelockt und mit einem Kabel zu Tode erwürgt haben. Anschließend soll er sich an der Leiche sexuell vergangen haben. Die Tote habe er zunächst in seiner Wohnung und später in einem Lagercontainer versteckt, so die Staatsanwaltschaft.
Femiziden gehen häufig über längere Zeit Misshandlungen,Bedrohungen, Einschüchterungen oder sexuelle Gewalt voraus – darauf weist eine Publikation der Weltgesundheitsbehörde (WHO) (https://www.who.int/publications/i/item/WHO-RHR-12.38) hin.Erst kürzlich hatte das Landgericht Nürnberg einen Mann wegen Mordversuchs an seiner getrennt lebenden Frau zu lebenslanger Haft verurteilt. Er hatte die Frau auf einem Spielplatz in Hersbruck vor den Augen zahlreicher Menschen mit einem Messer angegriffen und 22 Mal auf sie eingestochen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

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Wie sich im Prozess zeigte, war der Mann bereits zuvor gewalttätig geworden und hatte seiner Frau gedroht, sie zu töten. Noch vor der Trennung war er schon einmal mit einem Messer auf sie losgegangen. Die Frau hatte daraufhin ein Kontaktverbot gegen ihn erwirkt. Sie habe nie gedacht, dass er sie in der Öffentlichkeit angreifen würde, sagte sie im Prozess. Sicher habe sie sich dort trotzdem nicht gefühlt.
Um Frauen besser zu schützen, fordert die Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes die bundesweite Einführung elektronischer Fußfesseln zur Überwachung gewalttätiger Männer. In Bayern sei dies auf Grundlage des Landespolizeigesetzes für Straftäter bereits möglich, teilte das Justizministerium in München mit.
Der Freistaat setzt sich laut Ministerium zudem dafür ein, eine Überwachungstechnologie nach spanischem Vorbild zum Schutz von Opfern häuslicher Gewalt bundesweit einzuführen. Dabei trägt das Opfer freiwillig ein GPS-Gerät, das Alarm auslöst, sobald sich der Täter nähert. Im Koalitionsvertrag sei eine entsprechende Änderung des Gewaltschutzgesetzes vereinbart.