Bundeswahlkampf:Bei der FDP droht die nächste „offene Feldschlacht“

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Wie weit die Wähler der FDP folgen werden, ist völlig unklar. Parteiintern wollen aber sehr viel in Berlin dabeisein. (Foto: Angelika Warmuth/dpa)

Die bayerischen Liberalen erhoffen sich bei der Bundestagswahl ein Comeback in großer Zahl. Doch die guten Listenplätze sind weniger als die Bewerber. Am Wochenende geht’s zur Sache.

Von Johann Osel

Bevor man sich der bewölkten Lage der bayerischen FDP in diesem Winterwahlkampf widmet – in bundesweiten Umfragen stehen die Liberalen rund um die Fünf-Prozent-Hürde, im jüngsten BR-„Bayerntrend“ kamen sie nur auf drei Prozent –, lohnt ein Blick auf den Sommerwahlkampf 2021. Da schien in Bayern nicht nur kräftig die Sonne über den Infoständen, sondern auch für die FDP.

Die Partei profitierte damals von der Image-Schwäche des Unions-Kanzlerkandidaten Armin Laschet in der bayerischen Bevölkerung; einem Image, zu dem CSU-Ministerpräsident Markus Söder von der lieben Schwesterpartei einiges beigetragen hatte. Dazu fuhr die FDP eine Art Corona-Rendite ein. Ob Inzidenzwerte oder Öffnungsperspektive, die FDP war in der Pandemie – wie die AfD, aber mit Anstand – meist der Gegenpart der Staatsregierung. Ihre Slogans von Eigenverantwortung und Freiheit passten gut in die Zeit. Jedenfalls holte die FDP in Bayern am Ende 10,5 Prozent und konnte 14 Abgeordnete aus dem Freistaat in den Bundestag schicken.

In Ingolstadt stellt die FDP am Wochenende ihre Landesliste auf. Sollte die FDP überhaupt wieder in den Bundestag kommen, wäre nach derzeitigen Umfragen nur ein kleiner Kreis aus Bayern dabei. Allerdings möchte tatsächlich die gesamte Berliner FDP-Landesgruppe auch ins künftige Parlament kommen; zumindest haben sich alle 14 amtierenden Abgeordneten erneut als Direktkandidaten aufstellen lassen. Entscheidend ist aber die Liste. Auf diese streben auch noch vier Abgeordnete der bislang letzten Landtagsfraktion, dem bayerischen Parlament gehört die FDP seit 2024 ja mal wieder nicht mehr an. Allen voran Landeschef Martin Hagen, der die Bundestagsliste anführen will. Und dann wäre da noch Susanne Seehofer, die Liberale mit dem prominenten CSU-Namen, die ebenfalls in den Bundestag möchte.

Schon bei den Plätzen eins und zwei, für die Hagen und offenbar seine Co-Landesvorsitzende Katja Hessel kandidieren, könnte es zu Kampfabstimmungen kommen. Der frühere Landeschef Albert Duin etwa war noch nie darum verlegen, mit Kandidaturen saftig reinzugrätschen. Doch letztlich geht es wohl um fast 20 Bewerber für jene wenigen Plätze, die noch als irgendwie aussichtsreich gelten könnten. In FDP-Kreisen kursiert als Scherz bereits der Begriff von der „offenen Feldschlacht“, wie ihn die Partei in ihrem umstrittenen Papier zu den Ampel-Ausstiegsszenarien nutzte. Andere sagen: Das sei halt Wettbewerb – und wer, wenn nicht die marktwirtschaftliche FDP mit all ihrer Kompetenz in diesem Themenfeld, stünde bitte besser für dieses Prinzip ein.

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