Die FDP feierte neulich ihr Sommerfest im Landtag, Fraktionschef Martin Hagen freute sich über "tolle Gäste". So schrieb er es auf Facebook und darunter sah man gleich ein Foto: Hagen, der Abgeordnete Sebastian Körber und in der Mitte eine Frau mit einnehmendem Lächeln: Susanne Seehofer. Die Tochter des langjährigen Ministerpräsidenten und CSU-Chefs ist vergangenes Jahr den Liberalen beigetreten. "Mit der FDP kann ich mich am besten identifizieren", lautete ihr Argument, "dabei geht es um Freiheit, Eigenverantwortung und Respekt vor jeder Lebensführung".

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Das erregte einiges Aufsehen, auch wenn Horst Seehofer damals erwiderte: "Überhaupt kein Problem". Für alle seine Kinder gelte, dass sie ihre eigene Meinung und ihren eigenen Horizont haben. Wenn seine Tochter zur FDP gehe, sei das "kein Landesverrat". Kürzlich wurde Susanne Seehofer übrigens zur stellvertretenden Vorsitzenden der FDP München gewählt. Und sonst noch so?
Darüber wird in der FDP derzeit an allen Ecken und Enden tüchtig spekuliert. Viele finden: Da, wo das Sommerfest stattfand, passt Seehofer gut hin: in den Steinernen Saal des Maximilianeums, durch den die Abgeordneten auf dem Weg ins Plenum schreiten. Wenn mehrere FDPler zusammenkommen in Bayern und vielleicht ein paar Gläser Wein im Spiel sind, kann man gar erleben, dass konkret gerätselt wird: Könnte "die Susi" vielleicht diesen oder jenen Stimmkreis kriegen?
Deren Verteilung ist derzeit schon in vollem Gange, zuletzt wurde etwa Helmut Markwort, Fraktionspromi und Alterspräsident des Landtags, nach etwas Knatsch in Freising fündig. Sie könne noch nicht sagen, ob sie überhaupt in den Landtag wolle, sagt Seehofer auf Nachfrage der SZ, "nichts ist fix". Im September werde sie entscheiden.
Manche in der FDP munkeln derweil schon von der "Geheimwaffe Seehofer", wäre es doch ein pfiffiger Coup, die Tochter des CSU-Granden im Kandidatentableau zu haben - das schaffe Aufmerksamkeit, womöglich als kleiner Wahlkampf-Push für die ganze FDP. Ausgeschlossen ist ja nicht, dass der nötig sein könnte. Dass der Wiedereinzug 2023 ein absoluter Selbstläufer wird, gilt auch intern als eher kühne These, 2018 kam man knapp über fünf Prozent.
Dass die FDP an Regierungsverantwortung wie jetzt in der Ampel leidet, ist fast schon ein Trend, die Umfragewerte bundesweit zeigen derzeit nach unten. Und im Freistaat war die Partei 2013 regierend aus dem Landtag geflogen, die CSU konnte danach allein weitermachen. Unter Horst Seehofer.