Verkehr in BayernFarchant wird ein Durchfahrtverbot für den Transitverkehr erlassen

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Seit mehr als 20 Jahren soll der Tunnel bei Farchant Entlastung bringen. Steht die Anmpel wegen eines hohen Verkehrsausfommens auf Rot, weichen viele Autofahrer durch den Ort aus.
Seit mehr als 20 Jahren soll der Tunnel bei Farchant Entlastung bringen. Steht die Anmpel wegen eines hohen Verkehrsausfommens auf Rot, weichen viele Autofahrer durch den Ort aus. (Foto: Matthias Schrader/dpa)
  • Farchant will als erste bayerische Gemeinde an einer Bundesstraße ein Durchfahrtverbot erlassen, um Stauvermeider aus dem Ort fernzuhalten.
  • Trotz Umgehungsstraße mit Tunnel weichen viele Autofahrer bei Stau vor dem Tunnel durch den Ort aus.
  • Bürgermeister Hornsteiner hofft, die neue Regelung möglichst vor den Weihnachtsferien in Kraft treten lassen zu können.
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Erstmals versucht eine staugeplagte Gemeinde in Oberbayern, ein faktisches Abfahrtverbot von einer Bundesstraße zu schaffen. Farchants Bürgermeister hofft, die neue Regelung möglichst vor den Weihnachtsferien in Kraft treten lassen zu können.

Von Matthias Köpf, Farchant

Eigentlich sollte es das Problem mit dem Durchgangsverkehr hier schon seit 25 Jahren nicht mehr geben. Denn im Jahr 2000 hat Farchant die lang ersehnte Umgehungsstraße bekommen, mitsamt einem fast zweieinhalb Kilometer langen Tunnel. Durch diesen soll hier im engen Loisachtal seither der viele Verkehr zwischen der A 95 und der großen Nachbargemeinde Garmisch-Partenkirchen rollen.

Doch die Autos all der Ausflügler, Touristen und Einheimischen stauen sich jetzt eben ein Stück weiter in Partenkirchen. Damit sie dann nicht im Farchanter Tunnel stehen, schaltet vor diesem die Ampel auf Rot. Und viele Fahrer versuchen es stattdessen wieder durch den Ort und stehen eben dort. Damit soll jetzt aber Schluss sein. Farchant wird ein Durchfahrtverbot für den Transitverkehr erlassen – als erste Gemeinde in Bayern nicht an einer Autobahn, sondern an einer Bundesstraße.

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Schon die deutschlandweit ersten Verbote dieser Art entlang der A8 im Landkreis Rosenheim haben einiges Aufsehen erregt – auch anderswo an viel befahrenen Straßen. Um Anwohner vor dem Ausweichverkehr zu schützen, hat das Rosenheimer Landratsamt Mitte August die Kreis- und Staatsstraßen durch etliche Orte an der A8 Richtung Salzburg und an der A93 Richtung Tirol und Brenner für den Durchgangsverkehr gesperrt. Diese Sperrungen bedeuten in der Praxis ein Abfahrtverbot von der Autobahn und gelten stets freitags bis sonntags sowie an Feiertagen und auch zu diesen Zeiten immer nur bei Stau auf der Autobahn.

Von Bund und Freistaat hatte es zuvor jahrelang geheißen, dass Abfahrtverbote, wie es sie in Tirol und Salzburg schon seit einer Weile gibt, in Deutschland nicht zulässig seien. Erst ein Sinneswandel des Bunds in Gestalt des neuen Verkehrsstaatssekretärs Ulrich Lange (CSU) hatte die Rosenheimer ermutigt – und ihr Beispiel ermutigt seither weitere Kommunen.

So hat inzwischen das Berchtesgadener Land weiter östlich an der A8 ebenfalls drei Gemeinden für Stauvermeider gesperrt. Im Landkreis Traunstein will etwa die Gemeinde Grassau laut einem aktuellen Ratsbeschluss Ähnliches erreichen, und das Ostallgäu erließ eine entsprechende Regel für die Orte entlang der A7 vor dem stets stauträchtigen Grenztunnel bei Füssen.

Mit Farchant will jetzt eben die erste Gemeinde ein faktisches Abfahrtverbot von einer Bundesstraße schaffen, nämlich von der B2. Auch in anderer Hinsicht unterscheidet sich Farchant von seinen Vorbildern: Für die Hauptstraße durch den Ort ist nicht der Freistaat oder der Landkreis verantwortlich, sondern die Gemeinde selbst. Daher kann sie auch aus eigenem Recht ein Durchfahrtverbot verhängen, so lautet jedenfalls die Hoffnung in Farchant. Das alles sei aber nicht nur vom Gemeinderat beschlossen worden, sondern auch mit den zuständigen Behörden so abgestimmt, sagt Bürgermeister Christian Hornsteiner (CSU).

Das nächste Abstimmungsgespräch wird es demnach Ende Oktober geben. Bis dahin werde man eine Verfügung nach Rosenheimer Vorbild entwerfen. Hornsteiners Hoffnung ist es, dass auch die Navigationsgeräte und Handy-Apps die Sperren registrieren und die Autos bei Stau nicht mehr durch den Ort lotsen.

Was die Navis und Handys betrifft, hat das im Raum Rosenheim mindestens teilweise funktioniert. Dennoch lässt sich dort nicht jeder davon abhalten, es bei Stau durch die Ortschaften zu versuchen. Die Polizei kontrolliert nur dann, wenn sie nicht in anderen Einsätzen gebunden ist. Bei klaren Verstößen droht ein Bußgeld bis zu 50 Euro, doch schon ein halbwegs plausibler Grund reicht fürs Abfahren.

In Farchant soll die neue Regelung möglichst vor den Weihnachtsferien in Kraft treten, sagt Hornsteiner, der sich von Bund und Freistaat eine solide Rechtsgrundlage für solche Verfügungen wünscht.  Ob die Farchanter auch ohne solche Grundlage rechtlich Bestand haben wird, das müsse sich zeigen.

Kurzfristig wird der Verkehr jedoch mindestens zeitweise wieder durch den Ort rollen: Das Staatliche Bauamt in Weilheim ist voraussichtlich noch bis Ende Oktober mit Wartungs- und Sanierungsarbeiten am Farchanter Tunnel beschäftigt und sperrt dazu jeweils eine der beiden Röhren. Für die Zeit vom Montagabend bis Dienstagfrüh sind nach jüngsten Angaben des Amts beide Röhren dicht. Der Verkehr der B 2 werde in dieser Zeit „ausgeleitet und über die Ortsdurchfahrt Farchant geführt“.

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