Die evangelische Kirche in Bayern hat in den vergangenen Jahren knapp 1,4 Millionen Euro an Opfer sexuellen Missbrauchs ausgezahlt. Dazu kommen weitere rund 45 000 Euro für Ausgaben wie Therapiekosten, wie Nikolaus Blum, der Leiter des Landeskirchenamts, auf Anfrage des Rechtsausschuss des bayerischen Landtags mitteilte.
Bei der 2015 eingerichteten, unabhängigen Anerkennungskommission gingen seinen Angaben zufolge bislang 65 Anträge auf Anerkennungs- und Unterstützungsleistungen ein; in 62 Fällen wurden Leistungen gewährt. Der Landeskirche seien derzeit 211 Fälle von sexueller Gewalt bekannt, von denen einige bis in die 1950er-Jahre zurückreichten. Dazu kommen 30 Fälle von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz. Dabei seien nicht nur Straftaten erfasst, sondern "alle Grenzverletzungen mit sexuellem Hintergrund, unabhängig ob sie sich gegen Kinder und Jugendliche oder Erwachsene gerichtet haben", betonte Blume.
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Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat eine alle Landeskirchen umfassende Studie zu sexueller Gewalt in Auftrag gegeben, die im Herbst veröffentlicht werden soll. Teil dieser Studie ist Blum zufolge auch die Auswertung von Disziplinarakten. Demnach wurden seit 1920 mehr als 70 Disziplinarverfahren "aufgrund von Vorwürfen sexualisierter Gewalt gegenüber Pfarrpersonen durchgeführt".