Energiewende:Stromversorger fordern mehr Wasserkraft

Unternehmen beklagen jahrelangen Stillstand - obwohl die Anlagen viele Vorteile hätten.

Von Christian Sebald, München

Die Stromversorger fordern den Freistaat auf, mehr für den Ausbau der Wasserkraft zu tun. "Nach dem Ausstieg aus der Atomkraft wird die Wasserkraft mehr denn je benötigt, denn sie stellt Strom planbar zur Verfügung", sagt der Geschäftsführer des Verbandes der Energie- und Wasserwirtschaft in Bayern (VBEW), Detlef Fischer. "Die Staatsregierung muss den Worten Taten folgen lassen." Fischer spielt auf Äußerungen von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) an, nach denen in Bayern bei den erneuerbaren Energien die Wasser- und die Solarenergie eine gewichtigere Rolle innehaben als die Windkraft. Söder hatte dies zuletzt im Streit um die Windkraft mit dem Bundesminister für Wirtschaft und Energiewende, Robert Habeck (Grüne), betont.

Obwohl der Ausbau der Windkraft stagniert, werden auch in Bayern die erneuerbaren Energien immer wichtiger. 2018, das sind die aktuellen Zahlen, haben sie 46 Prozent des Strombedarfs gedeckt. Mit 28,1 Prozent Anteil an den erneuerbaren Energien steht die Wasserkraft auf Platz zwei, hinter der Photovoltaik (32,8 Prozent). Auf den Rängen drei und vier folgen Biomasse (25,6 Prozent) und Windkraft (12,3 Prozent). Geothermie und sonstige Energieträger rangieren mit 1,2 Prozent auf Platz fünf. Aus Sicht des VBEW hat die Wasserkraft große Vorteile. Sie sei kontinuierlich verfügbar, flexibel einsetzbar und könne - in Form von Pumpspeicheranlagen - Strom speichern. Deshalb sei sie zentral für die Energiewende. Allerdings engagiere sich der Freistaat zu wenig für sie. Seit 20 Jahren stagniere die Zahl der Wasserkraftwerke. In der gleichen Zeit gingen mehr als 600 000 Solaranlagen ans Netz.

Anders als die Solarkraft ist die Wasserkraft bei Umweltverbänden umstritten. Die allermeisten Bäche und Flüsse in Bayern sind begradigt, zwischen Dämme und Deiche eingezwängt oder verrohrt und als Lebensraum für Flora und Fauna massiv geschädigt. Deshalb halten Naturschützer das Potenzial der Wasserkraft für ausgeschöpft. Besonders scharf kritisieren sie die etwa 4000 kleinen und kleinsten Anlagen. Sie liefern einen Bruchteil des Wasserstroms, werden aber für das Gros der Schäden an den Gewässern verantwortlich gemacht.

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