Kommunen und der Freistaat Bayern drängen weiter auf die Modernisierung der Franken-Sachsen-Magistrale. Der Bund überprüft derzeit allerdings noch, ob das Bahnlinien-Projekt wirtschaftlich ist. Im Herbst sollen die Resultate vorliegen, teilte ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums auf Anfrage mit.
Die Bahnstrecke, die Bayern, Sachsen und Tschechien verbindet und somit für den gesamteuropäischen Schienenverkehr von Bedeutung ist, kann in großen Teilen nur mit Dieselloks befahren werden. Schon lange fordern vor allem Politikerinnen und Politiker aus den betroffenen Regionen eine Elektrifizierung. „Es handelt sich dabei um die größte Diesel-Insel in Mitteleuropa, die nur in einem guten Zusammenwirken von Bund, Land und EU elektrifiziert und damit klimaneutral werden kann“, sagte der Oberbürgermeister der Stadt Bayreuth, Thomas Ebersberger (CSU), der dpa.
Doch vor einigen Jahren waren die Planungen sogar gestoppt worden – weil die Wirtschaftlichkeitskriterien nicht gegeben waren. Jetzt wird neu gerechnet: Das Vorhaben werde auf Grundlage einer neuen Verkehrsprognose 2040 erneut bewertet, hieß es aus dem Ministerium. „Neben den zugrunde zulegenden neuen Verkehrsmengen, werden dann auch aktualisierte Kosten- und Wertansätze zur Bewertung im vierten Quartal 2024 vorliegen.“
Vor einigen Wochen unternahm der Freistaat Bayern noch einmal einen Schritt nach vorn – und unterzeichnete einen Planungsvertrag zur Elektrifizierung eines Teilabschnitts der Trasse. Die Deutsche Bahn wurde demnach von der Staatsregierung damit beauftragt, Ausbau und Elektrifizierung der 18 Kilometer langen Strecke von Bayreuth bis Schnabelwaid zu planen. Das Kostenvolumen liegt bei 20 Millionen Euro. „Den vollen Nutzen kann unser Engagement aber nur entfalten, wenn endlich auch der Bund nachzieht und die Franken-Sachsen-Magistrale ausbaut und elektrifiziert“, teilte Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) Anfang Juli mit. Ziel sei es, dass bis zum Jahr 2040 „im bayerischen Schienenpersonennahverkehr keine Dieseltriebwagen mehr unterwegs“ sein sollen.
Die örtliche Politik erhofft sich viel vom Moderne-Schiene-Gesetz
Würde die Elektrifizierungslücke von Nürnberg bis Marktredwitz, Hof und Schirnding geschlossen, wäre auch wieder ein durchgängiger Fernverkehr möglich, hieß es weiter. Statt auf Elektrifizierung setzt die Deutsche Bahn zunächst zumindest auf Digitalisierung: Auf dem Abschnitt von Marktredwitz bis zur tschechischen Grenze soll die bestehende Leit- und Sicherungstechnik modernisiert werden, wie ein Bahnsprecher nun mitteilte.
Dazu werde in Schirnding das bestehende Relaisstellwerk durch ein modernes elektronisches Stellwerk ersetzt. Anschließend werde der Streckenabschnitt Arzberg bis zur tschechischen Grenze auf rund acht Kilometer mit dem europaweit einheitlichen Zugbeeinflussungssystem European Train Control System (ETCS) ausgerüstet. Die ersten Arbeiten sollen demnach im August beginnen, die Inbetriebnahme des gesamten Systems mit elektronischem Stellwerk und ETCS ist bis Ende 2025 geplant.
Eine weitere Hoffnung der Politik vor Ort ist das Moderne-Schiene-Gesetz, das der Bund auf den Weg bringen möchte. „Es könnte den Durchbruch für die Franken-Sachsen-Magistrale bedeuten, sodass die Planungen endlich fortgeführt werden könnten“, sagte der Bayreuther Rathauschef Ebersberger. Er wies zudem darauf hin, dass auch Tschechien den Ausbau sehr unterstütze. Der Abzweig über Eger Richtung Prag sei für den europäischen Güter- und Personenverkehr von „herausragender Bedeutung“.