Nach der dramatischen Rettung einer 16-köpfigen Touristengruppe aus dem zugefrorenen Eibsee warnt Bayerns Wasserwacht eindringlich vor Spaziergängen auf dem Eis. „Wer jetzt – wohlgemerkt im März – noch einen Fuß auf vermeintliches Eis setzt, begibt sich in Lebensgefahr“, sagte der Sprecher des Bayerischen Roten Kreuzes, Sohrab Taheri-Sohi. „Wir können davor nur in aller Deutlichkeit warnen.“
Die Temperaturen in Bayern lägen tagsüber seit Wochen weit über dem Gefrierpunkt, betonte Taheri-Sohi. Das habe gefährliche Folgen für die Eisflächen: „Ihre Tragfähigkeit nimmt ab und ist größtenteils gar nicht mehr vorhanden, das Betreten ist damit akut lebensgefährlich.“ Gerade bei Bergseen entstehe wegen der aktuellen Bedingungen „eine tückische Mischung“. Während die Sonne manche Flächen direkt auftaue, lägen andere im Schatten der Gipfel und wirken stabiler, als sie tatsächlich sind. „Das Eis wird unberechenbar – an einigen Stellen trügerisch fest, an anderen wiederum hauchdünn.“

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Das Deutsche Rote Kreuz, die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) und die Wasserwacht haben Eisregeln herausgegeben, die sich sowohl an die wenden, die sich auf das dünne Eis begeben als auch an die, die vom Ufer eines Sees oder Flusses sehen, wie jemand in Gefahr gerät.
Die wichtigsten Fragen und Antworten
Woher weiß ich, ob das Eis gefährlich ist?
Die Warnschilder an den Ufern von Seen und Flüssen in Bayern sind ein Hinweis darauf, ob die Eisfläche dick und tragfähig genug ist, um darauf spazieren zu gehen oder Schlittschuh zu laufen. Geht man dennoch auf das Eis, ist Knistern und Knacken unter den Füßen kein gutes Zeichen. Diese Geräusche zeigen eine mögliche Einbruchgefahr an. Fließgewässer, die zugefroren sind, sollte man grundsätzlich nicht betreten, die Tragfähigkeit des Eises schwankt strömungsbedingt.
Wie verhalte ich mich, wenn ich Angst habe einzubrechen?
Wichtig ist: Ruhe bewahren, keine überstürzten Reaktionen. Am besten geht man auf demselben Weg zurück, wie man auf das Eis gekommen ist – oder auf einem anderen sicheren Weg, den etwa andere Menschen nehmen. Ohnehin sollte man nie allein sein, wenn man aufs Eis geht. Ist man dennoch solo unterwegs, sollte man Bereiche aufsuchen, wo sich andere Personen aufhalten.
Was mache ich, wenn es unter mir knackt und Wasser an die Oberfläche tritt?
Sofort flach auf den Bauch legen, um das Gewicht zu verteilen, raten die Rettungsdienste. Danach möglichst langsam und gleichmäßig Richtung Ufer robben, denn ruckartige Bewegungen können das Eis zum Brechen bringen.
Und wenn das Eis tatsächlich bricht?
Dann lautet ein wichtiger Tipp: Arme schnell ausbreiten. So kann man verhindern, dass der Körper unter die Eisdecke taucht. Und dann? Die Wasserwacht rät, das Eis in die Richtung zu brechen, aus der man gekommen ist. Und zwar so lange, bis es wieder dicker wird. An dieser Stelle kann man probieren, sich zurück auf die Eisoberfläche zu rollen und zurück an Land zu kriechen.
Wie helfen Außenstehende am besten, wenn sie mitbekommen, dass jemand ins Eis eingebrochen ist?
Das Wichtigste: Als erstes die Notrufnummer 112 wählen. Und dann kommt es darauf an, ob jemand in Ufernähe eingebrochen ist oder weiter draußen auf einem See. Wenn möglich, sollten Helferinnen und Helfer die Rettung von Land aus versuchen, rät die DLRG. Dafür werfen oder schieben sie der verunglückten Person ein Hilfsmittel zu, an dem sie sich festhalten und herausziehen kann – falls am Ufer ein Rettungsring oder -ball installiert ist, ist das optimal. Behelfen kann man sich auch mit Brettern, Leitern, Ästen, Teilen von Holzzäunen oder auch Gartenmöbeln aus Holz – oder dem eigenen Schal.
Ist die verunglückte Person vom Ufer aus nicht erreichen und wagt man sich als Helfer selbst aufs Eis: nie stehend, sondern ebenfalls in Bauchlage und am besten am Ufer mit einer Leine oder einem Seil gesichert ist. Niemals sollte man einer verunglückten Person die Hand reichen, so die Wasserwacht in ihren Eisregeln: Eingebrochene haben Todesangst und enorme Kräfte! Also reicht man ihm oder ihr das mitgebrachte Brett, das Seil, den Schal und redet dabei, um die Reaktionsfähigkeit sowie Bewusstsein zu prüfen und damit das Stadium der Unterkühlung.
Und wenn der Eingebrochene wieder am Ufer ist?
„Ziehen Sie der Person die nasse Kleidung aus und wickeln Sie sie in eine warme Decke“, heißt es beim Deutschen Roten Kreuz. „Ist sie bewusstlos, atmet aber normal, bringen Sie sie in die stabile Seitenlage. Bei nicht normaler Atmung oder Kreislaufstillstand beginnen Sie mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung - 30 Mal Herzdruckmassage, zwei Mal Atemspende im Wechsel. Führen Sie die Maßnahme so lange durch, bis der Rettungsdienst eintrifft und übernimmt, oder bis die betroffene Person wieder normal zu atmen beginnt.“
Das sind die 15 Regeln der Wasserwacht in Bayern:
- Betrete das Eis erst, wenn es dick genug ist und dich sicher trägt!
- Beachte unterschiedliche Eisdicken!
- Achte auf Warnhinweise und befolge sie!
- Mache aus Spaß keine Löcher ins Eis!
- Beachte Markierungen auf dem Eis!
- Ziehe dich warm an!
- Gehe niemals alleine aufs Eis!
- Nimm Rücksicht auf andere!
- Hilf anderen!
- Verlasse das Eis, wenn es knistert und knackt!
- Lege dich bei Einbruchgefahr flach aufs Eis und krieche auf dem gleichen Weg zum Ufer zurück!
- Rufe bei Gefahr laut um Hilfe!
- Nähere dich einem Eingebrochenem auf bzw. mit einem Gegenstand, um dein Gewicht auf dem Eis zu verteilen!
- Reiche einem Eingebrochenem niemals die Hand - nimm einen Gegenstand!