Leben im Internet:So digital sind die Bayern

CeBIT 2015

Für manche Menschen ist das Internet noch immer so verwirrend wie dieser Verteilerkasten.

(Foto: dpa)

Online-Shopping, Streaming, Büroarbeit am Rechner: Die Staatsregierung wollte wissen, wie Computer und Internet genutzt werden - und kam zu wenig überraschenden Ergebnissen.

Von Maximilian Gerl

Wie digital ist Bayern? So genau ließ sich das bislang nicht sagen; wo es Zahlen gab - etwa bei Breitband und Mobilfunk - wurde gerne das Attribut "ausbaufähig" angehängt. Wie digital zumindest die Menschen in Bayern mittlerweile sind, hat die Staatsregierung in einer Studie untersuchen lassen. Demnach kauften 73 Prozent der Befragten regelmäßig online ein, nutzten 63 Prozent Office-Programme und streamten 51 Prozent Filme oder Musik. In vielen Bereichen der Internetnutzung lagen die bayerischen Befragten über dem Bundesdurchschnitt. Viele allerdings fühlten sich im Netz offenbar auch verloren oder überfordert. Und dass die Schulen die nötigen Fähigkeiten vermitteln, um mit der fortschreitenden Digitalisierung aller Lebensbereiche umzugehen, glaubten gerade einmal 42 Prozent der Befragten.

So gesehen ist die Studie, die Digitalministerin Judith Gerlach (CSU) am Mittwoch vorstellte, ein Lagebericht, wie es hierzulande um die Digitalisierung aus Nutzersicht bestellt ist. Für die repräsentative Umfrage zeichnen die Initiative D21 und das Meinungsforschungsinstitut Kantar verantwortlich. Drei Dinge fallen dabei besonders auf. Erstens, dass die Bayern "Internet-Poweruser" sind, wie es Gerlach formulierte. Zweitens, dass die Corona-Pandemie zu einem Digitalisierungsschub geführt hat. Und drittens, dass trotzdem viele Menschen Probleme haben, dem Tempo des digitalen Wandels zu folgen.

Dabei bedeutet gesellschaftliche und politische Teilhabe auch digitale Teilhabe. So stuft die Studie knapp die Hälfte der 2366 Befragten als "digitale Vorreiter" ein, die sich wie selbstverständlich im Digitalen bewegen. Doch 35 Prozent kommen als "digital Mithaltende" mit den wichtigsten Anforderungen nur einigermaßen zurecht. Zwölf Prozent gelten gar als "digital Abseitsstehende". Vor allem ältere Menschen sind weiter kaum oder nicht im Netz unterwegs - und drohen, zum Beispiel vom Informationsfluss abgeschnitten zu werden.

Auch an anderen Stellen zeigt die Studie Probleme auf, etwa im Umgang mit Fake News und vertrauenswürdigen Quellen. So gaben nur 59 Prozent der Befragten an, nach eigenem Empfinden seriöse Nachrichten im Netz von unseriösen unterscheiden zu können. 19 Prozent hatten zudem das Gefühl, online ständig präsent sein zu müssen. Unter den 14- bis 19-Jährigen war der Anteil mit 30 Prozent besonders hoch. Dass Internetdienste und Apps persönliche Daten weitergeben, war immerhin 77 Prozent der Befragten bewusst. Da es die erste Studie für Bayern war, gibt es keine Vergleichswerte für Vorjahre.

Insgesamt, so ein Fazit der Studie, stünden die Bayern digitalen Lösungen aufgeschlossen gegenüber. Dieser Haltung indes werden Kommunen und Freistaat bislang eingeschränkt gerecht. Nur 23 Prozent der Befragten gaben an, Verwaltungsdienstleistungen online zu nutzen. Bei der Digitalisierung der Verwaltung bestehe Nachholbedarf, räumte Gerlach ein. Die ersten Schritte habe man aber dank verschiedener Förderprogramme gemacht. Nötig sei jetzt, den Menschen digitale Angebote zu machen.

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