Bayern:Die dümmsten Diebe des Jahres

Nicht jede Auszeichnung ist erstrebenswert. Die Auswahl der Anwärter auf die Trophäe ist aber trotzdem groß.

Kolumne von Johann Osel

Das Jahr neigt sich dem Ende, und damit die Kriminalitätsstatistik. Wohl beginnt in den Amtsstuben der bayerischen Polizei gerade die Auswertung: Wer erhält den inoffiziellen Titel "Dümmster Dieb des Jahres"? Jetzt hat eine Frau im schwäbischen Friedberg noch ihre Bewerbung eingereicht.

Die 26-Jährige hat in einem Supermarkt üppige Besorgungen erledigt - Warenwert etwa 100 Euro -, schlich aber über eine Bäckerei an der Kasse vorbei, ohne die Sachen zu bezahlen. Draußen belud sie dann hurtig den Kofferraum ihres Autos und fuhr nicht davon. Denn der Tank war leer. Als sie später mit einem Benzinkanister zurückkam, wartete die Polizei.

Es gibt gleichwohl konkurrierende Anwärter auf die Dummheitstrophäe 2016: In der Nähe von Coburg haben Diebe die Überwachungskameras eines Sportplatzes gestohlen und wurden - daran hätte man denken können - in Nahaufnahme gefilmt. In München versteckte sich ein Ladendieb in der Papiertonne, der Inhaber des Nachbarladens setzte sich auf den Deckel bis zum Eintreffen der Polizei.

Im Kreis Landshut blieb ein Dieb, der einen Kleidercontainer ausräumen wollte, gleich in selbigem stecken, die Feuerwehr befreite ihn. Chancen haben die Männer, die in Garching an der Alz in eine Bar einbrachen - nicht wissend, dass das Lokal einem Mitglied der "Hells Angels" gehört. Alsbald tauchten dann Rocker auf, verständigt von Anwohnern.

Natürlich, die Auszeichnung gibt es gar nicht. Passieren würde aber genug über die Jahre: In Kulmbach hat ein Dieb mal seine Krankenkassenkarte am Tatort verloren, im Landkreis Straubing beluden Männer ihr Fahrzeug mit so vielen Tonnen an geklautem Metall, dass es in den Straßengraben kippte. Bei Freyung hat ein Dieb säckeweise Pfandflaschen gestohlen - alle aus dem Ausland, pfandfrei. Nickerchen am Tatort sind ein Klassiker.

Ein Favorit stammt von 1835. Das Augsburger Tagblatt meldete vor fast zwei Jahrhunderten: "Vorgestern stahl ein Bursch, der einen krummen Fuß hat und eine Krücke trug, einem Bauern das Geld vor der Nase hinweg, und machte sich aus dem Staube." Blöd nur, dass der Dieb seine Behinderung im Eifer des Verbrechens offenbar ganz vergessen hatte. Quasi in Schrittgeschwindigkeit holte ein Gendarm den Krummfüßigen ein.

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