CSU:Ist "Leberkäs und Lasern" das neue "Laptop und Lederhose"?

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Bayerns Ministerpräsident Markus Söder - hier ohne Leberkäs, dafür mit Laser-Schwert.

(Foto: Tobias Hase/dpa)

Schon länger fahndet die CSU nach einem Remake ihres berühmten Slogans. Markus Söder legt nun vor - leuchtend und schmackhaft.

Von Johann Osel

Trotz all der Unbill, die in diesen Wochen den Freistaat bedrückt - Corona, Schmuddelwetter, bayernlose Ampel-Regierung in Berlin -, schickt sich Ministerpräsident Markus Söder an, etwas Zuversicht zu verbreiten. Bei der letzten Landtagssitzung vor Weihnachten sagte er: "Geht unser Land wirklich völlig am Krückstock, wie man manchmal in den Debatten hört? - Ich finde nicht." Bayern sei "ein tolles Land, es ist so schön, hier zu leben", in einem "Land der Hoffnung" mit besonderem Lebensgefühl. "Es ist die richtige Mischung von Tradition und Moderne, von Hightech und Heimat, von Leberkäs und Lasern." Leberkäs und Lasern? Diesen oder ähnliche Slogans könnte man aus dem Munde des CSU-Chefs künftig wohl häufiger hören.

Es ist kein Geheimnis im politischen München, dass die CSU seit Längerem überlegt, den alten Slogan von "Laptop und Lederhose" neu aufzulegen, und nach einem pfiffigen Remake fahndet. In die Welt gesetzt hatte diesen 1998 Bundespräsident Roman Herzog, er würdigte damit bei der Eröffnung der Neuen Messe München Bayerns Entwicklung vom Agrarland zum Hightech-Staat, wobei "Innovationsfreude und Bodenständigkeit keine unüberbrückbaren Gegensätze" gewesen seien.

Das Debakel bei der Bundestagswahl gibt der CSU zu denken

In der Folge wurde der Spruch von der CSU und allen voran von Edmund Stoiber so exzessiv zitiert, dass mancher glaubte, der damalige Ministerpräsident höchstselbst habe ihn erfunden. Alleinregierungszeiten der CSU waren das noch dazu, im Grunde hätte nur noch die Übernahme eines Laptops und einer Lederhose ins Parteilogo gefehlt.

Ein neues Bayernbild muss nun her, auch ein neues CSU-Bild. Nicht erst seit dem 31,7-Prozent-Debakel bei der Bundestagswahl weiß man in der Partei, dass sie sich zur Landtagswahl 2023 schlagkräftiger präsentieren muss; idealerweise als Symbiose von Althergebrachtem und Aufbruch. Also einerseits Heimatidentität wie symbolisch durch die Lederhose, ohne den Fehler der Wahl von 2018 zu wiederholen: die AfD zu imitieren. "Du kannst ein Stinktier nicht überstinken", hat da ja CSU-Generalsekretär Markus Blume als Lehre formuliert. Und andererseits Zukunftsthemen, wie sie die Staatsregierung mit Hightech-Agenda oder Digitalministerium schon mehr oder weniger stringent besetzt, knackig zu bündeln. Angeblich soll es sogar eine Art Ideenwettbewerb in der Landtagsfraktion gegeben haben - ohne zündende Idee. Nun musste offenbar der CSU-Chef selbst ran.

300 Kilo Leberkäse an einen Nato-Kampfverband

Söders "Leberkäs und Lasern" hat gute Ansätze. Der Leberkäs gilt als typisch bayerisch, als maximal nahrhaft ohne Buhei, als Sehnsuchtsobjekt beschrieb ihn der Straubinger Heimatdichter Marzell Oberneder: "Wer gern Leberkäse isst, Bier und Brot nicht ganz vergisst, lächelt froh ins Himmelszelt, als der Glücklichste der Welt!" Stoiber prägte den Begriff der "Leberkäs-Etage", für die man in der CSU da sei, für die kleinen Leute. Karl-Theodor zu Guttenberg spendierte einst beim Einstand als CSU-Generalsekretär in der Landesleitung demonstrativ die Brotzeit, kein standesgemäßes Amuse-Bouche. Sogar Weltpolitik wurde in der CSU schon mit Leberkäs gemacht: Johannes Hintersberger, Chef des Arbeitskreises Wehrpolitik der Landtagsfraktion, ließ mal 300 Kilogramm an einen multinationalen Nato-Kampfverband in Litauen übersenden.

Hinzu kommt nun eben das Lasern: ein spannendes Metier, passend zum Fan von "Star Trek" und "Star Wars" Söder, der gern mal mit leuchtendem Laserschwert posiert. Nebenbei macht die Technik ja sogar Augenkranke sehend, zum Beispiel für die Schönheit des Bayernlandes.

Ist das schon der neue Slogan, der Weisheit letzter Schluss? Oder nur ein Testballon von Söder? Nachteil beim Leberkäs ist natürlich, dass man lieber gar nicht genau wissen will, was drin steckt. Eine Partei sollte das nicht ausstrahlen. Sprachästheten könnten zudem einwenden, dass "Leberkäs und Lasern" holprig klingt und, umgedreht, "Lasern und Leberkäs" mehr Potenzial hätte. Verwunderlich ist auch, dass Söders Leibspeise nicht zum Zuge kam; allerdings wäre "Rostbratwürste und Rasterelektronenmikroskop" etwas sperrig. "Hashtag und Hax'n" sei an dieser Stelle noch von der SZ ins Rennen geworfen. Ansonsten darf man gespannt sein.

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