Corona-Testpanne in Bayern:Opposition will Aufklärung in Sondersitzung

Coronavirus - Test an Rastanlage

An mehreren Corona-Testzentren in Bayern sind Fehler unterlaufen. Nun können rund 50 Infizierte nicht über ihr positives Ergebnis informiert werden.

(Foto: dpa)

Dutzende infizierte Reiserückkehrer können nicht über ihr positives Testergebnis informiert werden. Ministerin Melanie Huml muss sich nun vor dem Gesundheitsausschuss erklären.

Von Andreas Glas

Nach der Corona-Testpanne an Bayerns Autobahnen besteht wohl keine Chance mehr, alle Infizierten zu finden, die bislang nicht ermittelt werden konnten. Das hat das Gesundheitsministerium der Süddeutschen Zeitung am Montag bestätigt. Es handelt sich dabei um insgesamt 46 Urlauber, die sich nach ihrer Rückkehr freiwillig auf das Coronavirus testen ließen - und nun also aller Voraussicht nach in Unkenntnis über ihr positives Testergebnis bleiben. Die Kontaktdaten dieser Personen seien "ohne Erfolg geprüft worden", heißt es aus dem Ministerium. Als Hauptgrund für diese Panne wurde zuletzt genannt, dass die Reiserückkehrer ihre Testanträge handschriftlich ausfüllen mussten und manche Adressen oder Telefonnummern nicht einwandfrei zu entziffern waren.

"Es wird sicher möglich sein, einige zu erreichen", sagte Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU) am Montag dem Bayerischen Rundfunk. Doch auch er gehe "nicht davon aus, dass alle ermittelt werden können", die positiv auf das Virus getestet wurden. Ob weitere 59 Personen, die zwar identifiziert sind, aber zunächst nicht über ihren Positivbefund informiert werden konnten, inzwischen ihr Testergebnis erhalten haben, ließ das Gesundheitsministerium zunächst unbeantwortet. Um diese und viele weitere Fragen dürfte es am Mittwoch auch im Landtag gehen. Auf Drängen von Grünen, SPD und FDP wird dann nämlich, trotz politischer Sommerpause, eine Sondersitzung des Gesundheitsausschusses stattfinden. Die wegen der Testpanne in die Kritik geratene Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) hat inzwischen angekündigt, sich den Fragen der Opposition zu stellen.

Während Staatskanzleichef Herrmann die Panne bereits als "abgeschlossen" bezeichnet und dafür wirbt, "in die Zukunft zu sehen", sieht die Opposition also noch längst nicht alle Unklarheiten beseitigt. Es gehe ja "nicht um kleine Fehler, das ist schon ein großes Versagen", sagte der SPD-Abgeordnete Florian von Brunn (SPD), der von einem "Test-Gate" spricht. Auch Grünen-Fraktionschef Ludwig Hartmann ist noch nicht zufrieden mit den bisherigen Erklärungen der Staatsregierung. Er stößt sich etwa an Herrmanns Aussage, dass Bayern mit den Tests für Reiserückkehrer "möglichst früh begonnen" habe und es deshalb schlicht unmöglich sei, "dass das Testsystem schon so perfekt ist, dass keine Fehler passieren".

Die Staatsregierung habe ja schon lange gewusst "dass die Sommerferien kommen", kontert Hartmann, die Zeit zur Vorbereitung sei dagewesen. Wenn sich dann abzeichne, dass die Zeit nicht reiche, "fange ich lieber drei Tage später an und habe dafür ein System, auf das sich die Leute verlassen können". Dass das Gesundheitsministerium offenbar nicht damit gerechnet hat, dass sich so viele Reiserückkehrer testen lassen, überzeugt Hartmann ebenfalls nicht. Der hohe Zuspruch, sagt er, sei "absehbar" gewesen.

"Es gibt unheimlich viele Fragen", sagt auch Dominik Spitzer (FDP), "ich weiß gar nicht, ob man die alle am Mittwoch behandeln kann". In der Sondersitzung des Gesundheitsausschusses werde es aber nicht nur um Fehler gehen, die bereits gemacht wurden, sagt Spitzer, das betonen auch die Abgeordneten von Grünen und SPD. Es gehe "vor allem um die Zukunft", sagt Spitzer, der von der Staatsregierung wissen will, "was sie vorhaben, um es künftig besser zu machen".

Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Ministerin Huml haben diese Besserung mit Blick auf die Teststationen an den Autobahnen bereits versprochen. Mittlerweile sind jedoch auch Probleme bei den Tests am Münchner Flughafen bekannt geworden. Auch dort mussten Reiserückkehrer teils mehrere Tage auf ihr Ergebnis warten. Das Gesundheitsministerium hat auf Nachfrage bestätigt, dass das für die Flughafentests zuständige Unternehmern Ecolog von "Anlaufschwierigkeiten" berichtet habe. Inzwischen, heißt es, laufe der digitale Datenfluss aber "besser und schneller". Ecolog gehe davon aus, "dass alle Ergebnisse nun wirklich sehr zeitnah übermittelt werden".

Am Montag wurde auch bekannt, dass sich in der vergangenen Woche ein Mitarbeiter der Betreiberfirma Eurofins am Autobahn-Testzentrum an der A 3 bei Passau selbst mit dem Coronavirus infiziert hat. Das bestätigte ein Sprecher des Landratsamts in Passau, wo auch das zuständige Gesundheitsamt angesiedelt ist. Weil der Eurofins-Mitarbeiter Kontakt mit Ehrenamtlichen hatte, die bis vor Kurzem für die Tests zuständig waren, ließen sich rund 40 Personen vom Bayerischen Roten Kreuz und Technischen Hilfswerk auch testen und begaben sich in Quarantäne, bis Ergebnisse vorlagen. Laut Landratsamt waren alle Tests negativ.

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