Coronakrise:Testprobleme auch an Flughäfen

Corona Test-Center am Flughafen München

Die Nachfrage nach Corona-Tests am Münchner Flughafen ist hoch. Viele Urlauber nehmen das kostenlose Angebot an.

(Foto: Lino Mirgeler/dpa)

Viele Urlauber mussten länger als geplant auf Ergebnisse warten. Die Opposition kritisiert die Informationspolitik der Staatsregierung, Umfragen zeigen unterschiedliche Auswirkungen auf deren Ansehen.

Von Andreas Glas und Christian Sebald

Nach dem Debakel um die Corona-Tests an den Autobahnen in Bayern werden nun auch Probleme an den Testzentren an den Flughäfen München, Nürnberg und Memmingen bekannt. Zwar erklärte das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) am Freitag auf eine Anfrage der SZ, dass es nach seinem Kenntnisstand nur "in der Anfangszeit zu einzelnen Verzögerungen kam" und keine "systematischen Probleme" vorgelegen hätten.

Aber zugleich räumte die Behörde ein, "dass viele Ergebnisse nicht umgehend übermittelt werden konnten, weil die Person z.B. nicht erreichbar war". Bei anderen hätten die Kontaktdaten erst ermittelt werden müssen. Bei konkreten Angaben mauern LGL und Gesundheitsministerium freilich. So enthält die Antwort auf die SZ-Anfrage keinerlei Angaben zur Anzahl der Verzögerungen oder zu ihrer Dauer - gleich ob an Flughäfen, Autobahnen oder Bahnhöfen im Freistaat.

Auch das Versprechen von Ministerpräsident Markus Söder (CSU), dass jeder Getestete das Ergebnis nach 24 Stunden erfahren können soll, kann offenbar nur bedingt erfüllt werden. Zwar erklärt das LGL an einer Stelle, das Unternehmen Ecolog, das die Testzentren an den Flughäfen betreibt, habe zugesichert, dass "positiv getestete Personen nach maximal 24 Stunden über ihr Testergebnis informiert werden". An anderer Stelle heißt es aber, dass mit Ecolog "die Zielvorgabe vereinbart ist, dass das Testergebnis innerhalb von bis zu 48 Stunden mitgeteilt wird". Die Vorgabe gelte freilich nur bei elektronischer Übermittlung. "Wenn (etwa mangels Kontaktdaten) keine elektronische Übermittlung möglich ist, ist (...) diese Zeitspanne nicht einzuhalten", erklärt das LGL.

In den vergangenen Tagen hatten sich die Nachrichten von Problemen in den Testzentren an den bayerischen Flughäfen gehäuft. Zuletzt berichtete das ARD-Magazin Monitor, dass allein am Nürnberger Flughafen einige Hundert Passagiere ihre Testergebnisse verspätet oder zum Teil noch gar nicht erhalten hätten. Als Beispiel führte das Magazin eine vierköpfige Familie aus der Oberpfalz an, die sich vor einer Woche dort habe testen lassen und seither auf Ergebnisse warte. Nach Informationen der SZ gab es auch an den Flughäfen München und Memmingen Beschwerden über Verzögerungen bei den Corona-Tests. Dabei ist vor allem am Flughafen München die Nachfrage nach Tests immens. Allein dort ließen sich bisher 41 990 Rückreisende auf das Virus untersuchen, 274 davon hatten sich mit dem Virus infiziert.

Am Flughafen München soll es zudem Probleme mit der Übermittlung sogenannter Aussteigekarten durch die Fluglinien an die Gesundheitsämter gegeben haben. Passagiere aus Risikogebieten müssen die Karten ausfüllen, damit die Ämter bei Positivtests nachvollziehen können, wer im Flugzeug in wessen Nähe saß. Laut Gesundheitsministerium wurde das Prozedere in dieser Woche optimiert.

Auch die Opposition fühlt sich weiterhin schlecht informiert über die Testpraxis in Bayern. Die Grünen haben mehrere Anfragen an die Staatsregierung gestellt, in denen sie Klarheit fordern über die Hintergründe des Testchaos und die aktuelle Lage an den Testzentren. "Wenn dieses Debakel passiert ist, muss man alles, was jetzt immer noch nicht läuft, schlagartig auf den Tisch legen", sagt Ludwig Hartmann, Fraktionschef der Grünen im Landtag. Die Informationspolitik der Staatsregierung "ist weiterhin das größte Problem", sagt auch Horst Arnold (SPD).

Wie die Wähler das Testchaos bewerten, zeigt sich in zwei Umfragen, die am Freitag veröffentlicht wurden. In der einen, die das Meinungsforschungsinstitut GMS für Sat.1 Bayern durchgeführt hat, sehen 59 Prozent der Befragten das Ansehen der Staatsregierung als beschädigt an. Mit deren Arbeit insgesamt sind 71 Prozent zufrieden, im Juli waren es noch 80 Prozent. Dass Ministerpräsident Markus Söder den Rücktritt von Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) ablehnte, halten 45 Prozent für die richtige Entscheidung. 46 Prozent finden, dass er das Rücktrittsgesuch hätte annehmen sollen. Bei der Sonntagsfrage ist dagegen kein Negativeffekt für die CSU erkennbar. Sie käme weiterhin auf einen hohen Wert: 47 Prozent. Dahinter folgen Grüne (18), SPD (9), AfD (7), Freie Wähler (6), FDP und Linke (3).

Auch Söders Ansehen bleibt hoch. In der Sat.1-Umfrage halten ihn 81 Prozent der Befragten in Bayern für einen guten Ministerpräsidenten. In einer bundesweiten Umfrage des Instituts Insa für das Magazin Focus verliert Söder aber an Zustimmung. Er liegt zwar zusammen mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) an der Spitze der Rangliste der beliebtestens Politiker. Doch Söders Zustimmungswert ist im Vergleich zur Vorwoche um zehn Punkte gesunken, auf nun 149 von 300 möglichen Punkten.

Bekannt wurde am Freitag auch das Ergebnis einer Studie zum zwischenzeitlichen Corona-Hotspot Tirschenreuth. Dort haben sich mindestens acht Prozent der Bevölkerung infiziert, sagte einer der beiden Leiter der Studie, Professor Ralf Wagner vom Institut für Mikrobiologie der Uniklinik Regensburg. Nach den ersten Ergebnissen wird geschätzt, dass zwischen acht und neun Prozent der Teilnehmer Sars-CoV-2-spezifische Antikörper aufweisen.

Die Wissenschaftler der Universitätskliniken Regensburg und Erlangen beziehen sich in ihrer Analyse auf Blutproben, die vom 29. Juni bis 17. Juli bei mehr als 4200 Menschen abgenommen wurden. Der Landkreis Tirschenreuth ist die Region in Deutschland, die bisher am härtesten von der Pandemie getroffen war. Stand Freitag, acht Uhr, lag dort die Fallzahl pro 100 000 Einwohner bei 1573,71, der bundesweit mit Abstand höchste Wert.

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