Corona-Pandemie:Bayerns Laborkapazitäten werden knapp

Coronavirus - München

Heiß begehrt: Derzeit werden so viele Menschen auf das Coronavirus getestet, dass in manchen Labors die Reagenzien knapp werden. Außerdem seien die Mitarbeiter am Limit, klagen Laborärzte.

(Foto: Sven Hoppe/dpa)

Mediziner klagen über eine hohe Arbeitsbelastung und fehlende Reagenzien - viele hoffen auf Schnelltests. Über das bayerische Testangebot für jedermann gibt es unterschiedliche Meinungen.

Von Dietrich Mittler und Paula L. Trautmann

Durch die zweite Welle der Corona-Pandemie geraten bundesweit die Testlabore an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit. Die jüngste Pressemitteilung des Verbands Akkreditierte Labore in der Medizin (kurz Alm) warnt eindringlich: "Das sind gefährliche und so nicht mehr akzeptable Zustände." Auch in Bayern mehren sich Berichte über Laborkräfte, die am Rande ihrer Leistungsfähigkeit stehen. "Wir arbeiten am Limit", sagt etwa der Laborarzt Bernhard Wiegel. Mit bis zu 5000 neuen Testaufträgen täglich muss das MVZ Labor Passau, an dem Wiegel tätig ist, aktuell fertig werden. "Wir müssen Aufträge an außerbayerische Laboratorien abgeben, sonst wäre diese Menge an Aufträgen überhaupt nicht mehr in vertretbarer Zeit zu bewältigen", sagt Wiegel.

Das bayerische Testangebot für jedermann - also auch für jene ohne Symptome von Covid-19 - hält Wiegel dennoch für den richtigen Weg. "Ein niederschwelliger Zutritt zur Corona-Diagnostik verhindert Neuinfektionen", sagt er am Freitag. Die Alm-Vorstandsmitglieder Wolf Frederic Kupatt und Jan Kramer können dem bayerischen Weg indessen gar nichts abgewinnen: "Für zusätzliche, großzügige und ungezielte Testkonzepte auf Landesebene verbleibt kein Spielraum mehr", heißt es von ihrer Seite. Es drohe "ein Zusammenbruch der Versorgung". Die Zeit, bis ein Befund vorliege, verlängere sich teils deutlich.

Der Passauer Laborarzt Wiegel teilt diese Sorge. Bei den 2000 bis 2500 Tests, die das MVZ-Labor selbst bearbeite, liege das Ergebnis der Corona-Tests zwar noch innerhalb von 24 bis 48 Stunden vor. Bei den Aufträgen, die etwa an Labors in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg oder Rheinland-Pfalz geschickt würden, könne es bis zu drei Tage dauern. Bis zu 700 Proben pro Tag werden indes am Universitätsklinikum Regensburg auf mehreren PCR-Testplattformen getestet. Auch an den Wochenenden sei die Testzahl so hoch. "Time to result fast immer nur ein Tag oder weniger. Die Positivitätsraten steigen, genau wie im Bundesgebiet", sagt André Gessner, Direktor des Instituts für Mikrobiologie und Hygiene. Aber auch für Regensburg gelte: "Wir testen mit Hochdruck, am Limit."

Am Universitätsklinikum Augsburg werden ebenfalls täglich etwa 700 Tests durchgeführt. Derzeit seien genügend Kapazitäten vorhanden, um Mitarbeiter und Patienten zu testen. Schlimmer ist die Lage am Universitätsklinikum Erlangen. "Das Personal arbeitet am Anschlag. Wir haben einen Mangel an Reagenzien, insbesondere für PCR-Schnelltests", sagt Klaus Überla, Direktor des Virologischen Instituts. Nicht nur die Erlanger hoffen, dass baldmöglichst ausreichend Antigen-Schnelltests vorliegen, um die Labore zu entlasten. Auch Bernhard Wiegel in Passau setzt seine Hoffnungen darauf. "Vielerorts werden die Laborreagenzien knapp, die Versorgung damit kann nicht mehr dem folgen, was wir an Wachstum in der Pandemie erleben", sagt er.

Wolfgang Krombholz, Chef der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns, ist ganz auf dieser Linie: "Testung für jedermann, aber hoffentlich bald mit Schnelltests", lautet seine Botschaft. Aus Sicht der Landtagsgrünen Christina Haubrich läuft die Versorgung mit Schnelltests in Bayern aber nur "schleppend". Dem widerspricht Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU): Es seien bereits "fast eine halbe Million an Antigen-Schnelltests an 67 Landkreise und Städte in Bayern ausgeliefert".

SPD-Gesundheitsexpertin Ruth Waldmann sagt: "Die bayerische Teststrategie stößt offensichtlich an ihre Grenzen." Sie müsse an die augenblickliche Situation angepasst werden. Huml indes stellt klar, dass sie an den Tests für jedermann festhält. "Sie sind ein Instrument, um Infektketten so früh wie möglich zu unterbrechen", sagt die Ministerin.

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