Coronavirus in Bayern:Druck auf Kliniken wächst, Ansturm auf Impfzentren erwartet

Coronavirus -Impfauffrischung

Nach der Stiko-Empfehlung für Booster-Impfungen ab 18 Jahren wird auch in Bayern ein Ansturm auf die Impfzentren erwartet.

(Foto: Daniel Karmann/dpa)

Fast in ganz Bayern sind Krankenhäuser nun verpflichtet, aufschiebbare Operationen abzusagen. In vielen Impfzentren braucht man derzeit einen Termin.

Von Nina Böckmann und Clara Lipkowski, München/Nürnberg

Die steigenden Corona-Fallzahlen setzen die Kliniken in Bayern immer weiter unter Druck. Krankenhäuser in sechs der sieben bayerischen Regierungsbezirke müssen nun alle nicht medizinisch notwendigen Operationen absagen. In Oberbayern erließ die Regierung am Mittwoch eine entsprechende Anweisung, in Unterfranken kündigte ein Regierungssprecher an, eine Anordnung werde voraussichtlich noch am Donnerstag erlassen. Ausgenommen ist bislang die Oberpfalz, aber auch dort beobachtet die Regierung die Lage genau. Die Entscheidung soll die Behandlung der Patientinnen und Patienten in den Krankenhäusern sicherstellen.

In ganz Bayern ist die Zahl der Covid-Intensivpatienten zuletzt rasant gestiegen: Am 1. September waren es laut Intensivregister 169, am 1. November 437 - und nun innerhalb von zwei Wochen nahezu eine Verdopplung. Die Inzidenz lag am Donnerstag laut dem Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) bei 1468,9 - bei den nicht geimpften Personen. Das ist ein Plus von mehr als 500 auf Wochensicht. Unter vollständig Geimpften liegt die Inzidenz mit 109,7 sehr viel niedriger und wuchs mit einem Plus von 12 deutlich langsamer.

Zugleich ist die Impfquote in Bayern laut Robert-Koch-Institut (RKI) deutlich geringer als im bundesweiten Vergleich. Beim Spitzenreiter Bremen etwa liegt sie aktuell mit 79,4 Prozent vollständig Geimpfter (nicht: dreifach Geimpfter) am höchsten. Im Freistaat sind es erst 65,8 Prozent. Wie steht es da um die Impffortschritte in den besonders betroffenen südlichen Landkreisen?

Zahlen dazu sind schwer zu bekommen - ein Problem aus dem Impf-Sommer: Das durchaus attraktive Angebot von mobilen Impfteams, Impfbussen und Impfzentren sorgt nun dafür, dass die einzelnen Landkreise keine genauen Daten zur Impfquote haben. Denn wer in einem Landkreis wohnt, muss sich nicht zwangsläufig dort impfen lassen. Weil der Wohnort nicht übermittelt werde, gebe es derzeit keine verbindliche Aussage über die Durchimpfungsquote der Landkreise, teilt das Landesamt für Gesundheit (LGL) mit. Erfasst werden die pro Kreis verabreichten Impfdosen. Carina Weinzierl, Sprecherin des Landkreises Landshut, bestätigt: "Aufgrund der flexiblen Impfmöglichkeiten ist die Datenlage nicht aussagekräftig für den jeweiligen Landkreis. Bei einem Landkreis wie Landshut kommt noch die Kreisfreie Stadt Landshut hinzu, dadurch verschwimmen die Grenzen noch einmal deutlich."

Fragt man jene, die im Alltag mit dem Impfen beschäftigt sind, zeigt sich auch in Landkreisen mit extrem hohen Inzidenzen teils wieder eine erhöhte Impfbereitschaft. Etwa im niederbayerischen Freyung. Derzeit hat der Landkreis Freyung-Grafenau eine Inzidenz von 1276 - bayernweit eine der höchsten (Negativ-Spitzenreiter ist derzeit der Landkreis Rottal-Inn mit 1298). In der Freyunger Hausarztpraxis Gahbauer habe man in den letzten Tagen nun wieder Erstimpfungen verabreicht, sagt Praxissekretärin Alexandra Eder der SZ. Zudem sei die Nachfrage nach Auffrischungsimpfungen sehr hoch.

Im Unterallgäu ein ähnliches Bild: Es gebe eine deutlich gestiegene Nachfrage, sowohl bei Erstimpfungen - vor allem aber bei Auffrischungen, sagt Landratssprecherin Eva Büchele. Von kommender Woche an gibt es im Impfzentrum in Bad Wörishofen, wie vielerorts in Bayern, wieder eine Terminvergabe, zu groß war zuletzt der Andrang, zu lang die Warteschlangen. Im Unterallgäu sollen nun wieder vermehrt mobile Impfteams in Vereinsheime und Rathäuser ausrücken. Der Druck sei enorm, sagt Büchele, das größte Problem sei, das Personal zusammenzubekommen. Ob die erhöhte Impfbereitschaft in Zusammenhang mit den hohen Inzidenzen steht oder durch die weitläufigen 2-G-Regelungen ausgelöst wurde, lässt sich nicht eindeutig feststellen.

Einen Run auf Boosterimpfungen sieht Roland Brey kommen. Der Gesundheitsamtsleiter in Amberg in der Oberpfalz hätte sich daher eine Priorisierung gewünscht. "Zum Glück haben wir unsere Impfzentren zwischenzeitlich nie ganz runtergefahren" sagt er. Von Entspannung will auch Brey nichts wissen - obwohl die Stadt Amberg derzeit bayernweit mit 209 die niedrigste Inzidenz hat. Brey erklärt das so: Man komme beim Impfen gut voran, habe weniger Impfskeptiker als etwa in Südbayern - derzeit liege die Impfquote mit 68,32 etwas über dem bayerischen Durchschnitt. Außerdem habe sich die Deltavariante in Amberg früher ausgebreitet. Schon im August hätten sich viele Menschen damit infiziert, seien genesen und hätten nun noch Immunschutz. Doch auch Brey betont, dass nun mehr nötig sei, als verstärktes Impfen: Kontaktbeschränkungen. Jede und jeder müsse sich fragen: Muss ich wirklich zu der Party gehen oder den Geburtstag groß feiern?

Mit Material der dpa

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