Bayerns Kitas in der Pandemie:"Es rauscht gerade ganz schön durch"

Bayerns Kitas in der Pandemie: Wie lange können Buben und Mädchen angesichts der Corona-Infektionen in den bayerischen Kindergärten noch unbeschwert spielten?

Wie lange können Buben und Mädchen angesichts der Corona-Infektionen in den bayerischen Kindergärten noch unbeschwert spielten?

(Foto: Daniel Karmann/dpa)

Die Infektionszahlen in den Kitas sind hoch, geschlossen sind aber ganz nach dem Gusto der Staatsregierung nur wenige. Und die Leiter treibt die Sorge um erkranktes Personal um. Wie soll es weitergehen?

Von Hubert Grundner und Max Weinhold

"Es rauscht gerade ganz schön durch", sagt Christian Gündling. Er ist Leiter der Würzburger Kita an der Löwenbrücke. Und er blickt mit Sorge auf die täglichen Corona-Zahlen. Zum Beispiel die: 1907, die aktuellste Inzidenz bei den Null- bis Fünfjährigen in Bayern. Oder die: 1226 von 10 200 Kitas im Freistaat melden dem Sozialministerium zufolge Stand Montag ein Kind oder Erzieher mit einer Infektion. Die Lage ist dynamisch, eines jedoch bleibt: "Ziel ist es, die Einrichtungen weiterhin offen zu halten", betonte Familienministerin Carolin Trautner vor Wochenfrist einmal mehr.

Derzeit gelingt das bis auf Ausnahmen. Vollständig geschlossen sind laut Ministerium derzeit 49 Kindertagesstätten, teilweise zu sind 763. Wer darüber mit Gerlinde Becke spricht, der bekommt den Eindruck, dass viel mehr Schließungen kaum dazukommen werden. "Diese Regelung hätte sich die Regierung sparen können", sagt die Leiterin der Kita Mäuseparadies in Himmelkron im Kreis Kulmbach über die Entscheidung, nach der seit vergangener Woche für die Anordnung einer Schließung nicht mehr das Gesundheitsamt zuständig ist, sondern der Träger. Erst wenn innerhalb einer Gruppe mehr als ein Fünftel der Kinder infiziert ist, können diese pauschal nach Hause geschickt werden.

"Ich werde in den nächsten Monaten alle Gruppen offen haben, egal, was kommt", sagt Becke. Bevor für die 20 Prozent-Marke genügend Kinder angesteckt seien, kehrten die ersten schon wieder zurück. Das Erreichen der Marke abzuwarten, führe dazu, "dass Ausbrüche viel zu spät bemerkt und sich mit dieser Welle die allermeisten infizieren werden", befand zuletzt Gerd Schnellinger, stellvertretender Landesvorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. Und Christian Gündling aus Würzburg kritisiert, dass bei dieser Schwelle "der Krankenstand im Personal völlig außer Acht gelassen wird". Im Mäuseparadies bei Gerlinde Becke beispielsweise waren vergangene Woche von 14 Mitarbeitern sieben krank, zwei davon mit Corona. "Die Lage wird immer schwieriger", sagt sie.

Im Sozialministerium sieht man das anders. "Aktuell erreichen uns keine Problemanzeigen der Betriebserlaubnisbehörden, dass pädagogisches Personal in größerem Umfang ausfällt und die Betreuung pandemiebedingt in nennenswertem Umfang betroffen wäre", teilt ein Sprecher mit.

"Die Teams sind am Limit"

Eine Wahrnehmung, die nicht überall geteilt wird. "Wegen sich häufenden Personalausfalls sind die Teams am Limit", sagt Maria Magdalena Hellfritsch, Geschäftsführerin des "Verbandes katholischer Kindertageseinrichtungen Bayern e.V.", der sich als "Die Stimme für Kinder" bezeichnet - eine Selbstzuschreibung, die nicht ganz von der Hand zu weisen ist: Im Freistaat besuchen aktuell circa 197 000 Mädchen und Buben eine der rund 2770 Kitas, für die seine Mitglieder die Trägerschaft innehaben. Entsprechende Bedeutung kommt dem Verband auch als Arbeitgeber zu: Unter seinem Dach werden ungefähr 33 000 pädagogische Fach- und Ergänzungskräfte beschäftigt. Womit er, eigenen Angaben zufolge, der größte Interessensverband für Träger von Kindertageseinrichtungen in Bayern ist. Und in dieser Funktion versucht er sich bei der Politik gerade Gehör zu verschaffen: Der Verband fordert, Kita-Kinder und pädagogisches Personal in die geplante Prioritätengruppe für PCR-Tests aufzunehmen. "Da PCR-Testungen am sichersten sind, stellt dies die beste Möglichkeit dar, Kitas offen zu halten", sagt Hellfritsch. Denn in der Praxis werde die derzeitige Teststrategie als nicht hinreichend erlebt. "Schnelltests zu machen ist wie Münze-Werfen", sagt denn auch der Würzburger Gündling.

Zwar habe die Politik, sagt Verbandsgeschäftsführerin Hellfritsch, die Teststrategie in den Kitas in den vergangenen zwei Jahren nach und nach angepasst und verbessert. Allerdings habe man nun das Problem, dass es zu wenige Laborkapazitäten gebe, um alle Tests auszuwerten. Deshalb müsse man die Kita-Kinder bevorzugen. Denn noch immer könnten die Kleinsten weder durch Masken noch durch Impfung vor dem Coronavirus geschützt werden. Um also die Kitas so lange wie möglich offen zu halten, was der Verband wolle, müsse man aber auch für die höchstmögliche Sicherheit von Kindern und Personal in den Einrichtungen sorgen.

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