Corona in Bayern:"Die aktuellen Zahlen sind aus zwei Gründen trügerisch"

Corona in Bayern: Die Sieben-Tage-Inzidenz ist gesunken, die Zahl der Covid-Patienten auf Intensiv auch. Größte Vorsicht ist trotzdem geboten.

Die Sieben-Tage-Inzidenz ist gesunken, die Zahl der Covid-Patienten auf Intensiv auch. Größte Vorsicht ist trotzdem geboten.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Sieben-Tage-Inzidenz sinkt kontinuierlich, die Zahl der Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen verringert sich. Ist das also die ersehnte Verschnaufpause - oder nur die Ruhe vor dem nächsten Sturm, der sich unter dem Namen Omikron zusammenbraut?

Von Andreas Glas und Hubert Grundner, München

Ist es die Verschnaufpause im Kampf gegen das Coronavirus, nachdem die Inzidenzzahlen bayernweit wieder zurückgegangen sind? Oder ist es die Ruhe vor dem nächsten Sturm, der sich unter dem Namen Omikron zusammenbraut? Eine eindeutige Antwort auf diese Fragen sucht man augenblicklich vergebens: Zwar signalisieren die Zahlen, die im Divi-Intensivregister die tägliche Belegung der Intensivstationen insbesondere mit Covid-Patienten festhalten, eine leichte Entspannung der Situation an den bayerischen Krankenhäusern. Doch von Entwarnung kann keine Rede sein.

"Die aktuellen Zahlen sind aus zwei Gründen trügerisch", sagt Corona-Experte Clemens Wendtner, Chefarzt der München Klinik Schwabing, der Deutschen Presse-Agentur. "Zum einem muss man fragen, wie zuverlässig sie sind, auch weil sich die Menschen weniger testen lassen und es eine Dunkelziffer gibt. Zum anderen ist die Gefahr, dass man aus ihnen den Rückschluss zieht: Alles prima, wir können über die Feiertage schön lockern, das haben wir uns verdient."

Tatsächlich liegen laut bayerischem Gesundheitsministerium in keinem Kreis und keiner kreisfreien Stadt die Voraussetzungen für einen regionalen Hotspot-Lockdown vor. Als solcher gilt ein Landkreis mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von mehr als 1000 je 100 000 Einwohnern. Noch vor wenigen Wochen traf dies praktisch auf den gesamten Südosten des Freistaats zu. Inzwischen liegt die Sieben-Tage-Inzidenz in allen sieben Regierungsbezirken im Durchschnitt bei knapp 290.

Ebenso scheint sich die Situation auf den Intensivstationen der Krankenhäuser zu entspannen. So meldete das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) - Stand Montag 12.15 Uhr - bayernweit eine Belegung von 881 Intensivbetten durch bestätigte Covid-19-Fälle. Ein Rückgang gegenüber der Vorwoche um 13,8 Prozent. Ebenso verringerte sich die Zahl der Covid-19-Patienten, die auf anderen Krankenhausstationen versorgt werden: Sie ging laut LGL um 18,6 Prozent auf 3382 zurück. Gleichwohl sterben aber nach wie vor Menschen an den Folgen der Virusinfektion: So verzeichnete das Landesamt bislang 19 035 Todesfälle im Freistaat, wovon alleine 25 am Montag hinzugekommen waren.

Auffällig beim Blick auf die Statistiken: Auch wenn sich die Inzidenz wieder relativ weit von ihren Höchstwerten entfernt hat, so hat diese positive Entwicklung bisher offenbar noch keinen nennenswerten Niederschlag im Klinikbetrieb gefunden. So verzeichnet das Divi-Intensivregister für Montag mit 401 zwar wieder etwas mehr freie Betten auf den Intensivstationen als in den vergangenen Tagen. Doch verglichen mit dem Frühjahr, als von Mitte April bis Mitte Mai ungefähr 1500 bis 1700 freie Intensivbetten bereitstanden, kann man wohl noch nicht von einer nachhaltigen Erholung sprechen.

So sieht das auch Markus Söder. Dass die Zahlen in Bayern sinken, sei "ein guter Zwischenschritt", aber "Corona lässt uns nicht los", sagte der Ministerpräsident am Montag nach einer Videoschalte des CSU-Parteivorstands. "Die Delta-Welle flacht ab, dafür steht Omikron massiv vor der Tür." Von der Bundesregierung verlangte er "Klartext" zum weiteren Vorgehen in der Pandemie und die Wiederherstellung der epidemischen Lage von nationaler Tragweite. Bei möglichen neuen Anti-Corona-Maßnahmen werde Bayern "nicht vorpreschen", sagte Söder. Der Freistaat werde aber die Maßnahmen mittragen, die Bund und Länder gemeinsam beschließen.

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