Impfen in Bayern:Viele Versprechen schüren den Frust

Impfzentrum Planegg

Noch immer gibt es zu wenig Impfstoff. In Bayern werden kaum noch Dosen für Erstimpfungen bereit gestellt.

(Foto: Catherina Hess)

Wer noch keine erste Impfung gegen das Coronavirus bekommen hat, der könnte langsam ungeduldig werden. Das liegt auch daran, dass die bayerische Staatsregierung ihre vollmundigen Ankündigungen nicht umsetzen konnte.

Kommentar von Maximilian Gerl

Wer derzeit auf die erste Corona-Impfung wartet, ist womöglich mit der Geduld am Ende. Das Bild, das unter anderem die Staatsregierung vermittelt, ist ja auch widersprüchlich. Auf der einen Seite läuft seit Februar der "Impfturbo", wie ihn Gesundheitsminister Klaus Holetschek damals nannte. Um ihn weiter anzukurbeln, wurde die Impfgruppe drei erweitert, dann die Priorisierung bei den Hausärzten aufgehoben - und bald, so die neueste Ankündigung, können sich zusätzlich Jugendliche ab zwölf Jahren impfen lassen. Toll! Wäre da nicht die andere Seite, die Realität.

In der gibt es viel zu wenig Impfstoff. Die Staatsregierung stellt kaum noch Dosen für Erstimpfungen bereit. Statt Turbo gefühlter Stillstand, Frust. Und ein weiteres Kapitel in der Reihe, wie falsche Hoffnungen geweckt und von der Wirklichkeit eingeholt werden.

Damit keine Missverständnisse aufkommen: Planen ist in einer Pandemie schwierig. Recht machen kann es "die Politik" eh nie allen und darf es vielleicht auch nicht. Für die oben genannten Entscheidungen gibt es gute Argumente. Zudem sind der Staatsregierung oft die Hände gebunden. Sie fordert selbst mehr Impfstoff von Berlin und Brüssel, weist regelmäßig auf den Mangel hin. Und doch kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sie es in dieser Krise immer wieder schafft, erst etwas zu suggerieren, das später anders eintritt. Corona-Soforthilfen? Bekamen weder alle Hilfsbedürftigen noch sofort. Unkomplizierte Testmöglichkeiten nach dem Sommerurlaub an den Autobahnen? Mündeten im Testdebakel. Schulschließungen? Sollten nur Ultima Ratio sein, dann wurden sie in der zweiten Corona-Welle Standard.

Dass Botschaften bei den Menschen gerne mal anders ankommen, liegt nicht allein an der Politik und ihren Vertretern - Medien etwa müssen schon auch ihren Job machen. Aber ganz unbeteiligt ist die Staatsregierung auch wieder nicht: Sie hantiert schließlich freiwillig mit Bildern wie dem "Impfturbo". Wer so Nachfrage weckt, ohne Angebot zu haben, schiebt am Ende nur Politikverdrossenheit an.

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