Süddeutsche Zeitung

Impfzentren, Termine, Regeln:So funktioniert die Corona-Impfung in Bayern

Bayern hat die Priorisierung aller Vakzine aufgehoben. Wie bekommt man einen Termin? Welche Unterlagen braucht man? Die wichtigsten Fragen im Überblick.

Von Bernd Kramer und Francesca Polistina

Impfen, impfen, impfen: Wenn es ein Mantra gibt, das die Politiker in Bayern ständig wiederholen, dann das. Inzwischen hat der Freistaat die Priorisierung für alle Corona-Impfstoffe komplett aufgehoben - das bedeutet sowohl bei den niedergelassenen Ärzten als auch in den Impfzentren. Wie schnell eine Person einen Termin im Impfzentrum bekommt, das entscheidet künftig der Zeitpunkt der Anmeldung.

Seit Anfang Juni sind in Bayern zudem die Betriebsärzte in den Kampf gegen Corona eingebunden. In den Betrieben wird der Impfstoff von Biontech/Pfizer verabreicht. Wie funktioniert die Impfung? Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.

Ist die Covid-19-Impfung verpflichtend?

Nein, eine Impfpflicht gibt es in Deutschland nur gegen Masern, sonst nicht. Die Corona-Impfung ist freiwillig, auch bei der Impfung im Betrieb darf ein Arbeitnehmer nicht vom Chef oder der Chefin gezwungen werden. Eine Impfung ist aber in jedem Fall ratsam. Die Risiken einer Impfung sind sehr viel kleiner als die einer Corona-Infektion.

Ich möchte mich bei meinem Hausarzt impfen lassen. Wie funktioniert das?

Seit April verabreichen Hausärztinnen und -ärzte in Bayern die Corona-Impfung, auch in Facharztpraxen wird geimpft. Seit dem 20. Mai ist die Priorisierung dort aufgehoben. Die Freigabe bedeutet allerdings nicht, dass auch jeder Impfwillige sofort einen Termin beim Hausarzt bekommen wird, denn es gebe zunächst "keine Erhöhung der verfügbaren Impfdosen", wie die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB) mitteilt. Inzwischen gibt es in vielen Gegenden keinen akuten Impfstoffmangel mehr.

Wie bekomme ich einen Impftermin bei meinem Arzt?

Wer sich beim Hausarzt impfen lassen möchte, muss direkt einen Termin mit der Praxis vereinbaren. Anfangs gingen viele Ärztinnen und Ärzte selbst auf die ihnen bekannten Risikopatienten zu und machten diesen ein Impfangebot. Oft gibt es aber die Möglichkeit, sich auf Wartelisten setzen zu lassen, um spontan eine übriggebliebene Impfdosis zu bekommen.

Kann ich mich in den Impfzentren impfen lassen, auch wenn ich zu keiner priorisierten Gruppe gehöre?

Seit dem 2. Juli ist die Impfpriorisierung auch in den bayerischen Impfzentren aufgehoben worden. Das teilte Markus Söder nach dem Impfgipfel am 28. Juni mit. Das bedeutet, dass auch diejenigen, die keine Priorisierung haben, sich in der Impfplattform BayIMCO registrieren und einen Termin vereinbaren können.

Ich möchte mich mit Astra Zeneca impfen lassen. Was muss ich tun?

Nachdem bei einigen wenigen Geimpften schwere Thrombosen aufgetreten waren, hatte die Ständige Impfkommission ihre Empfehlung geändert und Astra Zeneca nur noch für Über-60-Jährige empfohlen. Da die Komplikationen allerdings sehr selten ist, stellt das bayerische Gesundheitsministerium die Entscheidung den Patienten frei und setzt auf die Beratung der Ärzte.

In den Impfzentren in Bayern wird der Impfstoff von Astra Zeneca nicht mehr verabreicht. Wer sich mit Astra Zeneca impfen lassen will, muss also einen Termin in einer Arztpraxis vereinbaren.

Wie funktioniert die Impfung im Impfzentrum?

Anders als beim Arzt oder der Ärztin werden die Termine der Impfzentren zentral online vergeben. Einen Termin können Impfwillige über das Impfportal der bayerischen Staatsregierung vereinbaren. Auf dem Portal werden unter anderem Alter und Vorerkrankungen abgefragt.

Die Impfinteressenten werden per SMS oder E-Mail benachrichtigt, sobald sie ihre Termine buchen können. Ihnen stehen dann in der Regel mehrere Termine zur Auswahl. Die Termine werden automatisch zugewiesen, was bedeutet, dass man vom System auch das Datum der Zweitimpfung direkt bekommt. Eine Verschiebung der Zweitimpfung ist im System nicht möglich und kann nur in Ausnahmefällen durch die Service-Hotline vorgenommen werden.

Nachdem wochenlang fast nur Zweitimpfungen in den Impfzentren verabreicht worden waren, finden seit Mitte Juni auch wieder Erstimpfungen statt.

Muss ich den Termin über das Impfportal buchen? Kann ich den Impftermin auch telefonisch vereinbaren?

Neben dem Online-Portal gibt es zwei andere Wege, um einen Termin im Impfzentrum zu vereinbaren. Man kann sich direkt an das Impfzentrum wenden, das für den jeweiligen Landkreis zuständig ist. Oder man wählt die bundesweit einheitliche Hotline 116 117 und lässt sich von dort an das zuständige Impfzentrum weiterleiten. Die Nutzung des Impfportals wird vom Freistaat aber empfohlen. Inzwischen wurde es so angepasst, dass man sich auch ohne eigene E-Mail-Adresse registrieren kann. Mit einer E-Mail-Adresse zum Beispiel eines Familienmitglieds können nun bis zu fünf Personen angemeldet werden.

Kann ich über das Impfportal auch Termine in den Arztpraxen buchen?

Nein. Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte haben keinen Zugriff auf das Impfportal. Termine muss man also in dem Fall direkt mit der Praxis ausmachen (oder warten, bis die Praxis von sich aus mit einem Impfangebot kommt). Wer sich auf dem Impfportal registriert hat, aber in der Zwischenzeit in einer Praxis eine Impfung bekommen konnte, sollte seine Anmeldung möglichst rasch wieder löschen.

Kann ich auch ohne Termin zur Impfung in ein Impfzentrum kommen?

Nein. Wer ohne Termin in ein Impfzentrum kommt, wird abgewiesen.

Was ist, wenn ich meinen Impfausweis verloren habe?

Wer einen Impfausweis hat, soll ihn zum Termin mitbringen - egal ob im Impfzentrum oder beim Arzt. Die Corona-Schutzimpfung wird dann darin notiert. Eine Impfung bekommt aber auch, wer keinen Impfausweis vorlegen kann. Das Impfzentrum stellt dann eine Impfbescheinigung aus.

Wie läuft ein Termin im Impfzentrum ab?

Nachdem das Personal im Impfzentrum die Daten abgeglichen hat, erklärt ein Arzt oder eine Ärztin die Impfung. Dabei soll auch die medizinische Vorgeschichte des Impfwilligen besprochen werden, außerdem bleibt Zeit für offene Fragen. Daher sollte man wichtige Unterlagen wie etwa einen Herzpass, einen Diabetikerausweis oder eine Medikamentenliste zum Termin mitbringen. In manchen Impfzentren findet diese Aufklärung schon in verschiedenen Stationen statt. Vor der Impfung unterschreibt der Impfinteressent eine Einverständniserklärung. Nach der Impfung sollte man gut 20 Minuten in einem Beobachtungsraum oder in einer Ruhezone abwarten.

Ist die Corona-Impfung kostenpflichtig?

Nein. Die Kosten übernehmen der Bund, die Länder und die Krankenversicherungen.

Wie funktioniert der digitale Impfpass in Bayern?

Seit dem 10. Juni können sich auch in Bayern alle Menschen ihre Corona-Impfung digital bestätigen lassen, entweder durch die CovPass-App oder die Corona-Warn-App mit einem QR-Code. Arztpraxen und Impfzentren erstellen - zusätzlich zur Bestätigung im gelben Papier-Impfpass - den digitalen Nachweis nach der Impfung. Sodann erhalten die Menschen mit Impfschutz per Papierausdruck oder App ihren Barcode.

Wenn der Code eingescannt wurde, wird die Impfbescheinigung lokal auf dem Handy gespeichert. Für alle jene, die bereits vor der Einführung des digitalen Passes vollständig geimpft sind, stehen die Apotheken bereit -dort kann der digitale Impfpass nachträglich generiert werden. Über das Portal mein-apothekenmanager.de können Bürgerinnen und Bürger eine Apotheke in der Nähe finden, die diesen Service anbietet.

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