Süddeutsche Zeitung

Freizeit in Bayern:"Das werden die Leute wohl noch ausnutzen wollen"

Bayerns Ausflugsregionen rechnen für das letzte Ferienwochenende mit vielen Tagestouristen aus den Städten. Die Beziehung zwischen Einheimischen und Ausflüglern ist angespannt.

Von Matthias Köpf

Ende der Weihnachtsferien, Schnee und Lockdown: Bayerns besonders beliebte Ausflugsorte bereiten sich auf neuerlichen großen Andrang an diesem Wochenende vor. Die von Montag an geltende Beschränkung des Bewegungsradius für Bewohner von Corona-Hotspots könnte den Ansturm noch verstärken.

"Das werden die Leute wohl noch ausnutzen wollen", vermutet eine Sprecherin des Tourismusamts im niederbayerischen Grafenau. Denn danach dürfen sich Menschen aus Regionen mit einer Inzidenz von mehr als 200 vorerst nicht mehr weiter als 15 Kilometer von ihrem Wohnort entfernen. Doch die Zahl der davon betroffenen Kreise schwankt täglich. Das führt zu Unsicherheiten wie im Fichtelgebirge: Der Landkreis Bayreuth lag Ende der Woche knapp über der 200er-Marke, die Stadt Bayreuth knapp darunter. "Da den Überblick zu behalten, ist fast unmöglich", sagt Andreas Munder von der Tourismus- & Marketing GmbH Ochsenkopf. "Am Ende sitzen die Einheimischen daheim, während Ausflügler aus Regionen mit niedrigeren Werten im Fichtelgebirge unterwegs sind", befürchtet er.

Ähnliche Bedenken gibt es etwa im Landkreis Miesbach, wo sich einzelne Orte zuletzt von Ausflüglern regelrecht überrannt sahen. Die Garmisch-Partenkirchner Bürgermeisterin Elisabeth Koch (CSU) hielte landkreisweite Ausflugsstopps für viel praktikabler als die neue 15-Kilometer-Regel, und auch der Oberstaufener Tourismuschefin Constanze Höfinghoff wären "kreisweite Betretungsverbote lieber".

Doch nicht nur die klassischen Ausflugsorte rechnen am Wochenende mit vielen Besuchern. Zuletzt hatte die Polizei etwa in Mühldorf am Inn und in München Rodler von Schlittenhängen geschickt. In Augsburg mussten die Beamten mit Durchsagen zu mehr Abstand und zum Tragen einer Maske auffordern.

Mit dem erwarteten Andrang gehen die Regionen unterschiedlich um. Vielerorts sind neben Skiliften und Wirtschaften auch Parkplätze sowie öffentliche Toiletten geschlossen, um Ausflügler fernzuhalten. Dieses Konzept sei "aufgegangen", sagt ein Sprecher der Bergbahnen Oberstdorf Kleinwalsertal. Anderenorts wie etwa in der Fränkischen Schweiz werden dagegen Parkplätze und Toiletten geöffnet, um Chaos mit wild parkenden Autos zu verhindern.

Sobald mehr Schnee liege, sollen im Fichtelgebirge sogar die oberen Loipen gespurt werden, damit sich die Wintersportler besser verteilen", erklärt Ochsenkopf-Touristiker Andreas Munder. "Die Skipisten sind zwar gerade für Skifahrer gesperrt, da stehen auch überall Schilder. Aber dafür wird dort jetzt gerodelt." In Oberbayern kostete das Parken etwa auf manchen Plätzen in Garmisch-Partenkirchen 15 Euro, am Brauneck fünf und am Spitzingsee zehn Euro, dafür sind dort die Toiletten geöffnet.

Mit Material der Nachrichtenagentur dpa

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SZ vom 09.01.2021 / dpa, kpf/van/lfr
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