117 Abgeordnete aus Bayern waren in der vergangenen Legislaturperiode im Bundestag vertreten. Diesmal werden es weniger sein, denn durch die Wahlrechtsreform verkleinert sich das Parlament insgesamt. Das wirkt sich auch auf Bayern aus. Von nun 101 Abgeordneten kommen 44 von der CSU, 22 von der AfD, jeweils 14 von SPD und Grünen sowie sieben von der Linken. Aus dem Freistaat stammen damit 16 Prozent aller Bundestagsabgeordneten.
Die FDP hat den Einzug in den Bundestag verpasst, somit sind auch keine bayerischen Mandatsträger mehr vertreten. Auch das BSW kann keine Parlamentarier nach Berlin schicken, die Wagenknecht-Partei scheiterte bundesweit knapp an der Fünf-Prozent-Hürde. Wer sind die neuen Köpfe aus dem Freistaat für Berlin?
CSU
Die CSU hatte 2021 fast alle Direktmandate in Bayern gewonnen, 45 von 46. Nur München-Süd ging an Jamila Schäfer von den Grünen. Diesmal ist Bayern wieder flächendeckend schwarz, die CSU holt alle Direktmandate. Das sind nun sogar 47, da Bayern den neuen Wahlkreis Memmingen-Unterallgäu dazu bekommen hat. Doch nicht alle Kandidatinnen und Kandidaten ziehen tatsächlich in den Bundestag ein, da nach dem neuen Wahlrecht die Mandate auch durch den Zweitstimmenanteil der Parteien gedeckt sein müssen. Drei CSU-Direktkandidaten kommen nicht zum Zug, da sie zwar in ihren Wahlkreisen die meisten Erststimmen holten, im landesweiten Vergleich der Partei aber am schlechtesten abschnitten. Dabei handelt es sich um Sebastian Brehm (Wahlkreis Nürnberg Nord, 27,3 Prozent), Claudia Küng (München Süd, 28,7 Prozent) und Volker Ullrich (Augsburg Stadt, 28,4 Prozent).
Zehn Bewerberinnen und Bewerber bewarben sich zum ersten Mal um ein Direktmandat. Als Nachfolger von Ex-Verkehrsminister Peter Ramsauer, der als dienstältester Abgeordneter aufgehört hat, wird der Traunsteiner Landrat Siegfried Walch, 40, nach Berlin wechseln.


Als Nachfolger für den zweiten ausgeschiedenen früheren Minister, Hans-Peter Friedrich aus Hof, wurde Heiko Hain, 43, bisher Bürgermeister von Weißdorf gewählt. Und statt des früheren Verkehrsministers Andreas Scheuer, der im vergangenen Jahr sein Bundestagsmandat vorzeitig niederlegte, zieht aus Passau der Land- und Gastwirt Hans Koller, 53, in den Bundestag ein.
Als einzige neue Frau wurde Hülya Düber, 46, die bisherige Sozialreferentin Würzburgs gewählt. Das Direktmandat in Erlangen holte der Jurist Konrad Körner, 32. Günter Baumgartner, 50, setzte sich als Direktkandidat im Wahlkreis Rottal-Inn gegen FW-Chef Hubert Aiwanger durch.
Den neuen Wahlkreis Memmingen-Unterallgäu vertritt künftig Florian Dorn, 38. Neu für München ist Hans Theiss gewählt, Freising wird fortan von Christian Moser vertreten.
Grüne
Die Grünen-Landesgruppe wird sich von 19 auf 14 Personen verkleinern. Es gibt nur zwei neue Abgeordnete, die meisten der bisherigen hatten sich erneut beworben. Jamila Schäfer verlor zwar ihr Direktmandat in München, wird aber dennoch im Parlament bleiben, da sie auf Listenplatz 1 der bayerischen Grünen-Liste angetreten ist.


Zum ersten Mal zieht Rebecca Lenhard aus Nürnberg in den Bundestag ein. Sie ist die Nachfolgerin von Tessa Ganserer im Wahlkreis Nürnberg-Nord, die wegen der vielen Anfeindungen nicht erneut kandidierte. Die 30-jährige IT-Beraterin war auf Listenplatz elf das erste neue Gesicht, sie holte sich die Platzierung gegen zwei Mitbewerberinnen. Ihre politischen Schwerpunkte sind die Digitalpolitik und die Cybersicherheit, außerdem will sie sich für junge Menschen einsetzen. Nicht viel älter ist Victoria Broßart, 32, aus Rosenheim. Die Ingenieurin nennt etwa die Verkehrspolitik als ein Hauptthema. Für weitere neue Bewerberinnen und Bewerber reichte es nicht, etwa für die Schwäbin Andrea Wörle, die als Spitzenkandidatin der bayerischen Grünen für das Europaparlament schon den Sprung nach Brüssel verpasst hatte.
SPD
Die bayerische SPD-Landesgruppe wird stark schrumpfen, statt bisher 23 Abgeordnete werden ihr voraussichtlich nur noch 14 angehören. Ein neues Gesicht ist nicht darunter, alle neuen Parlamentarierinnen und Parlamentarier waren bereits im Bundestag. Bei der Listenaufstellung waren die aussichtsreichen Plätze hart umkämpft, die Genossinnen und Genossen ahnten bereits, dass sich das gute Ergebnis von 2021 mit 18 Prozent Zustimmung nicht wiederholen würde. Als erste neue Bewerber wären David Mandrella aus Amberg und Anja König aus Landshut auf Platz 15 und 16 gereiht gewesen. Für sie reichte es nicht.
AfD
Die AfD kann mit ihrem starken Ergebnis 22 Abgeordnete aus Bayern nach Berlin schicken, mehr als doppelt so viele wie bisher. Darunter eine ganze Reihe an neuen Gesichtern. Aus der Landes- in die Bundespolitik wechselt Ingo Hahn, der auf Platz 16 kandidierte. Er war früher AfD-Fraktionschef im Landtag, später Vize von Katrin Ebner-Steiner. Kurios: Bereits 2021 wollte der Hochschullehrer für Geografie eigentlich in den Bundestag wechseln, war aber bei der Listenaufstellung als Fraktionschef glatt durchgefallen.


Neu dabei für die Bayern-AfD im Bundestag werden sein: Carina Schießl (Wahlkreis Regensburg), Andreas Mayer (Donau-Ries), Christoph Birghan (Traunstein-Berchtesgadener Land). Ein Mandat bekommen zahlreiche AfD-Leute mit kommunaler Erfahrung: Tobias Teich (Kreistag Pfaffenhofen), er ist auch Vize-Landeschef der AfD; ferner Lukas Rehm (Stadtrat Ingolstadt), Raimond Scheirich (Stadtrat Augsburg), Bernd Schuhmann (Kreistag Schweinfurt), Bastian Treuheit (Stadtrat Zirndorf und Kreistag Fürth), Reinhard Mixl (Kreistag Schwandorf) und Erhard Brucker (Stadtrat Regensburg). Außerdem ist Rainer Groß dabei, Mitglied des Bezirkstags Oberbayern und Schatzmeister der bayerischen AfD.
Damit ist jeder zweite Parlamentarier in der künftigen AfD-Landesgruppe ein bundespolitischer Novize. Unter den 22 bayerischen Abgeordneten sind nur zwei Frauen: Carina Schießl und die bisherige Abgeordnete Gerrit Huy (Wahlkreis Weilheim), die auf Listenplatz vier stand.
Linke
Für die Linke ziehen Ates Gürpinar und Nicole Gohlke erneut in den Bundestag ein, unterstützt werden sie künftig von fünf weiteren Abgeordneten: der Sozialarbeiterin Sandra Vollath, 29, aus dem Landkreis Eichstätt und Luke Hoß aus Passau. Er hat bereits angekündigt, von seiner Abgeordnetendiät nur 2500 Euro behalten zu wollen und den Rest an Menschen in Notlagen und seine Partei zu geben.


Dahinter folgen auf den Plätzen fünf bis sieben Evelyn Schötz aus Nürnberg, Aaron Valent aus Würzburg und Agnes Conrad aus Schweinfurt. Sie alle sind als neue Parlamentarier gewählt.