CSU, SPD und die Grünen haben ihre Kandidatinnen und Kandidatinnen für die Bundestagswahl bereits aufgestellt und auch das neue BSW zieht mit einer bayerischen Liste in den Wahlkampf. Kurz vor Weihnachten haben nun die anderen Parteien ihre Kandidatenlisten gewählt, bei denen der Einzug in den neuen, verkleinerten Bundestag alles andere als sicher ist.
Mit ihrem Bundesvorsitzenden Hubert Aiwanger als Spitzenkandidat ziehen die bayerischen Freien Wähler in den Kampf um den erstmaligen Einzug in den Bundestag. Aiwanger wurde bei der Landesvertreterversammlung in Amberg mit klarer Mehrheit auf Platz eins der Liste gewählt. „Wir Freie Wähler wollen den Bundestag umgestalten zum größten Rathaus der Republik“, sagte Aiwanger. Hinter Aiwanger folgen mehrere Landräte und Bürgermeister auf der Liste. Der Einzug könnte grundsätzlich auch über den Gewinn von drei Direktmandaten erreicht werden. Demoskopen halten aber sowohl einen Erfolg über das Zweitstimmenergebnis als auch über den Gewinn dreier Direktmandate für eher unwahrscheinlich. Im jüngsten BR-„Bayerntrend“ kamen die FW selbst in ihrem Stammland Bayern nur auf vier Prozent der Stimmen.

Die FDP gehört dem Bundestag bisher an, muss aber um den Wiedereinzug kämpfen. Die Umfragen sehen die Partei nach den Tumulten zum Ende der Ampelkoalition bisher fast durchgängig unterhalb der Fünf-Prozent-Hürde. Diese Hürde wollen die bayerischen Freidemokraten mit ihren Landesvorsitzenden Martin Hagen und Katja Hessel an der Spitze nehmen – beide wurden in Ingolstadt als Spitzenkandidaten nominiert. Das ging allerdings nicht ohne Gegenkandidaturen ab, für alle halbwegs aussichtsreichen Plätze gab es mehrere Bewerber. Gegen Hagen trat der ehemalige Landeschef Albert Duin an und unterlag knapp. Hagen war bis zum Ausscheiden aus dem bayerischen Parlament Vorsitzender der Landtagsfraktion. Hessel sitzt bereits im Bundestag und war Parlamentarische Staatssekretärin beim dann entlassenen Finanzminister Christian Lindner. Auf Platz drei steht Susanne Seehofer, die Tochter des früheren CSU-Chefs und Ministerpräsidenten Horst Seehofer, die im vergangenen Jahr schon für den Landtag kandidiert hatte.

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Ein ähnliches Bild wie für die FDP ergibt sich mit etwas anderen Vorzeichen für Die Linke. Die Partei ist zwar im aktuellen Bundestag vertreten. Doch nach der Abspaltung des Bündnisses Sahra Wagenknecht (BSW) dürfte es die Rumpfpartei im Kampf um Bundestagsmandate schwer haben. Die Meinungsforscher sehen sie bei etwa drei Prozent der Stimmen. Ähnlich wie die Freien Wähler will auch die Linke ihr Glück über drei Direktmandate versuchen, wenn auch nicht in Bayern. Dazu soll die „Aktion Silberlocke“ verhelfen - ein Wahlkampf, der auf die drei Parteisenioren Gregor Gysi, Dietmar Bartsch und Bodo Ramelow zielt. Sollten die Altvorderen Erfolg haben, würde es wohl auch für die Spitzenvertreter der in Fürth gewählten Landesliste zum Einzug reichen. Auf Platz eins kandidiert Ates Gürpinar, der stellvertretende Bundesvorsitzende der Partei. Auf Platz zwei tritt die Münchnerin Nicole Gohlke an.
Die ÖDP will im Bundestagswahlkampf mit einem streng ökologisch ausgelegten Programm punkten. An die Spitze der Landesliste wurde in Nürnberg der im November neu gewählte Bundesvorsitzende der Partei gewählt, Günther Brendle-Behnisch, ein evangelischer Pfarrer im Ruhestand aus dem Kreis Ansbach. Der Spitzenkandidat wirft der Ampelkoalition vor, Zukunftsthemen wie den Klimaschutz nicht in geeigneter Weise in die Bevölkerung getragen zu haben. Nicht einmal ein Tempolimit auf Autobahnen sei durchgesetzt worden. Die ÖDP hat in Bayern eine Art Hochburg, erreichte dort im bundesweiten Vergleich in der Vergangenheit die besten Ergebnisse. Ernsthafte Chancen auf einen Einzug in den Bundestag dürften aber nicht bestehen. 2021 landete die Öko-Partei bei weniger als einem Prozent der Stimmen. Auch bei den Landtagswahlen scheitert die ÖDP regelmäßig an der Fünf-Prozent-Hürde.