Mit der Legislaturperiode endet für einige Bundestagsabgeordnete aus Bayern ihre politische Karriere. Aus Altersgründen, weil sie sich neuen Aufgaben zuwenden möchten oder auch, weil es nicht mehr geklappt hat mit der Nominierung. Freiwillig ziehen sich zwei ehemalige Minister der CSU aus dem Bundestag zurück: Peter Ramsauer, 71, ehemaliger Verkehrsminister und dienstältester Abgeordneter, sowie Hans-Peter Friedrich, 67. Er war von 2011 bis 2013 Bundesinnenminister und danach bis 2014 kurz Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft. Er musste wegen eines möglichen Geheimnisverrats in der sogenannten Edathy-Affäre zurücktreten.
Friedrich wurde von vielen als Bauernopfer gesehen und danach wieder zum Fraktionsvize gewählt, 2017 gar zum Bundestagsvizepräsidenten. Er stammt aus dem oberfränkischen Naila und gehörte dem Bundestag seit 1998 an. Seit 2011 ist er Bezirksvorsitzender der CSU Oberfranken. Das Amt werde er im Juni abgeben, sagt er. Als Nachfolger wird der bayerische Finanzstaatssekretär Martin Schöffel favorisiert.

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Noch länger, seit 1994, saß der Niederbayer Max Straubinger, 70, für die CSU im Parlament. Der Landwirtschaftsmeister aus dem Rottal focht einen langen Kampf mit dem Bundestag, weil er seine Nebeneinkünfte nicht veröffentlichen wollte. Zusammen mit anderen klagte er auch dagegen, erfolglos allerdings. Der Würzburger CSU-Abgeordnete Paul Lehrieder, 65, tritt nicht mehr an. Ebenso wie seine Parteikollegen Erich Irlstorfer aus Freising und Bernhard Loos aus München, die jeweils in der Abstimmung um die Direktkandidatur in ihren Stimmkreisen unterlagen.
43 Mitglieder zählt die CSU-Landesgruppe noch, im Lauf der Legislaturperiode bereits ausgeschieden sind Ex-Verkehrsminister Andreas Scheuer, 50, aus Passau und Stefan Müller, 49, aus Erlangen. Der frühere parlamentarische Geschäftsführer der Landesgruppe ist nun Präsident des Genossenschaftsverbands Bayern.

Bei der Bayern-SPD gab es aus der Landesgruppe heraus keinen großen Änderungsbedarf. Von den bislang 23 Männern und Frauen wollen 22 weitermachen. Von sich aus hat Claudia Tausend, 60, aus München ihren Rückzug erklärt, die bis 2022 auch Münchner SPD-Vorsitzende war. Doch bei der Listenaufstellung gab es ein hartes Ringen um die Plätze, schon unter den Vorzeichen, dass sich die Landesgruppe, wenn es schlecht läuft, gar halbieren könnte. Schon im März 2024 ist der frühere SPD-Generalsekretär und bayerische Spitzenkandidat Uli Grötsch, 49, aus Weiden ausgeschieden, er wurde Polizeibeauftragter des Bundes.
Die AfD-Landesgruppe verzeichnete einige Abgänge. Petr Bystron wurde ins EU-Parlament gewählt, Martin Sichert, wie Bystron ehemaliger Landesvorsitzender in Bayern, kandidiert nun in Niedersachsen und Corinna Miazga, ebenfalls frühere Landeschefin, starb 2023 an Brustkrebs. Johannes Huber zog zwar für die AfD in den Bundestag ein, trat aber im Januar 2022 aus der Fraktion aus. Die verbliebenen acht Männer und eine Frau kandidieren alle erneut. Den Umfragen zufolge könnte sich die Zahl der bayerischen AfD-Abgeordneten deutlich erhöhen.

Tessa Ganserer, 47, hat Geschichte geschrieben, die Grünen-Abgeordnete aus dem Wahlkreis Nürnberg-Nord zog 2021 neben Nyke Slawik als erste Transfrau in den Bundestag ein. Zuvor gehörte sie dem Landtag an, 2018 outete sie sich als erste Abgeordnete in Deutschland. Nun ist ihr der Hass zu viel geworden. „Der menschenverachtende Hass, der mir nicht wegen meiner politischen Inhalte, sondern aufgrund meines Seins entgegengebracht wurde, ist mir gewaltig an die Nieren gegangen“, teilte sie im Oktober mit, auch deswegen kandidiere sie kein weiteres Mal. Außerdem sei für sie immer klar gewesen, „dass es für mich auch noch ein Leben nach der Politik geben soll“.
19 Abgeordnete zählt die bayerische Grünen-Landesgruppe derzeit, den Umfragen nach könnte die Zahl ähnlich bleiben. Nicht mehr dabei sein wird Ekin Deligöz aus Neu-Ulm. Sie gehörte dem Bundestag 27 Jahre an und war zuletzt parlamentarische Staatssekretärin im Bundesfamilienministerium. Sie habe „einfach Lust, wieder in dem Beruf zu arbeiten, den ich einmal erlernt habe: Verwaltungsmodernisierung, Management, Bürokratieabbau“, sagte sie der Augsburger Allgemeinen, als sie im September bekanntgab, nicht mehr zu kandidieren.
Seit 2012 vertrat Beate Walter-Rosenheimer, 60, den Wahlkreis Fürstenfeldbruck in Berlin. Sie hatte sich bereits gegen eine erneute Kandidatur entschieden, als die Ampel-Regierung platzte. „Ich habe dieses Mandat immer als ein Mandat auf Zeit gesehen“, sagte sie. Nach nur einer Wahlperiode tritt Saskia Weishaupt, 31, aus München nicht mehr an. Auch Erhard Grundl, 62, aus Straubing verzichtete nach zwei Legislaturperioden auf eine erneute Kandidatur.

Bereits ausgeschieden ist Manuela Rottmann, 52, als sie im vergangenen November zur Bundesschatzmeisterin der Grünen gewählt wurde. Wegen der bei den Grünen praktizierten Trennung von Amt und Mandat war das notwendig. Sie war von 2017 an im Bundestag und ein prominentes Gesicht der Grünen in Unterfranken. 2023 kandidierte sie als Oberbürgermeisterin von Frankfurt, schaffte es jedoch nicht in die Stichwahl. Auch ihr Nachrücker Uwe Kekeritz, 71, der dem Bundestag bereits von 2009 bis 2021 angehörte, hört auf.
Die Linke stellt momentan drei Abgeordnete aus Bayern, Ates Gürpinar und Nicole Gohlke kandidieren wieder auf den beiden ersten Plätzen der Landesliste. Dass es die Linke wieder in den Bundestag schafft, ist nach dem jüngsten Aufschwung in den Umfragen wahrscheinlich. So oder so wird die derzeit dritte bayerische Abgeordnete nicht mehr dabei sein. Susanne Ferschl, 51, aus Kaufbeuren, tritt nicht mehr an, als Grund nannte sie unter anderem die Abspaltung des BSW von der Linken. Ferschl war seit 2017 im Bundestag und von 2018 bis 2023 stellvertretende Fraktionsvorsitzende.
Gut möglich, dass sich alle bisherigen und potenziellen FDP-Abgeordneten aus Bayern am Montag nach einer neuen Tätigkeit umschauen müssen. Den Umfragen zufolge wird es äußerst knapp für die Liberalen. 14 Bayern sind derzeit in Berlin vertreten, dass es erneut so viele werden, erscheint nahezu ausgeschlossen. Aufhören wollte niemand aus der bisherigen Landesgruppe, da jedoch zu den amtierenden Bundestagsabgeordneten auch einige ehemalige Abgeordneten der letzten Landtagsfraktion auf die Liste drängten, wird es selbst bei einem Wiedereinzug der FDP einige geben, die nicht mehr dabei sind. Aus persönlichen Gründen ist im August 2022 bereits Thomas Sattelberger, 75, ausgeschieden. Er war zuletzt parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung.