Tausende Bürgergeld-Empfänger in Bayern müssen ihre Bezüge oder Ersparnisse nutzen, um einen Teil der Miete zu bezahlen. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken hervor. Demnach ist der Anteil jener Haushalte, die unter die sogenannte Wohnkostenlücke fallen, in Bayern überdurchschnittlich groß. Gut 27 000 Bedarfsgemeinschaften hätten im Jahr 2023 nicht alle Ausgaben für Unterkunft und Heizung erstattet bekommen – was gut 17,5 Prozent aller Bedarfsgemeinschaften im Freistaat entspreche. Der Bundesschnitt wird hingegen mit 12,2 Prozent angegeben.
In Bayern mussten die betroffenen Haushalte „durchschnittlich rund 133 Euro im Monat, rund 18 Prozent der tatsächlichen Kosten, selbst finanzieren“, heißt es vonseiten der Linken. Es sei aber nicht hinnehmbar, „dass jeder und jede Sechste im Bürgergeldbezug Wohn- und Heizkosten vom Regelsatz aufwenden muss, denn diese Menschen fallen damit unter das gesetzlich garantierte Existenzminimum“, sagte die Bundestagsabgeordnete Susanne Ferschl. „Besonders betroffen sind Familien mit Kindern und Alleinerziehende.“ Ministerpräsident Markus Söder (CSU) müsse daher „für mehr Sozialwohnungen und bezahlbaren Wohnraum insgesamt sorgen“.
Als ein Grund gelten die hohen Mieten in Ballungsräumen. Denn trotz Bedarf läuft der Bau neuer Wohnungen und Häuser schleppend, die Genehmigungszahlen sind zuletzt eingebrochen. Das macht auch Normalverdienern die Suche nach bezahlbarem Wohnraum schwer. Entsprechend groß fällt die Wohnkostenlücke im Großraum München aus: Sie beträgt im Einzugsgebiet des Jobcenters Ebersberg 253 Euro, in Dachau 227 Euro und in der Landeshauptstadt 215 Euro. Schaut man auf die Familienverhältnisse, differenziert sich das Bild: So waren bayernweit 14,4 Prozent der Bedarfsgemeinschaften mit Kindern von der Lücke betroffen, vor allem in den Jobcentern Rottal-Inn (35 Prozent), Kulmbach und Cham (je 31 Prozent).
Die Staatsregierung hat der Wohnbaubranche Unterstützung versprochen. Neben viel Geld soll unter anderem ein Entschlacken der Vorschriften das Bauen wieder attraktiver machen. An Letzterem gibt es jedoch auch Kritik: Die Kommunen befürchten, dass weniger Bürokratie im Gegenteil in zusätzlicher Bürokratie münden könnte. Durch mehr Freiheiten etwa beim Dachausbau würden sich Feuerwehren und Brandschutzbehörden „in Schadensfällen einem hohen Rechtfertigungsdruck ausgesetzt sehen“, heißt es in einer Stellungnahme von Städte- und Gemeindetag aus dem Juli.