Mitten in Bayern:Warum heuer das Geld ausgehen könnte

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Die Sebastiani-Prozession in Wolfratshausen geht auf die Pest zurück. (Foto: Hartmut Pöstges)

Haben Sie zwischen Weihnachten und Dreikönig Wäsche rausgehängt und Sauerkraut gegessen? Das wäre in einem Fall verheerend, im anderen wünschenswert. Denn ob das Jahr gut wird, entscheidet sich im Umgang mit alten Bräuchen.

Glosse von Katja Auer

Geht das Jahr nicht richtig gut los? Schlechte Nachrichten, hohe Rechnungen? Vielleicht ist da schon vor ein paar Wochen etwas schiefgegangen, denn wer nicht aufpasst wie ein Haftlmacher rund um die Weihnachts- und Silvesterzeit, der kann sich das Jahr ganz schnell versauen. Da helfen die besten Vorsätze nichts.

Die Raunächte zum Beispiel bergen allerhand Tücken. In den Nächten zwischen Weihnachten und Dreikönig treiben Dämonen ihr Unwesen, so sagt es der Volksaberglaube, und wer sich nicht gut stellt mit den bösen Geistern, dem können sie übel mitspielen. Also muss geräuchert werden, um sie fernzuhalten von Haus und Hof, mancherorts auch gelärmt.

Damit ist es nicht getan, denn es gilt nicht nur zu handeln, sondern auch, gewisse Dinge zu unterlassen. Da gab es kürzlich eine gewisse Unruhe in einer gemütlichen Runde an Dreikönig, als eine Frau erzählte, dass sie gerade die erste Waschmaschine seit Weihnachten eingeschaltet habe. Die zweite glaubte zu wissen, dass die Wäsche sehr wohl gewaschen, nur nicht nach draußen gehängt werden dürfe, damit sich die bösen Geister nicht darin verfangen. Und die dritte sprach von einem Waschverbot nur zwischen Weihnachten und Silvester und auch nur für Bettwäsche, weil das Betttuch ein Leichentuch provoziere, also einen Todesfall, sollte es zur Unzeit gewaschen werden. Erleichtert seufzten jene, die nur Socken und Unterhosen gewaschen hatten - und diese dann in den Trockner gesteckt.

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Nicht genug, auch das Finanzielle muss bereits in der staden Zeit geregelt werden. Wer richtig isst, dem geht das Geld nicht aus, heißt es. Linsen tischen etwa Franken und Schwaben auf, die Spatzen oder auch Spozn dazu dienen lediglich der Sättigung und haben keinen magischen Effekt. Sauerkraut soll in Unterfranken die Liquidität über das Jahr garantieren und wer im Allgäu einen Karpfen verspeist und sich ein paar getrocknete Schuppen in den Geldbeutel legt, der wird Glück haben im neuen Jahr. Nichts davon stand auf dem Speiseplan? Dann müssen Sie heuer wohl sparen und bei nächster Gelegenheit ein Gericht aus Karpfen, Kraut und Linsen kreieren. Damit sollten Sie auf der sicheren Seite sein.

Im Moment endlich gibt es nichts Besonderes zu beachten, es wird ruhiger nach der staden Zeit. Wobei, bald ist Sebastiani, den sollten sich Obstbaum-Besitzer merken. Und dann kommt Maria Lichtmess, da wird der Jahresbedarf an Kerzen geweiht. Nur zur Sicherheit, damit Sie nichts verpassen.

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