Blattmacher-Wettbewerb 2023/24Im wahrsten Sinne ausgezeichnet

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Der „innfloh“ vom Ruperti-Gymnasium Mühldorf sicherte sich in seiner Kategorie Platz drei. Moderiert wurde die Auszeichnung von Anna Günther, Bildungsredakteurin im SZ-Bayernteil. Rechts ist Wolfgang Mutter, der Chef der Gymnasialabteilung im Kultusministerium, zu sehen.
Der „innfloh“ vom Ruperti-Gymnasium Mühldorf sicherte sich in seiner Kategorie Platz drei. Moderiert wurde die Auszeichnung von Anna Günther, Bildungsredakteurin im SZ-Bayernteil. Rechts ist Wolfgang Mutter, der Chef der Gymnasialabteilung im Kultusministerium, zu sehen. (Foto: Robert Haas)

Bayerns Schülerzeitungen bestechen durch Professionalität, Qualität und Vielfalt. Die besten wurden nun von der „Süddeutschen Zeitung“, dem bayerischen Kultusministerium und der Nemetschek Stiftung prämiert – in der 19. Runde des Blattmacher-Wettbewerbs.

Von Maximilian Gerl

Von der Wand strahlen die Sieger. In langer Reihe hängen dort die besten Schülerzeitungen Bayerns an Nylonschnüren – beäugt von denen, die sie recherchiert, geschrieben, illustriert und layoutet haben. Immer wieder heben die jungen Journalistinnen und Journalisten eines der Hefte an und blättern durch die Seiten; schauen, was die Konkurrenz gemacht hat. Manchmal stiehlt sich ein anerkennendes Nicken dazu. „So was könnten wir auch mal machen“, sagt ein Schüler zu einem anderen.

Vorbilder sind die Sieger des Blattmacher-Wettbewerbs 2023/24 in jedem Fall. Zum 19. Mal haben die Süddeutsche Zeitung, das bayerische Kultusministerium und die Nemetschek Stiftung die besten Schülerzeitungen des Landes ausgezeichnet. Zur Ehrung ins Münchner Literaturhaus kamen an diesem Freitag gut 180 Schülerinnen und Schüler sowie ihre Lehrkräfte. Indirekt mit dabei: die Schweißperlen, die die Jury im Vorfeld vergossen hatte. Oft entschieden Kleinigkeiten über die Platzierung, so sehr überzeugten viele Einsendungen. Angesichts der Professionalität der prämierten Zeitungen erinnerte sich Ulrich Schäfer, stellvertretender Chefredakteur der SZ, an seine eigenen Schülerzeiten: Für die Abi-Zeitung hätten sie damals die Seiten noch „durch den Drucker gejagt“ und händisch aneinandergeheftet.

Sichtbar ist der Unterschied zu Schäfers Zeiten schon an den Titelseiten der Schülerhefte. Manches könnte am Kiosk um die Ecke ausliegen, lockt mit buntem Cover und durchdachtem Layout. Online nutzen viele Redaktionen die digitalen Möglichkeiten selbstverständlich auch für Videos oder Podcasts. Ebenso professionell geht es inhaltlich zu – vor allem aber vielfältig, das vielleicht wichtigste Gütesiegel. Eine gute Schülerzeitung solle „abwechslungsreich und kritisch“ sein, fand etwa Wolfgang Mutter, „eine Stimme der Schülerinnen und Schüler“. Der Chef der Gymnasialabteilung im Kultusministerium vertrat die erkrankte Ministerin Anna Stolz (FW). Moderiert wurde die Veranstaltung von Anna Günther, Bildungsredakteurin im SZ-Bayernteil, und der ehemaligen Landesschülersprecherin Marlena Thiel. Für musikalische Unterhaltung sorgte Melli Zech mit Gitarre und Gesang.

Wer durch die Schülerzeitungen blättert, weiß danach, was Bayerns Kinder und Jugendliche bewegt. Ihre Texte handeln vom Schulalltag, schildern Neues, Lustiges und Anstrengendes – geben aber auch der Welt außerhalb Raum, befassen sich mit Migration, Gendern oder Künstlicher Intelligenz. Beispielhaft gelang der GMS News (Grund- und Mittelschule Strullendorf) ein solcher Sprung durch die Themenwelten: Nur eine Seite liegt da zwischen dem umstrittenen Musiker Kanye West und einer Bastelanleitung für Insektenhotels. Laut Redaktion werde gemeinsam entschieden, was in die Zeitung komme. Die Bedingung: dass für alle Altersstufen etwas dabei sei.

Für musikalische Unterhaltung im Literaturhaus sorgte Melli Zech mit Gitarre und Gesang.
Für musikalische Unterhaltung im Literaturhaus sorgte Melli Zech mit Gitarre und Gesang. (Foto: Robert Haas)

Ulrich Schäfer, stellvertretender Chefredakteur der SZ (vorne links), zeigte sich beeindruckt angesichts der Professionalität der ausgezeichneten Blattmacher.
Ulrich Schäfer, stellvertretender Chefredakteur der SZ (vorne links), zeigte sich beeindruckt angesichts der Professionalität der ausgezeichneten Blattmacher. (Foto: Robert Haas)

Das schließt Erwachsene ein. Auch sie können bei der Schülerzeitungslektüre dazulernen: zum Beispiel, wie das Schulsystem in Äthiopien funktioniert (BOSCOP, Städtische Nelson-Mandela-BOS Wirtschaft München) oder ein Wasserwerk (innfloh, Ruperti-Gymnasium Mühldorf). Oder sie können ins Nachdenken geraten. So stellte sich die Redaktion des Camerjägers (Camerloher Gymnasium Freising) unter anderem die Frage, ob Geld glücklich macht. Dagegen fokussierten sich die Kolleginnen und Kollegen des Wallburg Express (Georg-Göpfert-Mittelschule Eltmann) auf das Thema Zukunft und wie diese die Menschen bewegt, aber vielleicht auch verunsichert. Für die Qualität der bayerischen Schülerzeitungen spricht zudem, dass sie sich vom Corona-Schock erholt haben. Während der Pandemie hatten viele Redaktionen zu kämpfen, am Ende des Schuljahres eine Art Notausgabe zusammenzubringen. Doch zuletzt gingen mit 124 Einsendungen wieder mehr beim Blattmacher-Wettbewerb ein. Eine Entwicklung, die umso erstaunlicher ist, wenn man sich die Produktionsbedingungen vor Augen ruft: Oft werkeln die Kinder und Jugendlichen in ihrer Freizeit an den Zeitungen.

Die Qualität soll natürlich trotzdem noch größer werden. Je 200 Euro erhalten die Dritt-, je 300 Euro die Zweit- und je 500 Euro die Erstplatzierten. Letztere werden für ein Jahr Teil des sogenannten Clubs der Besten: Sie müssen für ein Jahr aussetzen, damit andere die Chance auf den ersten Platz haben, dürfen dafür aber aus einem Angebot an Workshops wählen. Schließlich hat die Presse einen grundgesetzlichen Auftrag, an den Silke Zimmermann von der Nemetschek Stiftung erinnert. Schülerzeitungen seien deshalb „der ideale Raum, um Demokratie auszuprobieren“ – und um eigene Sorgen auszudrücken und Themen eine Öffentlichkeit zu verschaffen.

Für die Siegerredaktionen des Blattmachers geht derweil die Reise als Vorbild weiter. Denn alle ausgezeichneten Schülerzeitungen schickt das Kultusministerium weiter in den Bundeswettbewerb. Und in dem haben erfahrungsgemäß Bayerns Beste ziemlich gute Chancen, auch Deutschlands Beste zu werden.

Die Preisträger

Grundschulen: 1. Klenzis Knaller, Grundschule an der Klenzestraße 48 München; 2. SCHOOLI, Grundschule am Weinberg Alzenau/Michelbach; 3. Tintenklecks, Grundschule Odelzhausen.

Mittelschulen: 1. MS Voice, Mittelschule Geretsried; 2. Wallburg Express, Georg-Göpfert-Mittelschule Eltmann; 3. GMS News, Grund- und Mittelschule Strullendorf.

Förderschulen: 1. KOKO, Adolf-Kolping-Berufsschule München; 2. Nabbadabbadoodle Racers, Maria-Schwägerl-Schule Nabburg; 3. Eastsider, Staatliches Förderzentrum München Ost.

Gymnasien: 1. Blickkontakt, Von-Müller-Gymnasium Regensburg; 2. Camerjäger, Camerloher Gymnasium Freising; 3. innfloh, Ruperti-Gymnasium Mühldorf.

Realschulen: 1. die idee, Maria-Ward-Realschule Mindelheim; 2. &Punkt, Staatliche Realschule Schonungen; 3. Pen(n)house, Staatliche Realschule an der Salzstraße Kempten.

Berufliche Schulen: 1. Wortwechsel, Berufliche Oberschule Erding; 2. eigenleben, Klara-Oppenheimer-Schule Würzburg; 3. BOSCOP, Städtische Nelson-Mandela-BOS Wirtschaft München.

Online: 1. Spickzettel, Joseph-Bernhart-Gymnasium Türkheim; 2. Mammut, Gymnasium Veitshöchheim; 3. Blog im Blauen Land, Realschule im Blauen Land Murnau.

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