Bildbearbeitung:„Erschreckend einfach“

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Die Redaktion von "die Idee" testete für einen Schwerpunkt in der Schülerzeitung, wie einfach Künstliche Intelligenz Bilder manipulieren kann. (Foto: Screenshot SZ)

Künstliche Intelligenz bessert Bildfehler aus, erweitert Fotos oder erfindet ganz neue Motive. Für Schülerzeitungen können solche Tools eine Arbeitserleichterung sein – aber auch eine Gefahr.

Von Maximilian Gerl

Die richtigen und vor allem die besten Bilder für ihre Schülerzeitung zu finden, das ist für viele Redaktionen knifflig. Fotos vom Weihnachtsmarkt oder fürs Lehrer-Interview sind schnell geknipst, doch das Ergebnis entspricht nicht immer den Ansprüchen – mal sind Staubkörner auf der Linse, mal sehen die Farben falsch aus, mal wurde der Bildausschnitt falsch gewählt. Noch komplizierter wird es, wenn man über Dinge außerhalb des Schulkosmos berichten will. Zu vielen Themen aus Politik, Gesellschaft oder Sport ist es nicht möglich, selbst Fotos anzufertigen; zugleich gibt es kaum bis kein frei nutzbares Bildmaterial im Netz.

Künstliche Intelligenz (KI) klingt da, als könnte sie die Lösung sein. Längst werben Hunderte Programme damit, mithilfe smarter Algorithmen Bilder nach Maß zu erstellen. Vereinfacht setzen die einen Tools auf das Bearbeiten bestehender Bilder, die anderen aufs Generieren komplett neuer Motive. Sie eint, dass sie Arbeitserleichterung versprechen – und Gefahr, die Grenzen der Realität zu sprengen.

Für dieses Bild erweiterte die KI das Bild einfach generativ, auf den ersten Blick ist das Foto nicht als Fälschung zu erkennen. (Foto: Screenshot SZ)

In jedem Fall ist es erstaunlich, mit wie wenigen Klicks sich Bilder inzwischen verändern lassen. Beispielhaft zeigen das mehrere Selbstversuche, die die Redaktion der Idee (Maria-Ward-Realschule Mindelheim) für ihre Ausgabe unternommen hat. In einem wies sie die KI an, den Ausschnitt eines Bildes zu erweitern. Die KI war zwar ahnungslos, wie die Umgebung tatsächlich aussah – trotzdem fügte sie das Motiv in eine realistisch wirkende Szenerie ein, die auf den ersten Blick nicht als Fälschung zu erkennen war. „Generatives Erweitern“ heißt diese Technik.

Auf anderen Fotos ließ das Idee-Team Sonnenbrillen aus Gesichtern verschwinden oder im Hintergrund Menschen auftauchen. Die Ergebnisse bezeichnet Betreuungslehrer Florian Schomanek am Telefon als „erfolgreich“, aber auch als „erschreckend einfach“. Einerseits sei es bedenklich, wie leicht sich Bilder so manipulieren ließen, dass Wahres und Erfundenes kaum auseinanderzuhalten seien. Andererseits könnten die KI-Funktionen auch beim Layouten der Schülerzeitung helfen. „Das ist eine tolle Sache.“

Die Redaktion von "die Idee" gewinnt im Blattmacher-Wettbewerb 2023/2024 den ersten Platz der Kategorie Realschulen. (Foto: Robert Haas/Robert Haas)

Die muss man sich aber häufig leisten können. Zwar gibt es auch in Sachen KI inzwischen Freeware im Netz; die Qualität der Ergebnisse indes schwankt schon mal. Das Idee-Team griff für seine Versuche auf Adobe Photoshop zurück. Das Programm gilt als so etwas wie der König der Bildbearbeitung, entsprechende Lizenzgebühren inklusive. Etwas günstiger ist der Foto-Editor Luminar Neo, der unter anderem eine KI-gestützte Retusche-Funktion beinhaltet. Alternativ bietet sich womöglich Canva an. Als Online-Tool für Grafikdesign versammelt es eine ganze Reihe an Bearbeitungsmöglichkeiten, die allerdings nur zum Teil in der kostenlosen Basisversion enthalten sind.

Einen Schritt weiter gehen KI-Bildgeneratoren, die auf Anweisung komplett neue Motive erstellen. Die bekanntesten unter ihnen heißen Midjourney, Adobe Firefly und Dall-E3. Auf Letzteren greift auch der Chatbot Chat-GPT zu – aber nur für angemeldete Nutzerinnen und Nutzer.

Bleibt ganz grundsätzlich die Frage: Sollte man solche und andere KI-Bild-Tools überhaupt im Schülerzeitungsalltag einsetzen? Und wenn ja, in welchem Umfang? Das muss jede Redaktion für sich entscheiden. Wichtig ist aber, das Ergebnis immer deutlich zu kennzeichnen: Guter Journalismus darf nicht vorgaukeln, was nicht ist. „Der Pressekodex gilt auch für journalistische Inhalte, die mithilfe von Künstlicher Intelligenz entstanden sind“, heißt es etwa in einer Mitteilung des Deutschen Presserats. „Es darf nicht der Eindruck entstehen, dass künstlich generierte Bilder die Realität abbilden.“ So sieht das auch Lehrer Schomanek. Die KI-Selbstversuche seien interessant gewesen, sagt er, und die Idee werde sicher an dem Thema dranbleiben – man wisse jetzt aber auch, „wo die Grenzen sind“.

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